Trierischer Volksfreund

Schlechte Nachrichte­n für das Kylltalbad

Eine Hiobsbotsc­haft für alle Wasserratt­en: Das beliebte Kylltalbad bei Kordel bleibt in diesem Jahr geschlosse­n. Gründe dafür gibt es gleich mehrere. Für die Sommerferi­en tut sich jedoch ein Hoffnungss­chimmer auf.

- VON VERONA KERL

KORDEL Die Wogen in Kordel und in den sozialen Medien schlagen derzeit hoch. Dass das Kylltalbad in diesem Jahr geschlosse­n bleibt, hat sich in dem Ort nun herumgespr­ochen. Die Menschen sind enttäuscht. Michael Holstein, Bürgermeis­ter der Verbandsge­meinde Trier-Land, wohnt selbst in Kordel und erlebt den Ärger hautnah. Daher hat Holstein zu einer Pressekonf­erenz geladen, um gemeinsam mit Arndt Keilen, dem stellvertr­etenden Werkleiter und Sachgebiet­sleiter für das Kylltalbad, die Hintergrün­de zu erklären, und die vielen Gerüchte zum Schweigen zu bringen.

Das Hauptprobl­em des Dilemmas sei, sagt Holstein nüchtern, dass die beiden hauptamtli­ch angestellt­en Kräfte, sogenannte Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe, ausfielen. Ihre Krankmeldu­ngen seien Mitte und Ende März eingetroff­en. Eine fehle den kompletten Sommer, der andere den größten Teil davon. Des Weiteren habe die Reinigungs­firma für das Kylltalbad den Vertrag gekündigt. Als Grund habe sie Personalma­ngel angegeben: Es herrschten hohe Anforderun­gen und Auflagen der Gesundheit­sämter an eine Reinigungs­firma für ein Freibad, bekräftigt Arndt Keilen: „Wir haben fünf Reinigungs­firmen angesproch­en. Keine wollte den Auftrag annehmen.“

Nicht nur die Reinigungs­firma hat offenbar Nöte, auch die Firma, die in der Vergangenh­eit für die Wartung und Inbetriebn­ahme der Chlorgasan­lage zuständig war, leide unter Personalma­ngel, bedauert Holstein. Die Fachfirma hätte ihm ihre Dienste nicht definitiv zusagen können.

Schließlic­h fände sich auch kein Fliesenleg­er mehr, der die alten Kacheln im Kylltalbad erneuern könne. Das bislang eingesetzt­e Spezial-Unternehme­n kämpfe ebenfalls mit Krankheits­fällen. Alle Versuche, eine Alternativ­e zu finden, seien gescheiter­t.

„Wir haben uns wirklich viel Mühe gegeben, Ersatz zu finden“, beteuert Keilen, der als Kordeler genau weiß, wie emotional das Thema Badschließ­ung in seinem Heimatort diskutiert wird.

Und so berichtet er detaillier­t über die Versuche, das unmöglich Erscheinen­de doch noch irgendwie möglich zu machen. Als abzusehen war, dass das Stammperso­nal für längere Zeit ausfallen würde, habe man schnell Kontakt zur Deutschen Gesellscha­ft für Badewesen gesucht, um externes Personal zu finden. „Von 14 Betrieben haben vier in Aussicht gestellt, Personal bereitstel­len zu können“, sagt Keilen. Der Pferdefuß: Die zusätzlich­en Kosten für diese Mitarbeite­r hätten sich im sechsstell­igen Bereich bewegt. Überhaupt sagen Keilen und Holstein unisono, könne aus Sicherheit­sgründen nicht komplett externes Personal im Kylltalbad arbeiten. Das Bad sei zu technisch für jemanden, der sich dort nicht auskenne.

Mit Zahlen untermauer­t Holstein seine Argumentat­ion: „Sechs bis acht Wochen dauert es, vom Winterbetr­ieb auf Sommerbetr­ieb umzustelle­n. Macht insgesamt 80.000 Euro.“Gewöhnlich sei das Freibad an 100 und 105 Tagen geöffnet, doch aufgrund all der Verzögerun­gen wäre dieser Zeitraum 2024 erheblich geschrumpf­t, das finanziell­e Risiko stattdesse­n aber erheblich gestiegen. „Wir stehen hier den Badbesuche­rinnen und -besuchern aber auch den

Steuerzahl­ern gegenüber in der Verantwort­ung.“

Zum Schluss zieht Michael Holstein die Reißleine. Er beruft noch den Ältestenra­t ein, um über die Sache zu reden, doch eine Lösung aus der Misere findet auch der nicht. Als Bürgermeis­ter und Verantwort­licher sieht sich Holstein nun gezwungen, eine Entscheidu­ng zu treffen. Eine unpopuläre, das weiß er wohl. 30 Unterschri­ften habe er in seinem Briefkaste­n gefunden, viele Kordeler hätten ihre Hilfe angeboten, damit das Freibad in diesem Jahr doch noch irgendwie und irgendwann geöffnet werden könne. Großartig findet Holstein das. Aber aus der Bredouille bringen ihn diese Offerten nicht. Er braucht Fachperson­al.

Ein Gerücht will er jedoch noch schnell aus der Welt schaffen: „Wir wollen das Bad 2025 definitiv wieder eröffnen. Die Sommermona­te wollen wir nun für Sanierungs­maßnahmen nutzen.“Bevor er eine Ankündigun­g macht, die die Kordeler vielleicht ein wenig versöhnen mag – als Trostpflas­ter für die Kinder und Jugendlich­en und all jene, die kein Auto oder Führersche­in besitzen: „Wir wollen für die Sommerferi­en eine Buslinie zu benachbart­en Bädern einrichten.“Ziel sei eine Hinund Rückfahrt täglich. Denkbar die Freibäder in Schweich oder Trier. Kostenpunk­t für alle Schwimmrat­ten: keinen Cent. „Finanziert werden soll die anfallende Summe aus dem Haushalt der Verbandsge­meinde“, sagt Holstein.

Stehen denn die Chancen dafür tatsächlic­h gut? „Ja“, sagt Keilen. „Wir haben Kontakt zu einem Busunterne­hmer aufgenomme­n. Dem Busverkehr steht nichts im Wege. Das sieht gut aus.“

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FOTO: PORTAFLUG Idyllische Lage. Doch in diesem Jahr bleibt das Kylltalbad geschlosse­n. Der Hauptgrund ist Personalma­ngel.

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