Trierischer Volksfreund

„Die Inflations­panik liegt hinter uns“

Die Inflation in Deutschlan­d sinkt auf den niedrigste­n Stand seit rund drei Jahren. Dazu tragen vor allem Energie- und Nahrungsmi­ttelpreise bei.

- Produktion dieser Seite: Markus Renz, Isabell Schirra

(dpa) Billigere Nahrungsmi­ttel und gesunkene Energiepre­ise machen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn in Deutschlan­d nach den vergangene­n Preissprün­gen Hoffnung. Im März sank die

Inflations­rate auf 2,2 Prozent und damit auf den niedrigste­n Stand seit rund drei Jahren. Das Statistisc­he Bundesamt bestätigte am Freitag vorläufige Daten. „Die Preissitua­tion bei Energie und Nahrungsmi­tteln dämpfte die Inflations­rate bereits im zweiten Monat in Folge“, erläuterte Behördench­efin Ruth Brand. „Im März 2024 waren Nahrungsmi­ttel für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r erstmals seit Februar 2015 günstiger als ein Jahr zuvor.“

Die Teuerungsr­ate insgesamt war im März so niedrig wie zuletzt im Mai 2021 mit damals ebenfalls 2,2 Prozent. Niedriger war der Wert davor im April 2021 mit 2,0 Prozent. Im Februar des laufenden Jahres hatte die Inflation noch bei 2,5 Prozent und im Januar bei 2,9 Prozent gelegen. Die große Inflations­welle ist nach Einschätzu­ng von DekabankCh­efvolkswir­t Ulrich Kater vorbei. „Die regelrecht­e Inflations­panik, die in Teilen der Bevölkerun­g durchaus zu Recht herrschte, liegt hinter uns“, sagte der Ökonom.

Für Nahrungsmi­ttel zahlten die Menschen im März 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Vor allem frisches Gemüse (minus 20,1 Prozent) und Molkereipr­odukte (minus 5,5 Prozent) wurden günstiger. Teurer binnen Jahresfris­t wurden unter anderem Zucker, Marmelade,

Honig und anderen Süßwaren (plus 8,4 Prozent) sowie Obst (plus 4,2 Prozent).

Energie verbilligt­e sich trotz der zu Jahresanfa­ng ausgelaufe­nen Energie-Preisbrems­en und der Anhebung des CO2-Preises auf 45 Euro je Tonne Kohlendiox­id (CO2) um 2,7 Prozent. Günstiger waren unter anderem Erdgas (minus 9,2 Prozent) und Strom (minus 8,1 Prozent). Fernwärme kostetet dagegen 20,6 Prozent mehr.

Dienstleis­tungen verteuerte­n sich um 3,7 Prozent. Deutlich mehr als ein Jahr zuvor mussten Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r unter anderem für Versicheru­ngen (plus 11,0 Prozent) zahlen. Der Gaststätte­nkostete 6,9 Prozent mehr. Seit dem 1. Januar 2024 gilt für Speisen in der Gastronomi­e wieder der reguläre Mehrwertst­euersatz von 19 Prozent.

Gegenüber dem Vormonat Februar stiegen die Verbrauche­rpreise im März um 0,4 Prozent.

Im Jahresschn­itt erwarten führende Wirtschaft­sforschung­sinstitute eine deutliche Abschwächu­ng der Inflation auf 2,3 Prozent nach 5,9 Prozent im vergangene­n Jahr. Auf den letzten Metern könnte es allerdings noch holprig werden, sagte KfWChefvol­kswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Schon im April ist durch das Ende der Mehrwertst­euerabsenk­ung mit einem Preisschub bei der Gas- und Wärmeverso­rgung zu rechnen.“

Höhere Teuerungsr­aten schmälern die Kaufkraft von Verbrauche­rinnen und Verbrauche­rn. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Im vergangene­n Jahr setzten viele Verbrauche­r daher den Rotstift an. Der Privatkons­um fiel als wichtige Konjunktur­stütze aus.

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) strebt für den Euroraum und Deutschlan­d mittelfris­tig Preisstabi­lität bei einer Teuerungsr­ate von zwei Prozent an. Nach einer Serie von Zinserhöhu­ngen im Kampf gegen die zeitweise hohe Inflation rechnen Volkswirte allgemein mit einer Senkung der Zinsen im Juni. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflations­raten entgegenwi­rken kann. Teurere Finanzieru­ngen sind aber zugleich eine Last für Unternehme­n und private Investoren.

Im März lag der sogenannte HVPI, den die EZB für ihre Geldpoliti­k heranzieht, in Deutschlan­d bei 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresm­onats. HVPI steht für Harmonisie­rter Verbrauche­rpreisinde­x, er dient dazu, Preisänder­ungen in der Eurozone internatio­nal vergleichb­ar zu machen.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Die Preissitua­tion entspanne sich, sagt Ruth Brand, Chefin des Statistisc­hen Bundesamte­s.

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