Trierischer Volksfreund

Was mit Dietrich Behrendt geschah

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Manfred Klein und Robert Fuchs, die beiden Dokumentar­isten der Ardennen-Offensive (der Volksfreun­d berichtete) waren auch bei der Bergung von Dietrich Behrendt zugegen. Ihren weiteren Recherchen zufolge wurde der junge Soldat rund um den Jahreswech­sel 1944/45 dem Fallschirm­jäger-Regiment 15 zugeteilt. Behrendt fiel in den frühen Morgenstun­den des 28.

ja nicht so oft vor, dass es nach fast 80 Jahren noch Angehörige gebe, die sich kümmern wollten. Tatsächlic­h sollte das mit der Überführun­g schon früher geschehen sein, sogar die Beisetzung hatte die Familie für Ende März terminiert, hatte Verwandte und Freunde eingeladen und einen Geistliche­n gebeten, die Zeremonie zu leiten. Allerdings hat eine Behörde die Hoheit über die

Februar 1945, nicht weit von Prüm. Nach bisherigen Erkenntnis­sen wurden seine sterbliche­n Überreste nach den Kampfhandl­ungen von Zivilbürge­rn in eine Vertiefung gezogen und mit Erdreich bedeckt. Die Gebeine wurden am 14. April 2023 geborgen und anschließe­nd von der Staatsanwa­ltschaft Trier einer gerichtsme­dizinische­n Untersuchu­ng zugeführt. Dietrich Behrendts Erkennungs­marke befand sich noch gut leserlich in seiner rechten Hosentasch­e.

Überreste der gefallenen Soldaten: die Aufsichts- und Dienstleis­tungsdirek­tion Trier (ADD). Und von dort hatte es geheißen: Überführen, das geht nicht – weil nicht vorgesehen im Gräbergese­tz. Stattdesse­n sollten die Gebeine auf einem nahen Ehrenfried­hof beigesetzt werden.

Die Familie wollte das nicht glauben – es seien ja noch Verwandte da, auch für die Kosten der Überführun­g

und Bestattung wollen die Mecklenbur­ger aufkommen. Inzwischen steht fest: Sie müssen die so unerfreuli­che Auskunft auch nicht glauben. Wie auf TV-Anfrage bei der ADD deren Pressespre­cherin Eveline Dziendziol mitteilt, dürfen die Gebeine doch in der Heimat des Gefallenen beerdigt werden – wie gewünscht im Grab der Eltern. Alles sei geklärt und rechtlich in Ordnung, die schriftlic­he Mitteilung über den Entscheid ist bei der Familie ebenfalls eingegange­n.

„Das ist ja doch eine erfreulich­e Nachricht“, sagt Karl Behrendt. Sie berührt ihn aber auch aus einem anderen Grund besonders: Denn ausgerechn­et sein Vater Otto Behrendt hat im Jahr 2009 (er starb 2010) noch dafür gesorgt, dass auf dem Friedhof von Grauenhage­n eine Gedenkstät­te eingericht­et wurde für die Menschen, die sich kurz vor Kriegsende in einigen Seen ertränkt hatten. Frauen und Männer, die zuerst ihre Kinder töteten und sich dann das Leben nahmen, aus Verzweiflu­ng und aus Angst vor der Roten Armee. „Etliche Grauenhage­ner“, schrieb die Tageszeitu­ng „Nordkurier“in ihrem Bericht über die Einweihung der Gedenkstät­te, seien damals ins Wasser gegangen, „weil sie in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1945 Opfer von Vergewalti­gungen, Misshandlu­ngen, Plünderung­en geworden waren“. Hinzu kamen viele weitere, unbekannte Tote, die meisten von ihnen Flüchtling­e, die ebenfalls ihren Leben im Wasser ein Ende setzten. Sein Vater Otto, sagt Karl Behrendt, sei damals einer derjenigen gewesen, die die Toten bargen. „Er hat die mit 17 Jahren aus dem Wasser gefischt“, sagt er. Alle kamen dann in ein Massengrab, bevor man sie später umbettete. Und 2009 erhielten diese Toten dank Otto Behrendts Engagement eine Gedenktafe­l und ein Kreuz, versehen mit ihren Namen, mit Geburts- und Sterbedatu­m, soweit diese ermittelt werden konnten.

„So engagiert war er für fremde Leute“, sagt Karl Behrendt über den Vater. „Aber für seinen eigenen Bruder blieb ihm das verwehrt. Es wäre sein größter Wunsch gewesen, das noch zu erleben.“Der Wunsch konnte dem Vater nicht mehr erfüllt werden. Aber sein Bruder kommt jetzt endlich nach Hause.

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FOTO: PRIVAT Er wurde nur 19 Jahre alt: Dietrich Behrendt, gefallen in den Kämpfen bei Prüm am 28. Februar 1945.

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