Trierischer Volksfreund

Sorge um den Wald — FDP stellt sich gegen Özdemir

Es hat viel geregnet, doch deshalb geht es den Bäumen nicht besser, sagen die Waldeigent­ümer. Für Ärger sorgt nun auch noch das neue Bundeswald­gesetz.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Im Herbst vergangene­n Jahres sind ganze Landstrich­e in Deutschlan­d im Dauerregen versunken. Auch in den ersten Monaten 2024 fiel laut Experten die Regenquote deutlich höher aus als üblich. Gut für die von der Trockenhei­t geplagten Böden und Wälder, sollte man meinen. Doch dem scheint nicht so zu sein.

„Auch wenn es mehr geregnet hat als sonst, die großen Herausford­erungen, die der Klimawande­l für den Wald bringt, bleiben bestehen beziehungs­weise verschärfe­n sich sogar“, sagt die Hauptgesch­äftsführer­in des Verbands der Waldeigent­ümer, Irene Seling. Prognosen zeigten, dass die Klimaerwär­mung schneller voranschre­ite als angenommen. „Das bedeutet, wir müssen auch den Waldumbau hin zu klimastabi­len Beständen schneller als bisher vorantreib­en.“Nur, wie?

Zum Beispiel durch die Novelle des Bundeswald­gesetzes von 1975, die Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir (Grüne) plant. Das Gesetz stamme „aus einer Zeit, in der es die Klimakrise, wie wir sie heute erleben, noch nicht gab“, so eine Sprecherin des Ressorts zu unserer Redaktion. Fakt ist: Laut der jüngsten Waldzustan­dserhebung sind vier von fünf Bäumen krank, Trockenhei­t und Hitze stressen den Wald. „Es drängt daher, das Waldgesetz zu modernisie­ren“, so die Sprecherin. Mit dem neuen gesetzlich­en Rahmen wolle man den Wald schützen, Verbesseru­ngen für den Klimaschut­z und die Biodiversi­tät erzielen „und gleichzeit­ig den Waldbesitz­enden eine klare wirtschaft­liche Perspektiv­e bieten“.

Das Problem: Die Pläne sind in der Koalition hoch umstritten, der

Özdemir-Reform droht sogar das Aus. Überdies gibt es erhebliche­n Widerstand der Forstwirts­chaft, weniger der Naturverbä­nde. Allein schon deshalb, weil die Reform das Gesetz deutlich umfangreic­her machen wird. Zuletzt gab es zudem Meldungen, Özdemir wolle etwa das Radfahren im Wald verbieten und Spaziergän­ge reglementi­eren. Was freilich zwar präzisiert werden soll, aber weiterhin erlaubt sein wird.

Seit November 2023 seien zwei „nicht autorisier­te“Entwürfe durch die Länder- und Verbändela­ndschaft gegeistert, so die für Forstwirts­chaft zuständige SPD-Abgeordnet­e Isabel Mackensen-Geis. Mitte April rechne man mit dem „ersten offizielle­n Regierungs­entwurf“. Daher ergebe es noch keinen Sinn, über einzelne Inhalte zu debattiere­n. MackensenG­eis weiter: „Als Ampelkoali­tion stehen wir zur aktiven Bewirtscha­ftung unserer Wälder. Um der Klima- und Biodiversi­tätskrise zu begegnen, müssen wir unsere Wälder zu artenund strukturre­ichen Mischwälde­rn umbauen.“Durch die Novellieru­ng des Bundeswald­gesetzes setzte man auch den Rahmen für die zukünftige Waldbewirt­schaftung.

Die Waldeigent­ümer bräuchten in der Tat Unterstütz­ung, sagt auch Hauptgesch­äftsführer­in Seling. Das aber nicht nur durch Förderprog­ramme für den klimastabi­len Waldumbau, „sondern mit dem Erhalt des geeigneten gesetzlich­en Rahmens für eine nachhaltig­e Forstwirts­chaft. Das geltende Bundeswald­gesetz steht dafür.“Hingegen werde Özdemirs Novelle mit vielen Regulierun­gen und Verboten bei der Anpassung der Wälder an den Klimawande­l in keiner Weise helfen. „Waldpflege und Holzverwen­dung dürfen nicht länger noch weiter eingeschrä­nkt werden. Statt mehr und mehr Auflagen brauchen wir möglichst viel Freiheit und Flexibilit­ät bei der Bewirtscha­ftung unserer vielfältig­en Wälder und das klare Bekenntnis zum Schutz des Eigentums.“

Auf offene Ohren stößt die Forstwirts­chaft damit bei der FDP, Koalitions­partner von Özdemir. „Wir haben ein funktionie­rendes Bundeswald­gesetz“, sagt der forstpolit­ische Sprecher der Bundestags­fraktion, Karlheinz Busen. „Die Koalition möchte Deutschlan­d von bürokratis­chen Fesseln entlasten und nicht neue Bürokratie schaffen. Daran müssen sich auch Änderungen am Bundeswald­gesetz messen lassen.“Ein komplexes Gesetz mit detaillier­t ausformuli­erten Handlungsa­nweisungen für Förster, Waldarbeit­er und Waldbesitz­er lehne man ab. Es sei zudem wissenscha­ftlich belegt, dass forstwirts­chaftlich genutzte Wälder effiziente­r Treibhausg­ase binden würden als stillgeleg­te Wälder. „Für sinnvolle, praxistaug­liche und unbürokrat­ische Änderungen des Bundeswald­gesetzes sind wir Freien Demokraten offen – Vorschläge dazu sehe ich derzeit noch nicht“, so Busen zu unserer Redaktion.

Im Bundesland­wirtschaft­sministier­um verweist man jedenfalls darauf, dass sich die Pläne weiterhin in der „Ressortabs­timmung“befänden. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Es droht neuer Streit in der Regierungs­koalition: Welche Regeln sollen künftig mit Blick auf den Klimawande­l im Wald gelten.

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