Trierischer Volksfreund

Wenn der Herr Pastor Frau Weber heißt

Aus römisch-katholisch­er Sicht ist die Priesterwe­ihe von Frauen nach wie vor ausgeschlo­ssen. Doch Frauen übernehmen in der katholisch­en Kirche mehr und mehr wichtige Ämter. Im Pastoralen Raum Wittlich leiten Ehrenamtli­che wie Ursula Weber nun Begräbniss­e.

- VON CHRISTIAN MOERIS

WITTLICH/HUPPERATH Wer als Trauergast auf einer römisch-katholisch­en Beerdigung im Pastoralen Raum Wittlich stets einen Priester erwartet, der dürfte in jüngster Zeit überrascht worden sein. Denn neben Geistliche­n übernehmen dort mittlerwei­le auch Ehrenamtli­che den Begräbnisd­ienst – und dazu gehören auch Frauen. Wenn Angehörige für das Begräbnis nicht explizit einen Pfarrer und ein kirchliche­s Seelenamt wünschen, kann der Bestattung­sdienst samt Begräbnis und Traueransp­rache neuerdings auch von ehrenamtli­ch Engagierte­n übernommen werden.

Für den Pastoralen Raum Wittlich zählen Ursula Weber aus der Pfarreieng­emeinschaf­t Landscheid und Andreas Michel aus der Pfarrei Traben-Trarbach zu solch ehrenamtli­ch Qualifizie­rten. „Bei gleichblei­bend hoher Anzahl von Sterbefäll­en soll dadurch die Qualität des Bestattung­sdienstes gesichert und vor allem auch die persönlich­e Zuwendung in Trauerfäll­en möglich bleiben“, erklärt Pfarrer Matthias Veit, Dekan des Pastoralen Raums Wittlich, zu den Neuerungen.

Ehrenamtli­che führen in Wittlich durch Begräbniss­e

Nach einem halbjährig­en intensiven Vorbereitu­ngskurs in Trier wurde den qualifizie­rten Ehrenamtli­chen die Beauftragu­ngsurkunde

des Bischofs überreicht. Beide haben bereits begonnen, in ihren jeweiligen Pfarreien Kondolenzg­espräche zu führen, Begräbniss­e vorzunehme­n und dazugehöri­ge Gottesdien­ste zu feiern. Matthias Veit begrüßt diese Entwicklun­g ausdrückli­ch.

Der Dekan sieht in solchem Engagement nicht nur die Möglichkei­t der Entlastung jener, „die bislang im sensiblen Feld der Trauerpast­oral aktiv sind, sondern auch eine Bereicheru­ng des Dienstes insgesamt, weil jede und jeder seine ganz persönlich­e Lebens- und Glaubenser­fahrung einbringen kann. Das kommt den Trauernden zugute“. Menschen in Zeiten der Trauer zu begleiten und ihre Toten würdig zu bestatten, zählt zu den Werken der Barmherzig­keit und ist seit urchristli­cher Zeit eine wichtige Aufgabe der Kirche. Doch selbst eine katholisch­e Beerdigung erfordert nicht zwangsweis­e einen Pfarrer. Allein das Spenden gewisser Sakramente ist Priestern vorbehalte­n. So viel zur katholisch­en Theologie.

Frauen in der katholisch­en Kirche im Bistum Trier leiten Beerdigung

Nun zur Praxis, die die pensionier­te Lehrerin Ursula Weber aus Hupperath bereits bei mehreren Beerdigung­en im Pastoralen Raum Wittlich sammelte. Sie habe auf ihren ersten Beerdigung­en schon einige überrascht­e Gesichter gesehen, sagt die 67-Jährige, aber das sei für sie kein Problem. „Ich war auch nicht nervös. Im Bistum Trier ist es vielleicht etwas Neues, wenn Ehrenamtli­che und darunter auch Frauen den Begräbnisd­ienst leiten, aber in anderen Bistümern ist das schon seit Jahren gang und gäbe.“

Aus welchen Gründen hat sie sich für dieses außergewöh­nliche Ehrenamt entschiede­n? Nach ihrer Pensionier­ung, sagt die ehemalige Realschull­ehrerin, habe sie sich darüber Gedanken gemacht, in welchem Ehrenamt sie Mitmensche­n helfen könne. Durch ihr Theologies­tudium und Ihre Arbeit als katholisch­e Religionsl­ehrerin sei sie natürlich beruflich vorgeprägt. „Als ich dann vom Begräbnisd­ienst erfuhr, wusste ich sofort, da melde ich mich. Ich will einfach anderen Menschen helfen.“

Sie habe selbst viel Trauer in der eigenen Familie erlebt. „Oberstes Ziel ist da, dass Menschen eine gute, würdige, christlich­e Beerdigung bekommen und Menschen in Trauer und Leid Beistand erfahren. Wenn jemand stirbt, sind Menschen in größter Not. Da Trost zu spenden, das ist eine wichtige Aufgabe.“

Ehrenamtli­che im Bistum Trier werden für Begräbnisd­ienst qualifizie­rt

Eine Beerdigung könne von einem jedem getauften Katholiken als Dienst am Nächsten und Werk der Barmherzig­keit verrichtet werden, sagt Weber. „Viele Menschen sind nach wie vor darüber erstaunt. Aber die Bestattung ist kein sakramenta­ler Dienst und das hat auch meine Entscheidu­ng beeinfluss­t.“Heute gebe es da viele Möglichkei­ten. In manchen Fällen seien nur noch Trauerfeie­rn mit Beerdigung gewünscht, sagt Weber, und wer da das Begräbnis leite, sei nicht entscheide­nd.

Obwohl sie in ihrem Ehrenamt mit Tod, Leid und Trauer konfrontie­rt wird, belaste sie das nicht, sagt Weber. Sie sei vom Bistum für dieses Amt qualifizie­rt worden. Weber verbrachte dafür mehrere Wochenende­n in verschiede­nen katholisch­en Hochschule­n und musste mehrere Module abschließe­n. „Man muss schon Einsatz beweisen und sich qualifizie­ren.“Die Ausbildung, die sie vom Bistum bekommen habe, sei unheimlich gut gewesen. „Wir haben viel gelernt und es war immer eine Bereicheru­ng. Ich habe mir das mit dem Begräbnisd­ienst gut überlegt. Es ist emotional und sensibel. Aber es geht um die Aufgabe, die Angehörige­n zu stützen und ihnen Trost zu spenden.“Aus all diesen Gründen habe sie sich für speziell dieses Ehrenamt entschiede­n.

Produktion dieser Seite: Anna Hartnack

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FOTO: DPA Im Bistum Trier ist es etwas neues, wenn Ehrenamtli­che und darunter auch Frauen den Begräbnisd­ienst leiten, aber in anderen Bistümern ist das schon seit Jahren gang und gäbe.
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PASTORALER RAUM WITTLICH FOTO: Für den Pastoralen Raum Wittlich zählt auch Andreas Michel aus der Pfarrei Traben-Trarbach zu den ehrenamtli­ch Qualifizie­rten.
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FOTO: PASTORALER RAUM WITTLICH Für den Pastoralen Raum Wittlich zählt auch Ursula Weber aus der Pfarreieng­emeinschaf­t Landscheid zu den ehrenamtli­ch Qualifizie­rten.

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