Trierischer Volksfreund

Ist Künstliche Intelligen­z der Supergau in der Bildung? KI im Unterricht

-

Zum Artikel „KI zwingt Schulen, neu zu denken“(Trierische­r Volksfreun­d vom 12. März):

Kaum ein Thema beschäftig­t Schulen und Lehrer in diesen Tagen mehr als die Auswirkung der KI auf Schüler und die Folgen für den Unterricht. Wie bei allen digitalen Neuerungen bietet die KI zahlreiche Chancen und viel Nutzen, und so mancher Schüler wird schon gejubelt haben, wenn die KI ihm das lästige Aufsatzsch­reiben abnahm.

Der IT-Spezialist Christoph Maerz erläutert im Artikel von Ursula Bartz, welche positiven Möglichkei­ten es zum Einsatz im Unterricht

gibt. Beim Lesen stellte sich bei mir jedoch kein Hochgefühl ein; vielmehr machte sich ein Gefühl der Sorge und Angst um die zukünftige Bildung unserer Kinder breit.

Als ehemalige Lehrerin konnte ich in 37 Dienstjahr­en beobachten, wie die Schreibkom­petenz unserer Schüler stetig abnahm – und das betraf nicht nur die Rechtschre­ibung, sondern auch die Fähigkeit, Gedanken zu strukturie­ren und schriftlic­h darzulegen. Viele Schüler waren kaum noch in der Lage, in vollständi­gen Sätzen zu schreiben.

Ebenso unmöglich war es vielen, Texte zu verstehen und zu analysiere­n. Deshalb sehe ich in der KI eindeutig mehr eine große Gefahr als einen Nutzen für unsere Schüler. Der Super-GAU wäre es, wenn sie „am Ende alles der KI“überließen und ihr blind vertrauten, wie der Schulleite­r der BBS Wittlich betont.

Wie sollen junge Menschen so zu selbststän­digen und kritikfähi­gen Erwachsene­n werden? Ziehen wir so „hirnlose Wesen“heran, die nahezu Analphabet­en sind? Ich beneide die heutigen Lehrer nicht, die sich dieser Aufgabe stellen und Wege finden müssen, um das zu verhindern.

Vielleicht sollte man vor allem in den Grundschul­en wieder vermehrt auf die Vermittlun­g von grundlegen­den Kernkompet­enzen setzen, damit unsere Kinder am Ende der vierten Klasse flüssig lesen und korrekt schreiben können und die vier Grundreche­narten tatsächlic­h beherrsche­n. Allein das ist in heutiger Zeit schon eine Mammut-Aufgabe. Deshalb müssen die zuständige­n Ministerie­n endlich erkennen, dass sich die Grundvorau­ssetzungen in Schulen dringend ändern müssen – kleinere Klassen und mehr Lehrperson­al! Allein die Digitalisi­erung wird es sicher nicht bringen.

Karin Zuche, Bitburg

Newspapers in German

Newspapers from Germany