FC Bayern und fette Kasse: Träumen ist in der Schneifel jetzt erlaubt
Nach dem 2:1-Halbfinalerfolg im Rheinlandpokal über den Ahrweiler BC machte die SG Schneifel die Nacht zum Tage. Dem Endspiel gegen die TuS Koblenz fiebern sie bereits entgegen. Der ganz große Wurf ist nur noch einen Sieg weit entfernt ...
STADTKYLL Mit seinem Treffer kurz vor Schluss bewahrte Jan Pidde die SG Schneifel vor einer Verlängerung – und ließ sein Team sowie den Großteil der 923 Zuschauer bereits nach der regulären Spielzeit jubeln: Dank des 2:1-Sieges am Mittwochabend über den Ahrweiler BC hat die Sportgemeinschaft aus Stadtkyll, Auw, Ormont und Hallschlag den Sprung ins Rheinlandpokal-Finale geschafft. Am Samstag, 25. Mai, tritt sie beim NochRegionalligisten TuS Koblenz an – in dessen Stadion Oberwerth.
Als „nicht gerade glücklich“stuft der Sportliche Leiter Martin Knuppen die schon vor Wochen getroffene Finalort-Entscheidung des Fußballverbandes Rheinland ein. Doch die Schneifeler nehmen es, wie es kommt. „Vielleicht wäre Trier auch ganz nett gewesen. Im Grunde genommen ist uns das aber jetzt sch... egal. Wir sind so glücklich, dass wir im Finale sind – und haben es uns total verdient“, sprudelte es kurz nach dem Abpfiff aus Knuppen heraus.
Gegen halb vier habe er am frühen Donnerstagmorgen die Stätte des Triumphs verlassen, und „ich war noch nicht der Letzte“, ließ der SGFußballchef im TV-Gespräch durchblicken. Nach dem emotionalen Sieg machten sie in Stadtkyll die Nacht zum Tage.
Geträumt worden sei zu vorgerückter Stunde auch schon ein wenig. „Jemand hat mich gefragt, was passiert, wenn wir gegen die TuS Koblenz die
Überraschung schaffen und dann im DFB-Pokal auf Bayern München treffen“, berichtet Knuppen – und liefert auch gleich augenzwinkernd die Antwort: „Das wäre dann unser übernächster Sieg im Pokal, habe ich demjenigen gesagt.“
2006 wurde die Kooperation der vier Muttervereine noch als Spielgemeinschaft gegründet. Vor zwei Jahren wurde daraus eine Sportgemeinschaft, die als eigenständiger Verein auftritt. Damit schuf man die Voraussetzungen, um im Fall der Fälle das Startrecht für den DFB-Pokal und/ oder die Oberliga zu erhalten.
Vorausgesetzt, die ausgeschütteten Pokalgelder bewegen sich in ähnlichem Rahmen wie in der vergangenen Saison, sind der SG Schneifel bereits durch den Finaleinzug rund 11.000 Euro sicher. Gelingt tatsächlich am 25. Mai der große Wurf, könnte man sich gar über etwa 160.000 Euro alleine an Fernsehgeldern freuen. Hinzu kämen die anteiligen Zuschauereinnahmen, abzurechnen wäre indes unter anderem die Miete für das Ausweichstadion. Auf den Sportanlagen
im SG-Gebiet könnte gemäß der DFB-Vorgaben in keinem Fall gespielt werden. In der Region kämen grundsätzlich das Trierer Moselstadion und das Salmtalstadion in Salmrohr in Betracht.
Die Fragen, was alles auf sie zukommen könnte, war am Mittwochabend indes auch für Stephan Simon noch ein gutes Stück weit weg. Der 32-jährige Trainer war froh, dass sein Team den frühen Rückschlag wegstecken konnte. Im Rheinlandliga-internen Duell des Tabellenführers und des -fünften gingen die Gäste aus Ahrweiler bereits in der sechsten Minute im Anschluss an einen lang gezogenen Einwurf durch den Sonntagsschuss von Paul Bermel in Führung. Ahrweiler hatte über weite Strecken des ersten Durchgangs wenig Mühe, die meist lang nach vorne geschlagenen Bälle wegzuverteidigen. Kurz nach dem Seitenwechsel brachte aber eine Standardsituation die Sportgemeinschaft ins Spiel zurück: Auf Freistoßhereingabe von Michael Zeimmes war Niclas Biesen aus kurzer Distanz per Kopf zur Stelle (51.). Es entwickelte sich ein wildes Spiel, in dem Ahrweiler zunächst die besseren Chancen hatte, die Schneifeler dann aber Schritt für Schritt die Oberhand gewannen. „Auch dank unserer Wechsel konnten wir die Partie offensiver gestalten“, wusste Coach Simon. Drei Minuten vor dem Abpfiff der sicher leitenden Unparteiischen Naemi Breier erreichte ein Diagonalball von Philipp Bück den am zweiten Pfosten lauernden Jan Pidde. „Der Ball kommt richtig gut. Ich kann ihn direkt mit der Brust annehmen, treffe ihn perfekt und kann ins lange Eck abschließen. Einfach überragend“, beschrieb TopGoalgetter Pidde, der in der Liga bereits 31 Mal getroffen hat und dort das Ranking anführt, den Moment des Glücks.
„Die große Kulisse, das späte Tor: Das war Gänsehaut-Feeling pur. Es wird bestimmt noch etwas dauern, bis ich das richtig fassen kann“, musste Alex Zapp zugeben. Der Innenverteidiger vertritt den langzeitverletzten Jonas Weberskirch als Kapitän – und schaut dem Duell mit den Koblenzern optimistisch entgegen: „Die TuS ist in der Regionalliga unten, wir in der Rheinlandliga momentan oben. Da könnte was gehen – und im Pokal ist sowieso alles möglich...“
Eine große Bühne ist den Schneifelern schon jetzt sicher: Tausende von Zuschauern werden die Partie im Stadion Oberwerth verfolgen. Ein Millionenpublikum ist an den Fernsehern live dabei, wenn das RheinlandpokalFinale in einer Konferenzschaltung mit weiteren Landespokal-Endspielen in der ARD übertragen wird.