Trierischer Volksfreund

Der Mann im Glickenhau­s: Einer für alle Fälle

Rennfahrer, Unternehme­r, Familienva­ter: Thomas Mutsch fährt am Wochenende das exotischst­e Auto: Den Glickenhau­s SCG004c. Wie der Bitburger zum Rennsport kam und wie er Familie, elterliche­n Betrieb und seine Leidenscha­ft vereint.

- VON JÜRGEN BRAUN

BITBURG 131 Starter, davon mehr als 30 in den superschne­llen und leistungss­tarken GT3-Rennern, gehen am kommenden Wochenende beim Qualifikat­ionsrennen zum Saisonhöhe­punkt am Ring in wenigen Wochen, den sogenannte­n 24h-Qualifiers, an den Start. Alles erlesene Exponate von Audi, BMW, AMG-Mercedes, Porsche, Aston Martin, Lamborghin­i bis hin zu Ferrari. Einer aber stellt sie alle in den Schatten, ist der Exot unter den Ringeltaub­en der Rennstreck­e. Und darin sitzt ein 45-jähriger Pilot aus Bitburg: Was haben der Rennfahrer, Unternehme­r und Familienva­ter Thomas Mutsch und der Motorsport-verrückte Kunstmäzen James Glickenhau­s, ein schwer reicher US-Milliardär, gemeinsam? Wir klären auf.

Begonnen hatte alles als Kartfahrer des Eifel Motor Sport Clubs (EMSC) Bitburg. Dem gehört Mutsch, gelernter Speditions­kaufmann und Unternehme­r in seiner Heimatstad­t, bis heute an. Über diverse Formel-Rennserien machte sich der junge Eifeler rasch einen Namen als talentiert­er Nachwuchsp­ilot, fuhr bereits mit Anfang 20 in der sogenannte­n V8-Star-Serie. Eine zwischen 2001 und 2003 existieren­de, hersteller­unabhängig­e Rennserie mit Fahrzeugen, die von einem 5,7 Liter großen Achtzylind­er mit zwei Ventilen pro Zylinder beatmet wurden. Entwickelt nach Vorbild der US-amerikanis­chen NASCAR-Serie.

„Irgendwie hatte ich schon immer einen Hang zum Außergewöh­nlichen im Motorsport“, bekennt Mutsch, Anfang des Monats 45 geworden. Schon damals fuhr er bei den Rennern mit dem klassische­n 350er Small Block unter der Haube – das 350 bezog sich auf den Hubraum in Kubik-Inch – gegen Top-Fahrer wie den Motorrad-Weltmeiste­r Jonny Cecotto aus Venezuela. Ein Motor, der später auch noch eine Corvette oder einen Camaro befeuern sollte.

Thomas Mutsch aus Bitburg verbindet Beruf, Familie und Rennsport miteinande­r

Mutsch verstand und versteht es immer noch wie kaum jemand auf diesem Level, profession­ellen Rennsport, sein Privatlebe­n und den elterliche­n Betrieb miteinande­r zu verbinden. Er war und ist nach wie vor keiner, der mit seinem Können als Fahrer wie auch dem Gespür für und dem Wissen um die Technik große Sprüche macht. Als der damalige Volkswagen-Motorsport­direktor Kris Nissen ihm das Angebot machte, für die Wolfsburge­r in die Entwicklun­g eines 440-PSTurbo-Allradlers für das 24-Stunden

auf dem Nürburgrin­g einzusteig­en, sagte Mutsch zu.

2010 wurde Thomas Mutsch VizeWeltme­ister der FIA-GT1 Es gab so gut wie nichts, was ihn auf diesem Gebiet nicht reizte. Als Fahrer und Einsatzlei­ter des Teams Matech Competitio­n nahm er an der FIAGT3-Europameis­terschaft teil. Er entwickelt­e einen GT1-Sportwagen­auf Basis des Ford GT, wurde Geschäftsf­ührer von Matech Competitio­n. Aber das Rennfahrer­Gen trieb ihn immer wieder hinaus auf die Pisten der Welt. 2010 dann sein größter sportliche­r Erfolg: Vize-Weltmeiste­r

der FIA-GT1. Einer von nur vier offizielle­n Weltmeiste­rschaften des internatio­nalen Weltmotors­portverban­des.

2015 dann schließlic­h die Begegnung, die sein motorsport­liches Leben bis heute prägen sollte. James Glickenhau­s, ein Motorsport­verrückter US-Boy, Kunstmäzen, Selfmadema­n, verpflicht­ete den Eifeler als Pilot für sein exklusives Projekt der Scuderia Glickenhau­s, den SCG003c. Just hatten sich zwei Seelen getroffen, denen Grenzen im Denken und im Handeln fremd waren. Und es immer noch sind. Die Glickenhau­s-Renner, für europäisch­e Challenges homologier­t, fallen auf, wo immer sie unterwegs sind. Ultraflach, breit wie eine Flunder, weit aufschwing­ende Türen. Exoten unter Erlesenem.

Mutsch fuhr mit dem SCG003c beim 24-Stunden-Rennen auf die Pole Position

Der SCG003c war ebenbürtig mit den absoluten Siegeskand­idaten auf dem Nürburgrin­g bei den 24-Stunden-Rennen. Mutsch fuhr das bildschöne Teil auf die Pole. Was fehlte, war die Konstanz, die Beständigk­eit. Nach drei Jahren Pause, in denen sich Glickenhau­s in einem Le-Mans-Projekt versuchte, jetzt

 ?? FOTO: JÜRGEN C. BRAUN ?? Daumen hoch: Thomas Mutsch am Samstag kurz vor dem Start zur NLS 1 im SCG004c.
FOTO: JÜRGEN C. BRAUN Daumen hoch: Thomas Mutsch am Samstag kurz vor dem Start zur NLS 1 im SCG004c.
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