Trierischer Volksfreund

FC Bayern und fette Kasse: Träumen ist in der Schneifel jetzt erlaubt

Nach dem 2:1-Halbfinale­rfolg im Rheinlandp­okal über den Ahrweiler BC machte die SG Schneifel die Nacht zum Tage. Dem Endspiel gegen die TuS Koblenz fiebern sie bereits entgegen. Der ganz große Wurf ist nur noch einen Sieg weit entfernt ...

- VON ANDREAS ARENS

STADTKYLL Mit seinem Treffer kurz vor Schluss bewahrte Jan Pidde die SG Schneifel vor einer Verlängeru­ng – und ließ sein Team sowie den Großteil der 923 Zuschauer bereits nach der regulären Spielzeit jubeln: Dank des 2:1-Sieges am Mittwochab­end über den Ahrweiler BC hat die Sportgemei­nschaft aus Stadtkyll, Auw, Ormont und Hallschlag den Sprung ins Rheinlandp­okal-Finale geschafft. Am Samstag, 25. Mai, tritt sie beim NochRegion­alligisten TuS Koblenz an – in dessen Stadion Oberwerth.

Als „nicht gerade glücklich“stuft der Sportliche Leiter Martin Knuppen die schon vor Wochen getroffene Finalort-Entscheidu­ng des Fußballver­bandes Rheinland ein. Doch die Schneifele­r nehmen es, wie es kommt. „Vielleicht wäre Trier auch ganz nett gewesen. Im Grunde genommen ist uns das aber jetzt sch... egal. Wir sind so glücklich, dass wir im Finale sind – und haben es uns total verdient“, sprudelte es kurz nach dem Abpfiff aus Knuppen heraus.

Gegen halb vier habe er am frühen Donnerstag­morgen die Stätte des Triumphs verlassen, und „ich war noch nicht der Letzte“, ließ der SGFußballc­hef im TV-Gespräch durchblick­en. Nach dem emotionale­n Sieg machten sie in Stadtkyll die Nacht zum Tage.

Geträumt worden sei zu vorgerückt­er Stunde auch schon ein wenig. „Jemand hat mich gefragt, was passiert, wenn wir gegen die TuS Koblenz die

Überraschu­ng schaffen und dann im DFB-Pokal auf Bayern München treffen“, berichtet Knuppen – und liefert auch gleich augenzwink­ernd die Antwort: „Das wäre dann unser übernächst­er Sieg im Pokal, habe ich demjenigen gesagt.“

2006 wurde die Kooperatio­n der vier Muttervere­ine noch als Spielgemei­nschaft gegründet. Vor zwei Jahren wurde daraus eine Sportgemei­nschaft, die als eigenständ­iger Verein auftritt. Damit schuf man die Voraussetz­ungen, um im Fall der Fälle das Startrecht für den DFB-Pokal und/ oder die Oberliga zu erhalten.

Vorausgese­tzt, die ausgeschüt­teten Pokalgelde­r bewegen sich in ähnlichem Rahmen wie in der vergangene­n Saison, sind der SG Schneifel bereits durch den Finaleinzu­g rund 11.000 Euro sicher. Gelingt tatsächlic­h am 25. Mai der große Wurf, könnte man sich gar über etwa 160.000 Euro alleine an Fernsehgel­dern freuen. Hinzu kämen die anteiligen Zuschauere­innahmen, abzurechne­n wäre indes unter anderem die Miete für das Ausweichst­adion. Auf den Sportanlag­en

im SG-Gebiet könnte gemäß der DFB-Vorgaben in keinem Fall gespielt werden. In der Region kämen grundsätzl­ich das Trierer Moselstadi­on und das Salmtalsta­dion in Salmrohr in Betracht.

Die Fragen, was alles auf sie zukommen könnte, war am Mittwochab­end indes auch für Stephan Simon noch ein gutes Stück weit weg. Der 32-jährige Trainer war froh, dass sein Team den frühen Rückschlag wegstecken konnte. Im Rheinlandl­iga-internen Duell des Tabellenfü­hrers und des -fünften gingen die Gäste aus Ahrweiler bereits in der sechsten Minute im Anschluss an einen lang gezogenen Einwurf durch den Sonntagssc­huss von Paul Bermel in Führung. Ahrweiler hatte über weite Strecken des ersten Durchgangs wenig Mühe, die meist lang nach vorne geschlagen­en Bälle wegzuverte­idigen. Kurz nach dem Seitenwech­sel brachte aber eine Standardsi­tuation die Sportgemei­nschaft ins Spiel zurück: Auf Freistoßhe­reingabe von Michael Zeimmes war Niclas Biesen aus kurzer Distanz per Kopf zur Stelle (51.). Es entwickelt­e sich ein wildes Spiel, in dem Ahrweiler zunächst die besseren Chancen hatte, die Schneifele­r dann aber Schritt für Schritt die Oberhand gewannen. „Auch dank unserer Wechsel konnten wir die Partie offensiver gestalten“, wusste Coach Simon. Drei Minuten vor dem Abpfiff der sicher leitenden Unparteiis­chen Naemi Breier erreichte ein Diagonalba­ll von Philipp Bück den am zweiten Pfosten lauernden Jan Pidde. „Der Ball kommt richtig gut. Ich kann ihn direkt mit der Brust annehmen, treffe ihn perfekt und kann ins lange Eck abschließe­n. Einfach überragend“, beschrieb TopGoalget­ter Pidde, der in der Liga bereits 31 Mal getroffen hat und dort das Ranking anführt, den Moment des Glücks.

„Die große Kulisse, das späte Tor: Das war Gänsehaut-Feeling pur. Es wird bestimmt noch etwas dauern, bis ich das richtig fassen kann“, musste Alex Zapp zugeben. Der Innenverte­idiger vertritt den langzeitve­rletzten Jonas Weberskirc­h als Kapitän – und schaut dem Duell mit den Koblenzern optimistis­ch entgegen: „Die TuS ist in der Regionalli­ga unten, wir in der Rheinlandl­iga momentan oben. Da könnte was gehen – und im Pokal ist sowieso alles möglich...“

Eine große Bühne ist den Schneifele­rn schon jetzt sicher: Tausende von Zuschauern werden die Partie im Stadion Oberwerth verfolgen. Ein Millionenp­ublikum ist an den Fernsehern live dabei, wenn das Rheinlandp­okalFinale in einer Konferenzs­chaltung mit weiteren Landespoka­l-Endspielen in der ARD übertragen wird.

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FOTOS (2): HANS KRÄMER Kräftig wurde nach dem Halbfinals­ieg gefeiert: Die Schneifele­r sind im Endspiel und greifen am 25. Mai nach den Sternen, wenn es gegen die TuS Koblenz geht.
 ?? ?? Moment des Glücks: Gerade hat Jan Pidde das 2:1 für die SG Schneifel erzielt. Wenige Minuten später ist Schluss, und der Einzug ins Pokalfinal­e steht fest.
Moment des Glücks: Gerade hat Jan Pidde das 2:1 für die SG Schneifel erzielt. Wenige Minuten später ist Schluss, und der Einzug ins Pokalfinal­e steht fest.

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