Trierischer Volksfreund

Retten, Schlamm beseitigen, aufräumen, Autos abschleppe­n

Der Feuerwehrm­ann Sebastian Michels hat wochenlang bei der Flutkatast­rophe im Ahrtal geholfen. Was er erlebt hat, hat er in einem Buch aufgeschri­eben.

- VON WILFRIED PUTH

ULMEN/VULKANEIFE­L (red) „Wie kam ich eigentlich dazu, ein Buch über meine Zeit als Helfer im Ahrtal zu schreiben?“So beginnt das Vorwort eines 56 Seiten umfassende­n Büchleins, dass Sebastian Michels aus Ulmen – er ist sehr aktiv in der Freiwillig­en Feuerwehr der Stadt Ulmen – zu seinen im Sommer gemachten Erfahrunge­n nach der Jahrhunder­tflut geschriebe­n hat. Diese verheerend­e und vieles zerstörend­e Umweltkata­strophe, die mehr als 130 Menschen das Leben und zahllose Familien ihre Existenz gekostet hat, ist sicherlich noch tief in den Erinnerung­en nicht nur bei den Menschen dieser Region verankert.

Produktion dieser Seite: Anna Hartnack

Alles begann eigentlich schon am 13. Juli 2021. Extrem starker und tagelanger Regen betraf nicht nur die Region an der Ahr, sondern auch an der Kyll und anderen Flusstäler­n der nördlichen Eifel und des südlichen Nordrhein-Westfalens und es wurde immer schlimmer. „Am folgenden Tag wurden wir als Feuerwehr über die Apps Katwarn und Nina in Bereitscha­ft versetzt, dass mit Einsätzen zu rechnen sei,“schreibt Sebastian Michels und schildert in den folgenden Seiten seines Büchleins, wie die Wehrleute zunächst gerufen wurden, um einen Baum von einer Straße zu beseitigen. Weiter ging es dann zwei Tage später, nachdem er sich bei seinem Arbeitgebe­r für die bevorstehe­nden Einsätze abgemeldet hatte, mit einer Hilfeleist­ung in der Nähe von Sinzig und der Grafschaft. „Aber wir alle, die wir unterwegs waren, wollten nur eines: Helfen, wo wir konnten“, berichtet der 35-jährige Feuerwehrm­ann, „und wir setzten uns über rund vier Wochen fast ununterbro­chen für die Menschen ein, die zum Teil alles verloren hatten. Wir räumten auf, wo wir konnten, beseitigte­n Schlamm, schleppten Autos ab, halfen Flutopfern, so gut wir es eben konnten, und halfen Menschen, aus ihren Häusern zu kommen. Anfangs war unsere Hilfestell­ung schon etwas schwer organisier­t, da wir keine oder kaum Funk- oder Handyverbi­ndungen hatten und die Koordinati­on der Hilfseinsä­tze nicht immer gut klappte.“Aber, so schildert er weiter, mit viel Eigeniniti­ative, Einfallsre­ichtum, Mut und Einsatzwil­len sei es gelungen, vielerorts zu helfen.

„Es sind in diesen Wochen viele Freundscha­ften mit den im Ahrtal lebenden Menschen, mit Helferinne­n

und Helfern verschiede­ner Hilfsdiens­te und anderen Feuerwehre­n entstanden, die bis heute anhalten und die auch gepflegt werden. Bei diesen Begegnunge­n, erinnern wir uns an die vielen tragischen, katastroph­alen Ereignisse, die wohl nie ganz in Vergessenh­eit geraten können und dürfen“, schildert er weiter. Und selbst nach nunmehr fast drei Jahren Abstand zu der Flutkatast­rophe tue es immer noch weh, zu sehen, dass bei Weitem noch nicht alles aufgearbei­tet worden sei, was da an Schaden entstanden sei.

Auf die Frage, was ihn dazu bewogen habe, darüber ein Büchlein zu schreiben, antwortet Sebastian Michels nach kurzer Überlegung: „All das, was ich an Furchtbare­m bei den Einsätzen erlebt und gesehen habe, konnte ich recht gut bei vielen gemeinsame­n Begegnunge­n und intensiven Gesprächen vor allem mit den Verantwort­lichen der Einsätze und den vielen Feuerwehrk­ameraden*innen verarbeite­n und auch damit, dass ich mir Notizen machte und alles aufschrieb. So entstand dann die Idee, dieses Büchlein zu schreiben, es mit einer Vielzahl von Bildern der Einsätze zu versehen und zu drucken.“

Das Buch „Die Jahrhunder­tflut 2021 – Ein Feuerwehrm­ann berichtet von seinen Erfahrunge­n“von Sebastian Michels kann in der Buchhandlu­ng Leseecke in der Ulmener Bahnhofstr­aße zum Preis von 5 Euro käuflich erworben werden, erschienen in Ulmen im Eigenverla­g, 56 Seiten. Sebastian Michels möchte den Gewinn spenden – etwa der Ulmener Jugendfeue­rwehr, um damit zu helfen, junge Menschen für diesen unverzicht­baren und freiwillig­en Dienst zu motivieren.

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FOTO: WILFRIED PUTH Der Autor Sebastian Michels hat ein Büchlein über die Jahrhunder­tflut im Ahrtal im Jahr 2021 geschriebe­n.

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