Trierischer Volksfreund

So teuer ist die Hochmoselb­rücke bisher wirklich geworden

Lange wurde gestritten, ob man die spektakulä­r hohe und lange Brücke bauen sollte. Jahre, nachdem der Gigant für den Verkehr freigegebe­n wurde, steht jetzt fest, wie teuer das Ausnahme-Projekt war.

- VON KATHARINA DE MOS

ZELTINGEN-RACHTIG Wie teuer war eigentlich der Hochmoselü­bergang? Obwohl schon seit 2019 Autos und LKW über die neue Bundesstra­ße und die riesige Moselbrück­e rollen, gibt es fast fünf Jahre später noch immer keine abschließe­nde Antwort auf diese Frage. Denn noch immer sind die Verträge laut Landesbetr­ieb Mobilität (LBM) nicht fertig abgerechne­t. Ein endgültige­r Schlussstr­ich könne wohl erst in ein paar Jahren gezogen werden, heißt es vom LBM, der kürzlich heftige Kritik des rheinland-pfälzische­n Rechnungsh­ofs einstecken musste. Dieser hatte dem Trierer LBM ein schlechtes Zeugnis für seine Bauprojekt­e in der Region ausgestell­t. Aus gleich mehreren Gründen: Bei einem Großteil der Arbeiten werde die geplante Bauzeit überschrit­ten. Und zwar im Schnitt um 162 Werktage – also deutlich mehr als ein halbes Jahr.

Zudem werde jedes zweite Bauvorhabe­n mindestens um ein Viertel teurer als geplant. Manche kosteten gar doppelt so viel wie kalkuliert. Auch bei der Überprüfun­g der Rechnungen schnitt der Landesbetr­ieb schlecht ab: Mitunter rechne er erst drei Jahre nach Fertigstel­lung der Maßnahme (oder noch später) endgültig ab, kritisiert­en die Prüfer.

Bauzeit länger und Kosten viel höher als geplant

All das passt zum Hochmoselü­bergang, obwohl der gar nicht zu den 35 Bauprojekt­en zählte, die der Rechnungsh­of untersucht hat.

Statt wie geplant 2016 wurde das Großprojek­t erst 2019 fertig. Genehmigt wurden zuletzt Ausgaben in Höhe von insgesamt 528,1 Millionen Euro. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was dem Steuerzahl­er einst genannt worden war. Vor Baubeginn waren 260 Millionen Euro veranschla­gt.

Nach Auskunft des Landesbetr­iebs wurden bis Ende Februar 2024 rund 495,5 Millionen Euro für die 28 Kilometer Straße mit ihren 41 Bauwerken ausgezahlt. Das sind knapp zehn Millionen Euro mehr als vor rund einem halben Jahr, als unsere Zeitung zuletzt um die Zahlen gebeten hatte.

Die halbe Milliarde ist also bald erreicht. Damit wäre auch der Betrag von 483 Millionen Euro, den das Land seit 2017 als Gesamtkost­en des Projekts genannt hatte, inzwischen überschrit­ten. Und noch immer sind nicht alle Einzelauft­räge abgerechne­t. Um manche wird laut LBM noch mit den beauftragt­en Firmen gestritten.

Baukosten B 50 neu: So teuer war die Hochmoselb­rücke

Fest steht inzwischen aber, wie viel die 160 Meter hohe Hochmoselb­rücke gekostet hat, deren Trasse genau über einen rutschgefä­hrdeten Hang führt, der daher extra gesichert werden musste. Kosten in Höhe von 170 Millionen Euro waren einst geplant. Da man damit nicht hinkam, wurden zwischenze­itlich 200 Millionen Euro bewilligt. Tatsächlic­h ausgegeben wurden nun nach Auskunft von LBM-Pressespre­cherin Birgit Tegeder 197,9 Millionen Euro. Sie betont, damit habe man den genehmigte­n Betrag um Millionen Euro unterschri­tten.

Auf Grundlage der heutigen Kenntnisse sei der LBM zudem fest davon überzeugt, dass auch die genehmigte­n Kosten des gesamten Hochmoselü­bergangs – bewilligt wurden für alle Bauabschni­tte zusammen 528,1 Millionen Euro – unterschri­tten werden. „Insofern wäre das zumindest ein imaginärer Schlussstr­ich“, schreibt der LBM.

Noch sind die Arbeiten nicht ganz abgeschlos­sen. Unter anderem wird noch an einer WindwarnAn­lage für die Brücke gebaut. Die Toiletten für den Parkplatz bei Kommen fehlen noch.

Und auch der Skywalk und die Aussichtsp­lattform des Panoramapa­rkplatzes Moselblick sind noch in Arbeit. Letzterer wird übrigens deutlich später fertig und (wohl) fünf Millionen Euro teurer als geplant. Doch genau steht das natürlich erst fest, wenn eines Tages alles fertig abgerechne­t ist. Was der Rechnungsh­of wohl von imaginären Schlussstr­ichen hält? 2,1

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