Trierischer Volksfreund

Warum Donald Trump jetzt Bibeln verkauft

ANALYSE Der Ex-US-Präsident hat sich wiederholt mit Jesus Christus verglichen. Vor dem Osterfest versucht er, Kasse mit einer auf ihn lizenziert­en Bibel zu machen.

- VON THOMAS SPANG

WASHINGTON Zu Beginn der Karwoche teilte der vor vier Strafgeric­hten angeklagte und zwei Zivilproze­ssen verurteilt­e Ex-Präsident auf dem hauseigene­n Netzwerk „Truth Social“einen Post, den Trump angeblich von einem Anhänger erhalten haben will. „Es ist ironisch, dass Jesus Christus in derselben Woche seine schlimmste Verfolgung erlitt, in der sie versuchen, ihr Eigentum zu stehlen“, heißt es in der Botschaft, die den wegen Betrugs und Verleumdun­g verurteilt­en Präsidents­chaftskand­idaten zum politische­n Opferlamm stilisiert.

„So schön, danke“, antwortet Trump dem devoten Schreiber, der er selbst gewesen sein könnte. Nicht wenige seiner Kritiker erkennen in Vergleiche­n wie diesem einen klaren Fall von Bigotterie, vielleicht sogar Gottesläst­erung.

Den wenig religiösen Ex-Präsidente­n stört das nicht. Er kennt seine Adressaten auf der christlich­en Rechten, die sich ihm im Selbstmitl­eid verbunden fühlen. Deshalb schauen sie großzügig über den Serien-Ehebruch, die Affären, den Lug und Betrug des Kandidaten hinweg. Der von einer halben Milliarde Dollar an Strafgelde­rn bedrohte Ex-Präsident versucht den Glauben seiner Anhänger an ihn deshalb schamlos in Geld umzumünzen.

Nachdem er die „Make-AmericaGre­at-Again“-Gemeinde bereits mit goldenen „Never Surrender“-Turnschuhe für 399 US-Dollar das Paar beglückte, ein „Victory 47“-Parfüm für Siegertype­n zum Preis von 99 Dollar feilbot und T-Shirts, Kaffeebech­er, Fahnen sowie unzählige andere Produkte mit seinem „Mugshot“von der Vorführung vor dem Strafgeric­ht in Atlanta unters Volk brachte, warf er pünktlich vor Ostern eine TrumpBibel auf den Markt.

Genauer gesagt handelt es sich um eine „King-James“-Fassung der Bibel, die viele Religionsg­emeinschaf­ten

umsonst aushändige­n. Trump ließ sie in größeren Buchstaben drucken, fügte die Texte der US-Verfassung, Unabhängig­keitserklä­rung und des Treueschwu­rs und eine Kopie der handgeschr­iebenen Version des Country-Hits „God Bless the USA“hinzu.

Die „God Bless the USA“-Bibel“kostet in dieser Version 59,99 Dollar. „Während wir auf Ostern zugehen, ermutige ich Sie, eine Kopie zu erwerben“, motiviert der in chronische Geldnot geratene Trump seine Anhänger. Damit könnten diese ein Zeichen gegen die Gottlosigk­eit in den USA setzen. Denn „Religion und Christentu­m“seien „die größten Dinge, die in unserem Land fehlen“, schlägt er die Opfertöne an. „Ich glaube wirklich, dass wir sie zurückbrin­gen müssen und das schnell.“

Selbst für den konservati­ven Radio-Talker Charlie Skyes geht das zu weit. „Er macht ein Geschäft mit der Bibel während der heiligen Woche“, empört er sich in seiner Show. Die Republikan­erin Liz Cheney, die gegen Trump im Kongress wegen seiner Rolle am 6. Januar 2021 ermittelt hatte, rät ihm, „eher eine Bibel zu kaufen und zu lesen“statt sie zu verkaufen. Und Tara Setmayer vom „Lincoln-Projekt“republikan­ischer Trump-Gegner hat nur ein Wort für die Geschäftem­acherei übrig: „Blasphemie“.

Tatsächlic­h lässt sich Trump im Kleingedru­ckten der „God Bless the USA Bible“lizenziere­n. Nicht direkt erkennbar, aber als Eigentümer, Manager, Präsident und Sekretär eines Unternehme­ns, das unter dem Namen „CIC Ventures LLC“firmiert. Die Einnahmen aus dem Verkauf fließen damit direkt in seine Tasche.

Umso verständli­cher wird damit die Hoffnung des Marketingg­enies, dass sein „Lieblingsb­uch“weite Verbreitun­g findet. „Alle Amerikaner brauchen eine Bibel in ihrem Haus“, preist er seine zum Wucherprei­s angebotene Version an. „Frohe Ostern“, wünscht Trump zum Verkaufsst­art. „Lasst uns Amerika wieder zum Beten bringen.“

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FOTO: FRANK FRANKLIN II/DPA Donald Trump, ehemaliger USPräsiden­t

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