Wenn der Herr Pastor Frau Weber heißt
Aus römisch-katholischer Sicht ist die Priesterweihe von Frauen nach wie vor ausgeschlossen. Doch Frauen übernehmen in der katholischen Kirche mehr und mehr wichtige Ämter. Im Pastoralen Raum Wittlich leiten Ehrenamtliche wie Ursula Weber nun Begräbnisse.
WITTLICH/HUPPERATH Wer als Trauergast auf einer römisch-katholischen Beerdigung im Pastoralen Raum Wittlich stets einen Priester erwartet, der dürfte in jüngster Zeit überrascht worden sein. Denn neben Geistlichen übernehmen dort mittlerweile auch Ehrenamtliche den Begräbnisdienst – und dazu gehören auch Frauen. Wenn Angehörige für das Begräbnis nicht explizit einen Pfarrer und ein kirchliches Seelenamt wünschen, kann der Bestattungsdienst samt Begräbnis und Traueransprache neuerdings auch von ehrenamtlich Engagierten übernommen werden.
Für den Pastoralen Raum Wittlich zählen Ursula Weber aus der Pfarreiengemeinschaft Landscheid und Andreas Michel aus der Pfarrei Traben-Trarbach zu solch ehrenamtlich Qualifizierten. „Bei gleichbleibend hoher Anzahl von Sterbefällen soll dadurch die Qualität des Bestattungsdienstes gesichert und vor allem auch die persönliche Zuwendung in Trauerfällen möglich bleiben“, erklärt Pfarrer Matthias Veit, Dekan des Pastoralen Raums Wittlich, zu den Neuerungen.
Ehrenamtliche führen in Wittlich durch Begräbnisse
Nach einem halbjährigen intensiven Vorbereitungskurs in Trier wurde den qualifizierten Ehrenamtlichen die Beauftragungsurkunde
des Bischofs überreicht. Beide haben bereits begonnen, in ihren jeweiligen Pfarreien Kondolenzgespräche zu führen, Begräbnisse vorzunehmen und dazugehörige Gottesdienste zu feiern. Matthias Veit begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich.
Der Dekan sieht in solchem Engagement nicht nur die Möglichkeit der Entlastung jener, „die bislang im sensiblen Feld der Trauerpastoral aktiv sind, sondern auch eine Bereicherung des Dienstes insgesamt, weil jede und jeder seine ganz persönliche Lebens- und Glaubenserfahrung einbringen kann. Das kommt den Trauernden zugute“. Menschen in Zeiten der Trauer zu begleiten und ihre Toten würdig zu bestatten, zählt zu den Werken der Barmherzigkeit und ist seit urchristlicher Zeit eine wichtige Aufgabe der Kirche. Doch selbst eine katholische Beerdigung erfordert nicht zwangsweise einen Pfarrer. Allein das Spenden gewisser Sakramente ist Priestern vorbehalten. So viel zur katholischen Theologie.
Frauen in der katholischen Kirche im Bistum Trier leiten Beerdigung
Nun zur Praxis, die die pensionierte Lehrerin Ursula Weber aus Hupperath bereits bei mehreren Beerdigungen im Pastoralen Raum Wittlich sammelte. Sie habe auf ihren ersten Beerdigungen schon einige überraschte Gesichter gesehen, sagt die 67-Jährige, aber das sei für sie kein Problem. „Ich war auch nicht nervös. Im Bistum Trier ist es vielleicht etwas Neues, wenn Ehrenamtliche und darunter auch Frauen den Begräbnisdienst leiten, aber in anderen Bistümern ist das schon seit Jahren gang und gäbe.“
Aus welchen Gründen hat sie sich für dieses außergewöhnliche Ehrenamt entschieden? Nach ihrer Pensionierung, sagt die ehemalige Realschullehrerin, habe sie sich darüber Gedanken gemacht, in welchem Ehrenamt sie Mitmenschen helfen könne. Durch ihr Theologiestudium und Ihre Arbeit als katholische Religionslehrerin sei sie natürlich beruflich vorgeprägt. „Als ich dann vom Begräbnisdienst erfuhr, wusste ich sofort, da melde ich mich. Ich will einfach anderen Menschen helfen.“
Sie habe selbst viel Trauer in der eigenen Familie erlebt. „Oberstes Ziel ist da, dass Menschen eine gute, würdige, christliche Beerdigung bekommen und Menschen in Trauer und Leid Beistand erfahren. Wenn jemand stirbt, sind Menschen in größter Not. Da Trost zu spenden, das ist eine wichtige Aufgabe.“
Ehrenamtliche im Bistum Trier werden für Begräbnisdienst qualifiziert
Eine Beerdigung könne von einem jedem getauften Katholiken als Dienst am Nächsten und Werk der Barmherzigkeit verrichtet werden, sagt Weber. „Viele Menschen sind nach wie vor darüber erstaunt. Aber die Bestattung ist kein sakramentaler Dienst und das hat auch meine Entscheidung beeinflusst.“Heute gebe es da viele Möglichkeiten. In manchen Fällen seien nur noch Trauerfeiern mit Beerdigung gewünscht, sagt Weber, und wer da das Begräbnis leite, sei nicht entscheidend.
Obwohl sie in ihrem Ehrenamt mit Tod, Leid und Trauer konfrontiert wird, belaste sie das nicht, sagt Weber. Sie sei vom Bistum für dieses Amt qualifiziert worden. Weber verbrachte dafür mehrere Wochenenden in verschiedenen katholischen Hochschulen und musste mehrere Module abschließen. „Man muss schon Einsatz beweisen und sich qualifizieren.“Die Ausbildung, die sie vom Bistum bekommen habe, sei unheimlich gut gewesen. „Wir haben viel gelernt und es war immer eine Bereicherung. Ich habe mir das mit dem Begräbnisdienst gut überlegt. Es ist emotional und sensibel. Aber es geht um die Aufgabe, die Angehörigen zu stützen und ihnen Trost zu spenden.“Aus all diesen Gründen habe sie sich für speziell dieses Ehrenamt entschieden.
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