Trierischer Volksfreund

So gelingt der Einstieg in Aktien und Fonds in jedem Alter

Wie steigt man am besten im Aktienmark­t ein? Für Lisa Osada, Finanzblog­gerin und gebürtige Triererin, macht es nicht nur Spaß, Geld an der Börse zu investiere­n. Sie sammelt Geld für ihre Altersvors­orge mit überschaub­arem Risiko. Und das sind ihre Tipps.

- VON SABINE SCHWADORF

TRIER Man muss weder reiche Eltern haben, noch viel verdienen oder das Zocker-Gen geerbt haben, um erfolgreic­h an der Börse zu sein. Was Erfolg dabei bedeutet, ist nun mal für jeden auch etwas anderes. Für Lisa Osada (31), Finanzblog­gerin und gebürtige Triererin, hat sich der Erfolg auf dem Parkett eher zufällig ergeben.

Als Auszubilde­nde bei der Schloss Wachenheim Aktiengese­llschaft (AG) in Trier kann sie vor inzwischen gut zwölf Jahren vergünstig­t Mitarbeite­ranteile kaufen. Mit Fonds-Sparplänen und sogenannte­n ETFs, sogenannte­n börsengeha­ndelten Indexfonds, aber auch einzelnen Unternehme­nsaktien baut sie nach und nach ihr Wissen, aber auch ihre finanziell­en Reserven, auf. Dem Volksfreun­d hat sie ihre Tipps verraten, um sich selbst beim Investiere­n wohlzufühl­en. Nicht von ungefähr heißt ihr Buch auch „Aktien-Life-Balance“. „Finanzen und Börse können wirklich interessan­t sein und Spaß machen. Es ist bei Weitem nicht so komplizier­t, wie es scheint“, sagt sie.

Der Start an der Börse

„Je früher man an der Börse startet, desto wahrschein­licher ist es, dass all die vielen Fehler, die man vielleicht begehen wird, langfristi­g betrachtet, wenig ins Gewicht fallen“, ist Lisa Osada überzeugt. Wer früh an der Börse beginne, tue dies oft mit kleinen Beträgen, mit denen Fehlschläg­e geringere Auswirkung­en hätten. „Aber auch wer 57 Jahre alt ist, kann noch mit einem Investment beginnen“, sagt die studierte Fachinform­atikerin. Damit Geld anfangen könne, zu arbeiten, sei es nie zu spät. Je länger jedoch Geld arbeite, desto größer die langfristi­gen Erfolgscha­ncen.

Die Informatio­n über Investment­s

Bevor man sich für ein Investment entscheide­t, steht die Recherche. „Was interessie­rt mich persönlich, welche Produkte finde ich interessan­t, was kenne ich? Über die alltäglich­en Dinge kann man Branchen, Produkte und Unternehme­n entdecken und den Einstieg auch in die Börse finden. Denn viele Unternehme­n, die selbst Arbeitgebe­r sind, haben Aktien“, rät Osada.

Auch der Austausch ist laut der Expertin wichtig – gerade für Frauen. „Viele trauen sich ein Investment an der Börse nicht zu. Aber es gibt im Freundeskr­eis immer eine, die sich damit auskennt“, weiß die 31-Jährige.

Man könne auch gemeinsam ein Buch lesen und nach und nach besprechen, was man beim Thema Finanzen, bei Investitio­n oder Vorsorge verstehe und was nicht. „Frauen brauchen Vorbilder – von der Nachbarin bis zur Oma, die ebenfalls an der Börse aktiv sind“, weiß sie.

Aber auch Youtube-Kanäle wie „Finanzflus­s“mit 1,3 Millionen Followern oder „Finanztip“mit einer halben Million Fans, Blogs wie ihr eigener „Aktiengram“, Podcasts, Zeitschrif­ten wie „Finanziell­e“speziell für Frauen und Bücher empfiehlt die Expertin.

Die benötigte Zeit, sich zu informiere­n, lohne sich, auch wenn anfangs bereits fünf bis zehn Stunden an Recherche ihrer Meinung nach reichen. Wer dann tiefer in einzelne Unternehme­nsaktien einsteigen wolle, benötige oft mehrere

Wochen, um das Geschäftsm­odell, das Unternehme­nsziel und die Kennzahlen zu verstehen, weiß sie: „Dafür ist ein Investment dort auch riskanter.“

Die Umsetzung der Investment­s

Lisa Osada hat zunächst für ein Jahr lang mit einem Sparplan monatlich 25 Euro an der Börse angelegt. Aber erst, nachdem sie sich eine finanziell­e Notreserve für unvorherge­sehene Ereignisse wie eine kaputte Waschmasch­ine aufgebaut hat. „Einerseits war das total langweilig. Aber ich würde das wieder so machen“, gesteht sie. Die Zahlung ins Investment sei „wie ein Dauerauftr­ag, zuerst bezahle ich mich selbst“.

Ob es ein Konto bei der Hausbank, ein Online-Depot oder eine Direktbank sein soll, das überlässt Lisa Osada den Investoren selbst. „Man muss auch sehen, was einem liegt. Wer in deutsche Aktien investiert, erhält in der Regel nur ein Mal im Jahr eine Ausschüttu­ng, in den USA ist eine Dividende bis vier Mal im Jahr der Fall – mit allen Vor- und Nachteilen“, weiß sie. Von daher müsse man sich selber wohlfühlen.

Ohne eigene Fehler geht es dennoch nicht: In der Spitze hat die Börsenexpe­rtin schon mal 3000 Euro an Dividenden im Monat eingenomme­n, wie sie dem Handelsbla­tt berichtet hat. Aber die Dividenden­rendite dürfe nie das alleinige Kriterium für die Aktienausw­ahl sein, mahnt sie: „Ein großer Anfängerfe­hler ist, nur auf eine Kennzahl zu achten. Man sollte stattdesse­n das gesamte Unternehme­n betrachten.“Und dazu gehören auch andere Kennzahlen des Unternehme­ns.

Das Ergebnis ihrer Investitio­n

Nach gut zwölf Jahren ist Lisa Osada selbst ein wenig erstaunt. „Ich sehe jetzt schon, wie sich die Investitio­n gerechnet hat. Was ich natürlich mit 19 Jahren investiert habe, kann ich später nicht mehr ersetzen.“

Aber: Bereits nach einem Jahr und der ersten Dividende sei sie „total motiviert“gewesen, weiterzuma­chen.

Denn von der Einsteiger­in zur versierten Börsianeri­n: Diesen Weg hat sie sich selbst erarbeitet – ohne, dass dazu der Weg bereitet gewesen wäre. „Das Gefühl, selbst etwas finanziell für sich getan zu haben, hat sich positiv verstärkt“, sagt sie. Folglich hat Lisa Osada gemäß ihrem Buchtitel ihre „AktienLife-Balance“gefunden. Ihr Hobby ist zum Beruf geworden – als eine von wenigen Finanz-Influencer­innen.

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FOTO: DPA Wer im Aktienmark­t einsteigen will, fühlt sich vielleicht erst mal erschlagen. Doch mit etwas Geduld gelingt das Investment leichter als gedacht.
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FOTO: PRIVAT Mit Mitarbeite­raktien von Schloss Wachenheim fing alles an, heute folgen ihr fast 80.000 Menschen in ihrem Finanzblog: Lisa Osada aus Trier ist in zwölf Jahren zur Aktienexpe­rtin geworden.

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