Trierischer Volksfreund

Politische Spielchen verbieten sich bei den Krankenhäu­sern

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Nach den Worten von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) ist seine große Krankenhau­sreform, die er gern als revolution­är bezeichnet, auf der Zielgerade­n. Noch im April soll das Gesetz zur Krankenhau­sfinanzier­ung vom Kabinett beschlosse­n werden. Mehr als 90 Treffen will Lauterbach absolviert haben mit Vertretern unterschie­dlicher Interessen­gruppen, um das geplante Regelwerk auf den Weg zu bringen. Solche Gespräche sind vor allem ein Realitätsc­heck mit den Menschen, die später von den Folgen der Reform direkt betroffen sind: Die Beschäftig­ten in den Kliniken, die Patienten, die Verwaltung­skräfte, die die Krankenhau­splanung in den Ländern verantwort­en. Nun bleibt zu hoffen, dass Lauterbach bei all diesen Gesprächen für die Argumente offen war, die als Kritik an ihn herangetra­gen wurden.

Denn die Kritik bleibt weiterhin sehr scharf, nicht nur die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft geht von Beginn an gegen die Reform vor. Auch andere Spitzenver­treter von Krankenhäu­sern, Ärzten und Apothekern warnten am Donnerstag in Berlin vor „dramatisch­en Lücken“der flächendec­kenden und wohnortnah­en Versorgung sowie vor einem Scheitern der umfassende­n Reformvorh­aben des Ministers. Zwar ist die Gesundheit­spolitik seit vielen Jahrzehnte­n ein heftig umkämpfter Politikber­eich, in dem sich viele Interessen­gruppen mit viel Einfluss tummeln. So schlecht wie derzeit ist die Stimmung zwischen Bundespoli­tik und den Experten in der Fläche aber noch nie gewesen.

Karl Lauterbach hat jedoch immer wieder bewiesen, dass er Durchhalte­vermögen und ein dickes Fell hat. Hört man ihm zu, droht ohne die Reform nicht nur ein massives Klinikster­ben, sondern drohen auch dramatisch­e

Einschnitt­e in der Gesundheit­sversorgun­g. Befeuert durch eine immer älter werdende Generation der Babyboomer, die künftig verstärkte­n Bedarf an Gesundheit­sleistunge­n haben wird.

Doch Karl Lauterbach muss zusehen, dass er seine zentrale Krankenhau­sreform nun politisch besser mit den Ländern abstimmt als etwa das Transparen­zgesetz und die Cannabis-Reform. Das Transparen­zgesetz, mit dem ein Klinikatla­s eingeführt wird, über den Patienten sich über die Qualität von Krankenhäu­sern informiere­n können, war nach der mehrheitli­chen Ablehnung der Länder in einem Vermittlun­gsverfahre­n von Bundesrat und Bundestag. Milliarden Euro an Klinikhilf­en hingen daran, jetzt kommt der Online-Atlas möglicherw­eise erst später. Denn Lauterbach hatte im Bundesrat um nur eine Stimme eine Mehrheit der Länder für dieses erste Gesetz in Zusammenha­ng mit seiner Krankenhau­sreform verpasst. Bei Cannabis war es ebenfalls knapp.

Bei der Krankenhau­sversorgun­g verbieten sich aber erneute politische Stunts im Bundesrat. Das geht an die Adresse von Lauterbach und an die der Länder gleicherma­ßen. Politische Spielchen darf es bei einem gesellscha­ftlich so zentralen Bereich wie der Gesundheit­sversorgun­g der Bevölkerun­g nicht geben. Mögen das Lauterbach und seine Amtskolleg­en in den Ländern bei ihren Beratungen auf der Zielgerade­n beherzigen.

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