Warum Donald Trump jetzt Bibeln verkauft
ANALYSE Der Ex-US-Präsident hat sich wiederholt mit Jesus Christus verglichen. Vor dem Osterfest versucht er, Kasse mit einer auf ihn lizenzierten Bibel zu machen.
WASHINGTON Zu Beginn der Karwoche teilte der vor vier Strafgerichten angeklagte und zwei Zivilprozessen verurteilte Ex-Präsident auf dem hauseigenen Netzwerk „Truth Social“einen Post, den Trump angeblich von einem Anhänger erhalten haben will. „Es ist ironisch, dass Jesus Christus in derselben Woche seine schlimmste Verfolgung erlitt, in der sie versuchen, ihr Eigentum zu stehlen“, heißt es in der Botschaft, die den wegen Betrugs und Verleumdung verurteilten Präsidentschaftskandidaten zum politischen Opferlamm stilisiert.
„So schön, danke“, antwortet Trump dem devoten Schreiber, der er selbst gewesen sein könnte. Nicht wenige seiner Kritiker erkennen in Vergleichen wie diesem einen klaren Fall von Bigotterie, vielleicht sogar Gotteslästerung.
Den wenig religiösen Ex-Präsidenten stört das nicht. Er kennt seine Adressaten auf der christlichen Rechten, die sich ihm im Selbstmitleid verbunden fühlen. Deshalb schauen sie großzügig über den Serien-Ehebruch, die Affären, den Lug und Betrug des Kandidaten hinweg. Der von einer halben Milliarde Dollar an Strafgeldern bedrohte Ex-Präsident versucht den Glauben seiner Anhänger an ihn deshalb schamlos in Geld umzumünzen.
Nachdem er die „Make-AmericaGreat-Again“-Gemeinde bereits mit goldenen „Never Surrender“-Turnschuhe für 399 US-Dollar das Paar beglückte, ein „Victory 47“-Parfüm für Siegertypen zum Preis von 99 Dollar feilbot und T-Shirts, Kaffeebecher, Fahnen sowie unzählige andere Produkte mit seinem „Mugshot“von der Vorführung vor dem Strafgericht in Atlanta unters Volk brachte, warf er pünktlich vor Ostern eine TrumpBibel auf den Markt.
Genauer gesagt handelt es sich um eine „King-James“-Fassung der Bibel, die viele Religionsgemeinschaften
umsonst aushändigen. Trump ließ sie in größeren Buchstaben drucken, fügte die Texte der US-Verfassung, Unabhängigkeitserklärung und des Treueschwurs und eine Kopie der handgeschriebenen Version des Country-Hits „God Bless the USA“hinzu.
Die „God Bless the USA“-Bibel“kostet in dieser Version 59,99 Dollar. „Während wir auf Ostern zugehen, ermutige ich Sie, eine Kopie zu erwerben“, motiviert der in chronische Geldnot geratene Trump seine Anhänger. Damit könnten diese ein Zeichen gegen die Gottlosigkeit in den USA setzen. Denn „Religion und Christentum“seien „die größten Dinge, die in unserem Land fehlen“, schlägt er die Opfertöne an. „Ich glaube wirklich, dass wir sie zurückbringen müssen und das schnell.“
Selbst für den konservativen Radio-Talker Charlie Skyes geht das zu weit. „Er macht ein Geschäft mit der Bibel während der heiligen Woche“, empört er sich in seiner Show. Die Republikanerin Liz Cheney, die gegen Trump im Kongress wegen seiner Rolle am 6. Januar 2021 ermittelt hatte, rät ihm, „eher eine Bibel zu kaufen und zu lesen“statt sie zu verkaufen. Und Tara Setmayer vom „Lincoln-Projekt“republikanischer Trump-Gegner hat nur ein Wort für die Geschäftemacherei übrig: „Blasphemie“.
Tatsächlich lässt sich Trump im Kleingedruckten der „God Bless the USA Bible“lizenzieren. Nicht direkt erkennbar, aber als Eigentümer, Manager, Präsident und Sekretär eines Unternehmens, das unter dem Namen „CIC Ventures LLC“firmiert. Die Einnahmen aus dem Verkauf fließen damit direkt in seine Tasche.
Umso verständlicher wird damit die Hoffnung des Marketinggenies, dass sein „Lieblingsbuch“weite Verbreitung findet. „Alle Amerikaner brauchen eine Bibel in ihrem Haus“, preist er seine zum Wucherpreis angebotene Version an. „Frohe Ostern“, wünscht Trump zum Verkaufsstart. „Lasst uns Amerika wieder zum Beten bringen.“