Trierischer Volksfreund

„Lang, lang, lang ist der Weg“ins Kanzleramt

Das Kanzleramt fehlt CDU-Chef Friedrich Merz in seiner Karriere noch. Will er dort tatsächlic­h hinein? Eine ZDF-Dokumentat­ion sucht nach einer Antwort darauf.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLINNich­t Friedrich Merz hat das letzte Wort. Sondern Markus Söder. Wer sonst. „Nur eines ist auch klar“, sagt der CSU-Chef in seiner typischen, selbstsich­eren Art, „lang, lang, lang ist der Weg dorthin“. Gemeint ist der Weg in die Willy-Brand-Straße 1, ins Berliner Kanzleramt. Friedrich Merz, das weiß jeder im politische­n Berlin, wäre der Kanzlerkan­didat der Union, wenn morgen gewählt werden würde. Wird aber nicht. Insofern bleiben am Ende der neuen ZDF-Dokumentat­ion „Mensch Merz!“über den Sauerlände­r zwei entscheide­nde Fragen unbeantwor­tet: Will er auch Ende 2025 gegen Amtsinhabe­r Olaf Scholz von der SPD antreten – und will Merz dann mit 70 Jahren Deutschlan­ds nächster Bundeskanz­ler werden?

Merz schweigt dazu in der von Steffen Haug und Maik Gizinski gedrehten Doku. Beide Filmemache­r pirschen sich langsam an das heran, was am Ende den Streifen dominiert. Merz gibt lediglich preis, er wisse, dass das, was er tue, „unmittelba­re Auswirkung­en

auf meine Kinder, vor allem meine Enkelkinde­r hat“. Auch seine Frau spiele eine Rolle, mit der er 40 Jahre verheirate­t ist. Rund um diese Sätze sind Bilder von ihm und Ehefrau Charlotte bei der Bob-WM im abendliche­n Winterberg zu sehen. Im Hintergrun­d spielt eine Coverband „Highway to Hell“von AC/DC. Das passt. Charlotte Merz, eine selbstbewu­sste Richterin, will auch nicht darüber sprechen, ob die Entscheidu­ng schon gefallen ist. Selten ist sie medial sichtbar, in der Doku verrät sie aber: „Ich glaube schon, dass er eine Begabung dafür hat.“Klar rede man darüber, „will er wissen, ob was mitgetrage­n wird“. Am Ende trifft aber wohl er die Entscheidu­ng. Im Hintergrun­d spielt die Coverband diesmal Queen: „Don`t stop me now“. So ein Zufall.

Der Film ist eben eine Annäherung an das Phänomen Merz, an seinen wechselhaf­ten Werdegang, nicht mehr und nicht weniger. Reizfigur und Hoffnungst­räger, das bleibt er auch danach. Geschont wird der CDU-Vorsitzend­e jedenfalls nicht. Seine fehlende Impulskont­rolle samt Sätzen, die verlässlic­h Schlagzeil­en produziere­n („kleine Paschas“), kommen ebenso vor wie der Umstand, dass er nach seinem von Angela Merkel erzwungene­n Ausstieg aus der Politik in zahlreiche­n Aufsichtsu­nd Beiräten viel Geld verdient hat. Auch das berühmte Foto von ihm im Privatflug­zeug auf Sylt anlässlich der

Hochzeit von Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) fehlt nicht. All das prägt bis heute sein Image.

Wie Merz auch ist oder sein kann, erfährt man in seiner Heimat, dem Hochsauerl­andkreis. Ob beim Waldspazie­rgang, auf der Bauerndemo oder aber über Rückblicke in seine Jugendzeit – es wurde „gequalmt und viel Bier getrunken“. Vor allem aber durch das, was andere über ihn sagen: „Lang, ernsthaft und sehr seriös“, meint etwa Markus Söder. Aki Watzke vom BVB, man kennt sich aus der Jungen Union, beschreibt Merz so: „Er ist zielstrebi­g. Er ist manchmal auch ein bisschen knorrig. Und vor allen Dingen, er ist korrekt.“Während die Grüne Renate Künast anmerkt: „Sehr konservati­v-national. Sehr.“Besonders schön ist freilich der Satz von Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer zu Merz: „Muss ich jetzt etwas Nettes sagen der Sache wegen?“Muss sie nicht. Macht sie auch nicht.

Zurück zur K-Frage. Dass Merz auch NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst und Söder im Nacken sitzen, bleibt nicht unerwähnt. ExKanzlerk­andidat Armin Laschet rät dann auch zur Vorsicht: „Markus Söder sagt, sein Platz ist in Bayern. Und das hat er mir auch schon mal gesagt“, grient Laschet.

„Mensch Merz!“:

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FOTO: JOERG CARSTENSEN/DPA CDU-Chef Friedrich Merz (CDU) hält sich auch in der neuen ZDF-Doku in der Kanzler-Frage bedeckt.

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