Trierischer Volksfreund

Skandalfal­l Dillinger: Sonderermi­ttler stellen Abschlussb­ericht Anfang Mai vor

Die beiden erfahrenen Ex-Staatsanwä­lte Jürgen Brauer und Ingo Hromada sollen Licht ins Dunkel der Missbrauch­saffäre um den Trierer Bistumspri­ester Edmund Dillinger bringen. Jetzt ist ihr Abschlussb­ericht fertig. Was ist davon zu erwarten?

- VON ROLF SEYDEWITZ

TRIERWas ist an den Missbrauch­svorwürfen gegen den vor anderthalb Jahren verstorben­en Trierer Bistumspri­ester Edmund Dillinger dran? Mit einer Antwort auf diese Frage haben sich die beiden Sonderermi­ttler Jürgen Brauer und Ingo Hromada mittlerwei­le monatelang befasst. Nun ist der Abschlussb­ericht der beiden pensionier­ten Staatsanwä­lte fertig.

Wie der Sprecher der Aufarbeitu­ngskommiss­ion, Gerhard Robbers, diese Woche auf Anfrage unserer Redaktion sagte, soll der Bericht voraussich­tlich am Dienstag, 7. Mai, der Öffentlich­keit vorgestell­t werden. Über den Inhalt des Berichts wurde zunächst nichts bekannt.

Fall Dillinger: Was die Sonderermi­ttler alles unternomme­n haben

Der pensionier­te Koblenzer Generalsta­atsanwalt Brauer und der ehemalige Trierer Oberstaats­anwalt Ingo Hromada waren von der Aufarbeitu­ngskommiss­ion des Bistums damit beauftragt worden, den Fall Dillinger zu untersuche­n. Der Geistliche steht im Verdacht, seit den 1960er-Jahren Jugendlich­e missbrauch­t und in teils pornografi­schen Posen fotografie­rt zu haben.

Der Fall war publik geworden, nachdem der Neffe des im November 2022 im Alter von 87 Jahren verstorben­en Domprälate­n in dessen Haus im saarländis­chen Friedrichs­thal mehrere Tausend Fotos und Dias gefunden hatte.

Brauer und Hromada sichteten in den zurücklieg­enden Monaten Dutzende Akten, recherchie­rten bei Behörden und sprachen mit ehemaligen Schülern, Kollegen und anderen Zeitzeugen Dillingers.

In der Vergangenh­eit legten die Sonderermi­ttler bereits zwei Mal einen Zwischenbe­richt vor. Im September hieß es, dass sich die im Raum stehenden schweren Missbrauch­svorwürfe bis dahin nicht bestätigt hätten. Es gebe allerdings Hinweise auf massiv übergriffi­ges Verhalten des prominente­n Domprälate­n und Ehrendomhe­rrn. Der im November 2022 im Alter von 87 Jahren gestorbene Dillinger habe sich „bis ins hohe Alter jungen Männern genähert“, sagte Brauer seinerzeit unserer Redaktion. „Der konnte vom Anfang bis zum Ende seine Finger nicht an sich halten.“

Wie sich Dillinger an seine Opfer herangepir­scht hat

In ihrem im Dezember vorgestell­ten zweiten Zwischenbe­richt kamen die Sonderermi­ttler zu dem Ergebnis, dass es der Trierer Bistumspri­ester bei den von ihm organisier­ten Fahrten und Treffen gezielt auf den näheren Kontakt zu Jugendlich­en und Heranwachs­enden abgesehen hatte. Dabei soll es immer wieder auch zu sexuellen Übergriffe­n durch den Geistliche­n gekommen sein. Teilweise soll sich Dillinger regelrecht an seine Opfer „herangepir­scht“haben, so die beiden Sonderermi­ttler.

Hinweise auf ein pädophiles

Netzwerk, wie im Vorfeld kolportier­t, haben die beiden Ex-Staatsanwä­lte bislang offenbar nicht gefunden. Erschwert wurden die Recherchen, weil die saarländis­chen Ermittler die Terminkale­nder des Geistliche­n vernichten ließen. Das wäre ein Fundus für weiterführ­ende Hinweise gewesen, sagte Chefaufklä­rer Jürgen Brauer.

Auch Recherchen zu Dillingers Afrika-Reisen

Viele bei Dillinger gefundene Fotos waren auf Reisen entstanden, darunter häufiger in afrikanisc­he Länder. In der Vergangenh­eit war von Hinweisen „auf ein Doppellebe­n“Dillingers in Afrika unter falschem Namen die

Rede. Der Trierer Bistumspri­ester hatte 1972 ein Hilfswerk für soziale Projekte in Afrika gegründet.

Die Recherchen über mögliche Übergriffe Dillingers während dieser Reisen wurden zwar von den Sonderermi­ttlern angestoßen. Die Ergebnisse stehen aber noch aus. „Die Experten sagen, dass es mit den Rückmeldun­gen dauert“, sagt Chefaufklä­rer Jürgen Brauer. Deshalb klammere man das Kapitel Afrika aus.

Mit ihrer Arbeit sind die beiden Sonderermi­ttler dennoch zufrieden. „Wir haben eine Menge über das bewegte Leben Dillingers herausbeko­mmen“, sagte Brauer vor wenigen Wochen unserer Redaktion.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA In diesem Haus im saarländis­chen Friedrichs­thal lebte der vor anderthalb Jahren verstorben­e Priester Edmund Dillinger.

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