Söder, China und das Osterei
Um herauszufinden, ob Markus Söder ein geeigneter Kanzlerkandidat der Union wäre, haben wir uns die Kommunikation des bayerischen Ministerpräsidenten auf „X“(früher Twitter) angeschaut. Es gab in den letzten zwei Wochen sagenhafte 27 Nachrichten. Am Anfang stehen zahlreiche Posts vom (Frei-) Staatsbesuch in China, beginnend bei den Pandas, endend beim Ministerpräsidenten. Dazwischen Transrapid, Mauer, Pekingente und viel Buntes mehr. Jawohl, das Essen wurde von ihm auch gepostet, wie junge Leute es eben machen. Söder, inzwischen auch schon 57, unternahm ausnahmslos alle Termine im Janker, darunter ein blauer Zipper-Pullover, und sah damit ein bisschen aus, wie Seppl in der großen, weiten Welt. Vielleicht dachte er, die „Kinesen“liefen heute alle noch im Blaumann rum, wie unter Mao Tse-Tung. Tun sie aber nicht. Und so wirkte der Gast bei den Terminen mit den adrett angezogenen Offiziellen eher wie ein Tourist, der ein Selfie will. In seinem Fazit vermittelte Söder der Heimat immerhin das sichere Gefühl, die fernöstliche Supermacht im Griff zu haben: „Wir führen die Politik der langen Linien fort und setzen auf Dialog statt Abgrenzung“. Das Thema Menschenrechte kam nicht vor.
Zurück dahoam hat Söder erst einmal auf „X“sein Ei verlost, pardon, ein riesiges Schokoloden-Osterei mit seinem Foto drauf (keine Ahnung, wer so was braucht). Danach Besuch beim Augsburger „Osterplärrer“, einem „der schönsten Volksfeste Bayerns“, was er freilich kurz danach auch über den „Georgiritt“in Traunstein sagte: „Hier zeigt sich unser Land von der besten Seite“. Zwischendurch widmete sich der Ministerpräsident erneut der weiten Welt und erklärte, „dass Bayern klar zur Nato steht“. Alles andere wäre auch, siehe Supermächte, nicht sehr klug. In mehreren Posts wetterte er schließlich gegen die Cannabis-Legalisierung. „Keine Macht den Drogen“. Da war er gerade nicht auf einem Volksfest.
Man sieht: Der CSU-Chef ist wirklich sehr aktiv. Jedenfalls auf „X“. Als Kanzlerkandidat der Union wäre ein traditioneller Fernsehunterhalter allerdings womöglich seriöser. Leider ist Rudi Carell schon tot.