Frag doch mal die Frauen!
Gartenarbeit, Ernährung, Landwirtschaft: Der Landfrauenverband Rheinland-Nassau hat eine Kampagne mit zahlreichen Kursen und weiteren Angeboten gestartet. Was steckt dahinter? Auf jeden Fall richtig viel.
Nein, dass sie mit ihrer Initiative so in aktuelle Debatten hineingeraten würden, das hätten sie nicht gedacht, die Landfrauen: Aber seit Beginn der Demonstrationen im Dezember infolge der Subventionskürzungen (wir berichteten immer wieder) sind die Bauern und ihre Arbeit nun wirklich Thema, landauf und landab. Und damit auch die Bäuerinnen.
„Ich war sehr überrascht über den Rückhalt, den die Landwirtschaft plötzlich hatte.“Gerlinde Lehnen Landwirtin aus Nusbaum
„Das interessiert die Leute schon“, sagt Landwirtin Gerlinde Lehnen aus Nusbaum in der Südeifel. „Ich war sehr überrascht über den Rückhalt, den die Landwirtschaft plötzlich hatte.“Zusammen mit ihrem Mann Manfred macht die 59-Jährige etwas, wie sie sagt, inzwischen „ganz Exotisches“: Die beiden sind Sauenhalter, beinah die Letzten, die
noch Schweine züchten in der Umgebung – und die Tiere ausschließlich regional vermarkten.
Gerlinde Lehnen war unter anderem bei einer der Demonstrationen in Bitburg. „Ich war völlig von den Socken, wie viele Leute dort waren“, sagt sie. Bauern, Handwerker – aber eben auch viele Junglandwirte, denen es an Perspektiven fehle, weil sie mit immer mehr Schwierigkeiten und Auflagen konfrontiert seien.
Verständnis für die Bauern: Just zum Monatsbeginn hat der Landfrauenverband Rheinland-Nassau
seine Kampagne gestartet – mit Hunderten Angeboten rund um Gartenbau, Ernährung und natürlich Landwirtschaft. Motto: „Lecker, nachhaltig und von nebenan.“
Und, so müsste man ergänzen, ein bisschen unübersichtlich. Auch weil das Gesamtprogramm so vollgepackt ist wie ein Erntekorb in einem der zahlreichen Hochglanzmagazine, die uns das Landleben als reines Idyll zwischen Backen und Dekorieren verkaufen.
Aber das können wir sortieren. Im Fokus stehen drei Dinge.
Zuallererst geht es dabei ums Gärtnern: „Das Thema Garten ist in, das wissen wir“, sagt die Verbandspräsidentin, Gudrun Breuer aus Winringen im Prümer Land. Das wollen die Frauen – 17.000 Mitglieder hat der Verband – nutzen.
Und zwar mit konkreten Lehr-Angeboten: Etwa 100 „Workshops“sind vorgesehen, sie werden in den kommenden zwei Jahren immer wieder und von allen 17 Kreisverbänden ausgerichtet.
Inhalte: das richtige Säen und Setzen, wasser- und ressourcenschonendes Gärtnern, Beete anlegen, Kompostieren, Gemüse auf kleinem Raum, resiliente Pflanzen – und vieles mehr.
Zweiter Schwerpunkt, mit ähnlich vielen Angeboten: die Ernährung. Ergänzend zum Thema Garten soll den Teilnehmenden gezeigt werden, wie sie ihre Ernte besser haltbar machen, ihre Erträge insgesamt besser verwerten können. Und dass man nicht gleich wegwerfen muss, was vielleicht „nicht so schön“gewachsen ist wie die fleckenfreie Normware, die man im Supermarkt erhält.
Schließlich drittens: Der direkte Kontakt mit Bäuerinnen und Bauern. Da setzen sie auf den Dialog zwischen Landwirten und Bürgern. Den „Lernort Bauernhof“, sagt Gudrun Breuer, gebe es ja schon länger als Angebot für Kinder. Jetzt aber sollen auch die Erwachsenen die Höfe besuchen, mit aufs Feld gehen, Fragen stellen „und sehen, wie die Landwirte arbeiten“. Und darüber deren Tätigkeit besser verstehen lernen – jenseits aller Parolen und Vorurteile. Was ja, in diesen überhitzten Zeiten, vielleicht nicht das Schlechteste ist.
Ein weiterer, genereller Schwerpunkt laut Verband: nachhaltiges Arbeiten mit der Natur – „in der Landwirtschaft genauso wie im eigenen Garten“. Oder, wie es Gudrun Breuer ausdrückt: „Jeder kann was tun für den Klimaschutz. Dazu muss man sich nicht festkleben. Sondern kann vor der eigenen Haustür, im eigenen Garten etwas machen.“
Das sei ein bisschen wie in früheren Zeiten – „da haben die Leute die Nachhaltigkeit gelebt, bevor dieses Wort irgendwo aufgeploppt ist. Das, was ums Haus gewachsen ist und angebaut wurde, das wurde genutzt. Und nicht weggeworfen.“Genau das findet auch Gerlinde Lehnen so wichtig: „Es beginnt ja mit dem Garten. Das ist das im Kleinen, was die Landwirtschaft im Großen macht.“Und dahinter steckten Arbeit, Mühe und Geduld – „und das ist, was wir für die Leute erlebbar machen wollen“.
Genau das Verständnis dafür zu wecken – es ist ein weiteres Ziel der Initiative. Die Landfrauen wollen Tausende Menschen erreichen, die auf die Angebote eingehen sollen. Klar, sagt Gudrun Breuer: „Das ist ein ambitioniertes Ziel. Aber wer sich keine Ziele steckt, kann auch nichts erreichen.“
Die Workshops und Hofbesuche werden im laufenden und im kommenden Jahr von den 17 Kreisverbänden der Landfrauen in der gesamten Region angeboten. Sie können einzeln und unabhängig voneinander besucht werden.
Los geht es Mitte April. Die Teilnahme ist kostenlos – für alle Interessierten, von Klein bis Groß.
„Jeder kann was tun für den Klimaschutz. Dazu muss man sich nicht festkleben.“Gudrun Breuer Verbandspräsidentin