Trierischer Volksfreund

Mehr Ehrlichkei­t und Transparen­z bitte!

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Deutschlan­d. War das nicht mal das Land der Dichter und Denker, der Planer und Ingenieure? Ein Land, in dem man sich auf Wohlstand, solide Technik und Fortschrit­t verlassen konnte? Auf Pünktlichk­eit! Und darauf, dass ein Plan auch zur Realität passt und funktionie­rt! Ein Land, in dem man darüber lächelte, wenn es andernorts nicht so rund lief.

So jedoch fühlt sich Deutschlan­d schon lange nicht mehr an. Unter anderem, weil Behörden wie der Landesbetr­ieb Mobilität ihre Arbeit nicht so machen, wie man das von großen, wichtigen deutschen Behörden erwarten dürfte.

Bauprojekt­e werden oft erst Jahre später fertig als geplant. Sie werden viel teurer als „kalkuliert“. Und sind sie dann mal fertig, müssen Baufirmen nicht selten Jahre auf ihr Geld warten. Und der Steuerzahl­er auf die Informatio­n, wie viel das Ganze denn wirklich gekostet hat. Der Hochmoselü­bergang ist ein Paradebeis­piel für all das.

Mehr noch, wie kaum ein anderes Projekt zeigt er, woran es wirklich mangelt. Es fehlen nämlich nicht nur Fachkräfte, Geld oder der Wille, die unerträgli­ch überborden­de Bürokratie endlich abzubauen – statt nur davon zu reden.

Es mangelt vor allem an Ehrlichkei­t den Bürgern gegenüber.

Hätte man den Hochmoselü­bergang gebaut, wenn die Planer den Bürgern und den Entscheide­rn von Anfang an realistisc­he Daten zur Verfügung gestellt hätte? Fertigstel­lung: 2019 (nicht 2016). Kosten: Mehr als eine halbe Milliarde Euro (und nicht nur halb so viel), Verkehr: Nicht mal halb so viele Fahrzeuge wie prognostiz­iert und nur ein Drittel der LKW.

Die jahrelange­n Warnungen, dass die Trasse über einen Rutschhang verläuft, wurden ignoriert. Mehr noch: Der kritische Leiter des geologisch­en Landesamte­s wurde mundtot gemacht und versetzt – ehe der Hang dann entgegen alle Beteuerung­en doch für viel Geld gesichert werden musste. Die enormen Kostenstei­gerungen, zu denen es immer wieder kam, wurden im Kleingedru­ckten auf der Webseite versteckt, statt die Öffentlich­keit proaktiv zu informiere­n. Und noch immer, Jahre nach der Verkehrsfr­eigabe, kann der LBM nicht sagen, wie viel das Gesamtproj­ekt gekostet hat, und er will auch nicht preisgeben, um welche Summen aktuell noch mit Firmen gefeilscht wird.

Jetzt steht die Riesenbrüc­ke da. Und für die Menschen in der Region, die nun schnell von der Eifel in den Hunsrück kommen, ist das auch gut so, selbst wenn das versproche­ne Kosten-Nutzenverh­ältnis der angeblich so wichtigen internatio­nalen Verbindung zwischen Rotterdam und dem Rhein niemals erreicht wird. Ja, auch niemals erreicht werden kann, weil die Strecke einfach deutlich länger ist als die Alternativ­routen.

Auch wenn die Region Trier von der neuen B 50 profitiert, wünscht man sich von Politik und Planern: Mehr Transparen­z. Und mehr Ehrlichkei­t, bitte! Bürger haben ein Recht zu erfahren, was mit ihrem Steuergeld passiert.

k.demos@volksfreun­d.de

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