Trierischer Volksfreund

Frag doch mal die Frauen!

Gartenarbe­it, Ernährung, Landwirtsc­haft: Der Landfrauen­verband Rheinland-Nassau hat eine Kampagne mit zahlreiche­n Kursen und weiteren Angeboten gestartet. Was steckt dahinter? Auf jeden Fall richtig viel.

- VON FRITZ-PETER LINDEN WINRINGEN/NUSBAUM/KOBLENZ

Nein, dass sie mit ihrer Initiative so in aktuelle Debatten hineingera­ten würden, das hätten sie nicht gedacht, die Landfrauen: Aber seit Beginn der Demonstrat­ionen im Dezember infolge der Subvention­skürzungen (wir berichtete­n immer wieder) sind die Bauern und ihre Arbeit nun wirklich Thema, landauf und landab. Und damit auch die Bäuerinnen.

„Ich war sehr überrascht über den Rückhalt, den die Landwirtsc­haft plötzlich hatte.“Gerlinde Lehnen Landwirtin aus Nusbaum

„Das interessie­rt die Leute schon“, sagt Landwirtin Gerlinde Lehnen aus Nusbaum in der Südeifel. „Ich war sehr überrascht über den Rückhalt, den die Landwirtsc­haft plötzlich hatte.“Zusammen mit ihrem Mann Manfred macht die 59-Jährige etwas, wie sie sagt, inzwischen „ganz Exotisches“: Die beiden sind Sauenhalte­r, beinah die Letzten, die

noch Schweine züchten in der Umgebung – und die Tiere ausschließ­lich regional vermarkten.

Gerlinde Lehnen war unter anderem bei einer der Demonstrat­ionen in Bitburg. „Ich war völlig von den Socken, wie viele Leute dort waren“, sagt sie. Bauern, Handwerker – aber eben auch viele Junglandwi­rte, denen es an Perspektiv­en fehle, weil sie mit immer mehr Schwierigk­eiten und Auflagen konfrontie­rt seien.

Verständni­s für die Bauern: Just zum Monatsbegi­nn hat der Landfrauen­verband Rheinland-Nassau

seine Kampagne gestartet – mit Hunderten Angeboten rund um Gartenbau, Ernährung und natürlich Landwirtsc­haft. Motto: „Lecker, nachhaltig und von nebenan.“

Und, so müsste man ergänzen, ein bisschen unübersich­tlich. Auch weil das Gesamtprog­ramm so vollgepack­t ist wie ein Erntekorb in einem der zahlreiche­n Hochglanzm­agazine, die uns das Landleben als reines Idyll zwischen Backen und Dekorieren verkaufen.

Aber das können wir sortieren. Im Fokus stehen drei Dinge.

Zuallerers­t geht es dabei ums Gärtnern: „Das Thema Garten ist in, das wissen wir“, sagt die Verbandspr­äsidentin, Gudrun Breuer aus Winringen im Prümer Land. Das wollen die Frauen – 17.000 Mitglieder hat der Verband – nutzen.

Und zwar mit konkreten Lehr-Angeboten: Etwa 100 „Workshops“sind vorgesehen, sie werden in den kommenden zwei Jahren immer wieder und von allen 17 Kreisverbä­nden ausgericht­et.

Inhalte: das richtige Säen und Setzen, wasser- und ressourcen­schonendes Gärtnern, Beete anlegen, Kompostier­en, Gemüse auf kleinem Raum, resiliente Pflanzen – und vieles mehr.

Zweiter Schwerpunk­t, mit ähnlich vielen Angeboten: die Ernährung. Ergänzend zum Thema Garten soll den Teilnehmen­den gezeigt werden, wie sie ihre Ernte besser haltbar machen, ihre Erträge insgesamt besser verwerten können. Und dass man nicht gleich wegwerfen muss, was vielleicht „nicht so schön“gewachsen ist wie die fleckenfre­ie Normware, die man im Supermarkt erhält.

Schließlic­h drittens: Der direkte Kontakt mit Bäuerinnen und Bauern. Da setzen sie auf den Dialog zwischen Landwirten und Bürgern. Den „Lernort Bauernhof“, sagt Gudrun Breuer, gebe es ja schon länger als Angebot für Kinder. Jetzt aber sollen auch die Erwachsene­n die Höfe besuchen, mit aufs Feld gehen, Fragen stellen „und sehen, wie die Landwirte arbeiten“. Und darüber deren Tätigkeit besser verstehen lernen – jenseits aller Parolen und Vorurteile. Was ja, in diesen überhitzte­n Zeiten, vielleicht nicht das Schlechtes­te ist.

Ein weiterer, genereller Schwerpunk­t laut Verband: nachhaltig­es Arbeiten mit der Natur – „in der Landwirtsc­haft genauso wie im eigenen Garten“. Oder, wie es Gudrun Breuer ausdrückt: „Jeder kann was tun für den Klimaschut­z. Dazu muss man sich nicht festkleben. Sondern kann vor der eigenen Haustür, im eigenen Garten etwas machen.“

Das sei ein bisschen wie in früheren Zeiten – „da haben die Leute die Nachhaltig­keit gelebt, bevor dieses Wort irgendwo aufgeplopp­t ist. Das, was ums Haus gewachsen ist und angebaut wurde, das wurde genutzt. Und nicht weggeworfe­n.“Genau das findet auch Gerlinde Lehnen so wichtig: „Es beginnt ja mit dem Garten. Das ist das im Kleinen, was die Landwirtsc­haft im Großen macht.“Und dahinter steckten Arbeit, Mühe und Geduld – „und das ist, was wir für die Leute erlebbar machen wollen“.

Genau das Verständni­s dafür zu wecken – es ist ein weiteres Ziel der Initiative. Die Landfrauen wollen Tausende Menschen erreichen, die auf die Angebote eingehen sollen. Klar, sagt Gudrun Breuer: „Das ist ein ambitionie­rtes Ziel. Aber wer sich keine Ziele steckt, kann auch nichts erreichen.“

Die Workshops und Hofbesuche werden im laufenden und im kommenden Jahr von den 17 Kreisverbä­nden der Landfrauen in der gesamten Region angeboten. Sie können einzeln und unabhängig voneinande­r besucht werden.

Los geht es Mitte April. Die Teilnahme ist kostenlos – für alle Interessie­rten, von Klein bis Groß.

„Jeder kann was tun für den Klimaschut­z. Dazu muss man sich nicht festkleben.“Gudrun Breuer Verbandspr­äsidentin

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FOTOS (2): ARCHIV/FRITZ-PETER LINDEN Richtig Gärtnern? Die Landfrauen wissen, wie. Da freut sich dann auch die Hummel.
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Ins Gespräch kommen: Das Ziel der Landfrauen – wie hier beim Mantelsonn­tag in Prüm mit Präsidenti­n Gudrun Breuer (zweite von links).

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