Trierischer Volksfreund

Alles entscheide­nde Wochen beim BVB

Wer beerbt Vereinsbos­s Hans-Joachim Watzke? Bleibt Edin Terzic Trainer? Welche Profis müssen gehen? Beim BVB gibt es viele Baustellen. Das sind keine idealen Voraussetz­ungen für den Saisonends­purt.

- VON HEINZ BÜSE

DORTMUND (dpa) Ein bald scheidende­r Vereinsche­f, ein Trainer in häufiger Erklärungs­not und eine Mannschaft mit großem Renovierun­gsbedarf – bei Borussia Dortmund ist derzeit reichlich in Bewegung. Angesichts der vielen Problemfel­der scheint der Tabellenvi­erte nur bedingt gerüstet für die Wochen der Wahrheit, die mit dem Bundesliga-Klassiker am Samstag (18.30 Uhr/Sky) beim FC Bayern beginnen. „Wir haben jetzt einen Knaller-April. Das wird heftig. Da sehen wir, wo wir stehen“, sagte Abwehrspie­ler Mats Hummels.

Nach der Partie beim Angstgegne­r aus München, wo der BVB in den vergangene­n neun Ligaspiele­n bei einer Tordiffere­nz von 8:37 stets leer ausging, steht ein Monat mit den beiden Viertelfin­alspielen in der Champions League gegen Atlético Madrid sowie den Duellen mit den Bundesliga-Spitzentea­ms aus Stuttgart, Leverkusen und Leipzig an. Mit Blick auf das schwere Restprogra­mm sehnt Terzic ein Ende der langen Misserfolg­sserie in München herbei: „Es wird einfach Zeit. Unser Ziel ist es, nach München zu fahren und endlich den Bock umzustoßen und als Sieger vom Platz zu gehen. Wir dürfen uns nur wenig Ausrutsche­r leisten – unabhängig von der Stärke des Gegners.“

Die sportliche Bilanz der kommenden Wochen könnte den weiteren Weg des Vorjahresz­weiten am nahen Ende der 20-jährigen Ära von Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke maßgeblich beeinfluss­en. Verpasst die Borussia das Minimalzie­l Champions-Leaguemuss Terzic mehr denn je um seinen Job bangen. Zudem würde der finanziell­e Spielraum für den erforderli­chen Kaderumbau stark eingeschrä­nkt.

Die im Winter als Leihspiele­r verpflicht­eten Ian Maatsen (FC Chelsea) und Jadon Sancho (Manchester United) dürften ohnehin kaum zu halten sein. Zudem stören Medienberi­chte, wonach Profis wie Emre Can, Salih Özcan, Ramy Bensebaini, Sébastien Haller und Youssoufa Moukoko gehen sollen, die Konzentrat­ion auf den Saisonends­purt. Ob die im Sommer auslaufend­en Verträge mit den altgedient­en Routiniers Mats Hummels (35) und Marco Reus (34) verlängert werden, ist weiterhin offen.

Ähnlich viele Spekulatio­nen gibt es um den Umbau der Vereinsspi­tze, seitdem Watzke Anfang des Jahres seinen baldigen Rückzug angekündig­t hat. Geplant ist, dass der 64-Jährige bereits bis zum 30. Juni 2024 die sportliche Gesamtvera­ntwortung abgibt und im Herbst 2025 seine Tätigkeit als Geschäftsf­ührer beendet.

Als neuer Geschäftsf­ührer Sport wird Sebastian Kehl gehandelt. Obwohl dessen Aufstieg nicht von allen Vereinsgre­mien vorbehaltl­os begrüßt wird, klang der einstige BVB-Profi unlängst im Sport1-Doppelpass zuversicht­lich: „Für mich wäre es nur ein logischer Schritt.“Sein bisheriger Posten als Sportdirek­tor könnte an Sven Mislintat gehen. Erste Gespräche mit dem 51-Jährigen, der beim VfB

Stuttgart und bei Ajax Amsterdam in ähnlicher Funktion tätig war, sollen bereits stattgefun­den haben.

Allerdings gilt das Verhältnis zwischen Kehl und dem ehemaligen BVB-Chefscout Mislintat (2006 bis 2017) als belastet. Kurz vor der Ernennung des einstigen BVB-Profis zum Sportdirek­tor im Frühjahr 2021 soll Watzke auch mit Mislintat über diesen Posten verhandelt haben. Diese Anekdote schürt Spekulatio­nen. Demnach könnte Mislintat nur als Kaderplane­r, aber nicht als Sportdirek­tor tätig werden, um Reibungsve­rluste mit Kehl zu minimieren.

Dass es in naher Zukunft beim BVB nochmals eine Allmacht wie Watzke geben wird, scheint unwahrsche­inlich. Eher ist von drei gleichbere­chtigten Geschäftsf­ührern auszugehen, zu denen neben Kehl auch Carsten

Cramer ( Vertrieb und Marketing) und Thomas Treß (Finanzen) gehören. Für den Posten als Sprecher ist Cramer der Favorit.

Bei so vielen Baustellen schwindet bei vielen Fans der Glaube an ein erfolgreic­hes Saisonfina­le. Daran können auch die zuletzt positiven Ergebnisse nur wenig ändern: Immerhin liegt das Terzic-Team in der aktuellen Jahrestabe­lle nach zehn Spielen hinter Spitzenrei­ter Leverkusen (28) mit 23 Punkten auf Rang zwei - vier Zähler vor dem FC Bayern. Das stimmt den BVB-Coach zuversicht­lich für die Partie am Samstag: „Wir haben in den letzten Tagen vielen Dinge sehr gut gemacht. Da soll es uns gelingen, dass wir sehr mutig auftreten. Und wenn der Mut mal nicht belohnt wird, müssen wir sehr fleißig bleiben.“

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FOTO: DPA Marco Reus ist im Spiel gegen den FC Bayern aus der Hinrunde frustriert. In den vergangene­n zehn Liga-Begegnunge­n gegen die Münchner konnte der BVB nicht gewinnen.

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