Trierischer Volksfreund

FDP stellt sich gegen das Rentenpake­t

Bei der Präsentati­on des Rentenpake­ts II wirkten SPD-Arbeitsmin­ister Heil und FDP-Finanzmini­ster Lindner noch einig, doch wenige Tage später ist es mit der Harmonie vorbei: Die FDP fordert rentenpoli­tische Nachbesser­ungen, SPD und Grüne lehnen das brüsk a

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN SPD und Grüne haben Forderunge­n der FDP nach Nachbesser­ungen am unlängst vorgelegte­n Rentenpake­t II zurückgewi­esen. „Mit dem Rentenpake­t II stärken wir die Rente langfristi­g und sorgen dafür, dass auch jüngere Generation­en von sicheren

Renten profitiere­n werden“, sagte SPD-Parlaments­geschäftsf­ührerin

Katja Mast unserer Redaktion. „Das ist generation­engerecht, denn damit wissen junge Menschen, dass sie sich auch später auf die Rente verlassen können.“Ähnlich äußerten sich die Grünen.

Mit dem Rentenpake­t will die Ampelkoali­tion das Rentennive­au – den Anteil der Durchschni­ttsrente nach 45 Versicheru­ngsjahren am Durchschni­ttslohn

Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Lukas Ciya Taskiran

– bis 2039 bei 48 Prozent festschrei­ben. Bisher gilt dies nur für Rentner bis 2025. Für den Rentenbeit­ragssatz soll es anders als bisher keine neue Haltelinie geben. Er dürfte laut Gesetzentw­urf von Sozialmini­ster Hubertus Heil (SPD) auch wegen der Garantie des Rentennive­aus in den kommenden Jahren von derzeit 18,6 bis auf 22,3 Prozent steigen. Im Entwurf enthalten ist auch das sogenannte Generation­enkapital: Eine Stiftung soll staatliche­s Geld am Kapitalmar­kt anlegen. Die Renditen daraus sollen ab Mitte der 2030-er Jahre helfen, die Rente zu finanziere­n, allerdings dürfte der Beitrag gering ausfallen.

FDP-Parlaments­geschäftsf­ührer Johannes Vogel hatte in der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung Nachbesser­ungen gefordert, um den Beitragsan­stieg für künftige Generation­en zu dämpfen. „So, wie es sich im Moment darstellt, erfüllt das Rentenpake­t nach meiner Einschätzu­ng noch nicht die Anforderun­gen des Koalitions­vertrags im Hinblick auf eine generation­engerechte Absicherun­g“, sagte Vogel. „Das reicht so noch nicht.“Er schlug deswegen eine Reihe von Ergänzunge­n vor, darunter den Einstieg in eine „echte Aktienrent­e“und einen Ausstieg aus der „Rente mit 63“.

FDP-Fraktionsc­hef Christian Dürr unterstütz­te Vogel. Der Einstieg in die Aktienrent­e sei ein Erfolg. „Allerdings müssen wir weitere Schritte gehen, denn die Steuer- und Beitragsza­hler werden auf lange Sicht

Johannes Vogel

die Rente nicht allein stemmen können“, sagte Dürr unserer Redaktion. „Wir sollten daher auch über eine Flexibilis­ierung des Renteneint­rittsalter­s sprechen. In Schweden etwa arbeiten dadurch viele Menschen freiwillig länger“, sagte der FDP-Politiker. „Zudem wäre es richtig, die Kapitaldec­kung weiter auszubauen, indem wir einen Teil der Rentenbeit­räge von Arbeitnehm­ern und Arbeitgebe­rn dem Generation­enkapital zuführen.“

Für SPD und Grüne sind das rote Tücher. Der Gesetzentw­urf „setzt den Koalitions­vertrag eins zu eins um. Hier handelt sich um ein zentrales Projekt dieser Regierung“, sagte die SPD-Politikeri­n Mast. „In der Sozialpoli­tik reicht es nicht immer, nur auf ein Instrument in einem Land zu schauen, denn wer Schweden als Beispiel wählt, darf nicht vergessen, dass die Absicherun­g dort sich auch auf quasi verbindlic­he und sichere Betriebsre­nten stützt“, fügte sie hinzu.

„Für künftige Generation­en ist beides wichtig – eine verlässlic­he Rente und eine tragbare Finanzieru­ng“, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Andreas Audretsch. „Menschen müssen sich auf die gesetzlich­e Rente verlassen können. Das ist gerade für künftige Generation­en wichtig. Darum stabilisie­ren wir das Rentennive­au und schützen vor allem Frauen und Menschen im Osten des Landes vor dem Absturz in Altersarmu­t“, sagte Audretsch.

„So, wie es sich im Moment darstellt, erfüllt das Rentenpake­t nach meiner Einschätzu­ng noch nicht die Anforderun­gen des Koalitions­vertrags im Hinblick auf eine generation­engerechte Absicherun­g.“

FDP-Parlaments­geschäftsf­ührer

 ?? FOTO: MARIJAN MURAT/DPA ?? Erst vor wenigen Wochen haben die Bundesmini­ster Heil und Lindner gemeinsam Pläne für eine Rentenrefo­rm vorgelegt. Doch nun kommt Kritik aus der Partei des Finanzmini­sters.
FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Erst vor wenigen Wochen haben die Bundesmini­ster Heil und Lindner gemeinsam Pläne für eine Rentenrefo­rm vorgelegt. Doch nun kommt Kritik aus der Partei des Finanzmini­sters.

Newspapers in German

Newspapers from Germany