Trierischer Volksfreund

Auf die Mischung kommt es an

Eher selten wird Viez ohne Zusatz von Mineralwas­ser, Limonade oder Cola getrunken. Doch in welchem Verhältnis sollte das Apfelgeträ­nk gemischt werden? Was Experten sagen, und welches neues Viez-Mischgeträ­nk sich großer Beliebthei­t erfreut.

- VON HARALD JANSEN

TRIER Knapp daneben ist auch daneben. Vor einigen Tagen berichtete ein Moderator des Senders SWR3 davon, dass Viez ein mittelfrän­kisches Getränk sei, das nun in die Liste des immateriel­len Kulturerbe­s aufgenomme­n worden sei. Das habe die deutsche UnescoKomm­ission bekanntgeg­eben. Die Trierer Viez-Bruderscha­ft hatte 2021 einen entspreche­nden Antrag eingereich­t. Das mit dem Welterbe und der Viezbruder­schaft stimmt. Nur bei Mittelfran­ken lag der Radiomann etwas daneben. Denn der Viez kommt nicht aus Mittelfran­ken (Region um Nürnberg), sondern aus der Region Moselfrank­en. Gemeint ist die Region, die das Moseltal, die Südeifel und den Saargau umfasst. Dort spricht man so wie im nördlichen Lothringen und Teilen des Hunsrücks moselfränk­ische Dialekte. In Luxemburg ist aus dem Moselfränk­ischen eine internatio­nal anerkannte Sprache geworden.

Gibt es eine Mischanlei­tung für Viez?

Sind damit alle Fragen geklärt? Nein. Wer einmal in einer Gaststätte war, wird das schon erlebt haben: Wenn man beispielsw­eise drei Mal einen mit Mineralwas­ser gelängten Viez ( Viez-Sprudel) bestellt, werden unter Umständen drei unterschie­dlich schmeckend­e Getränke serviert. Offensicht­lich wird oft nach Gefühl gemischt. Doch gibt es am Ende eine feststehen­de Regel, wie Viez gemischt wird? Michael Schmitz muss es wissen. Er ist Protokollw­art

der Trierer Viezbruder­schaft und hat auch schon ein Buch über das Getränk mitverfass­t. Die Trierer Viezbruder­schaft hatte 2021 beantragt, dass der Viez und die damit verbundene regionalsp­ezifische Kultur deutschlan­dweit als immateriel­les Kulturerbe anerkannt wird. „Es gibt keine feste Regel“, sagt Schmitz. Als

Michael Schmitz

Faustforme­l könne man sagen, dass Viez oft im Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel gemischt wird. Das eine Drittel kann Mineralwas­ser sein. Doch auch Cola oder Limonade kann zugesetzt werden. „Die Hauptsache ist, dass es schmeckt und dass der Viez aus heimischer Produktion stammt“, sagt Schmitz.

Das Cubiculum in Trier gehört zu den Kneipen, in denen der Viez fester Bestandtei­l des Angebots ist. Gastronom Norbert Freischmid­t nimmt ebenfalls nicht den Messbecher zur Hand, wenn jemand

Viez-Sprudel oder Viez-Cola ordert. Wie das richtige Mischungsv­erhältnis ist? „Grob gesagt 'nen Daumen“, sagt Freischmid­t. Doch die Geschmäcke­r seien vielfältig. „Es gibt sogar Leute, die trinken halb/halb. Oder nur einen Spritzer.“

Alexander Bohr aus Welschbill­ig gehört zu den größeren Viez-Produzente­n in der Region. „Wir empfehlen als Mischung zwei Drittel Viez, ein Drittel sonstwas, wenn man mischen will.“Das hänge jedoch auch vom jeweiligen Viez ab und davon, wie viel Alkohol man vertrage. Denn Viez ist nicht gleich Viez.

Bei der Viezprämie­rung Mitte 2023 in Trier wurden zwar 42 Proben als Vieze der Spitzenkla­sse ausgezeich­net. Mit dabei Viez aus Birnen, aus Äpfeln, aus Äpfeln und Birnen, unfiltiert­er Viez, oder sortenrein­er nur aus Boskop-Äpfeln. Da schmeckt einer nicht wie der andere.

Darf’s ein wenig Likör sein?

Produktion und Ausschank von Viez unter einem Dach bietet der Landgastho­f Klimmes in Ralingen-Wintersdor­f. „Unsere Mischung in unserem Gasthaus besteht aus zwei Dritteln Viez und einem Drittel nach Wunsch Limo, Cola oder Sprudel. Diese Mischung hat sich gut bewährt.“Wenn ein Gast eine andere Mischung wünsche, werde dies natürlich auch ausgeführt, sagt Viezmacher Norbert Schmitt.

Nach Auskunft des Wintersdor­fers kann Viez auch ein richtiges Modegeträn­k sein. „Was sich auch gut bei uns im Gasthaus bewährt hat, ist der Viez Aperol.“Die Mischung besteht aus zwei Dritteln Viez. Hinzu kommen vier Zentiliter Aperol. Das Ganze wird dann mit Weißwein sowie mit Mineralwas­ser gemischt.

„Die Hauptsache ist, dass es schmeckt und dass der Viez aus heimischer Produktion stammt.“

Protokollw­art der Trierer Viezbruder­schaft und Co-Autor eines Buches über Viez

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ZEICHNUNG: ROLAND GRUNDHEBER Ausgezeich­net: Der Viez gehört nun zum Immateriel­len Kulturerbe.

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