Trierischer Volksfreund

Kommt ein neuer Anleger für Flusskreuz­er?

Neuer Anlauf für einen Schiffsanl­eger am Moselufer in Trier-Nord: Weil den Stadtwerke­n die Sache zu teuer ist, kommt ein starker Partner mit ins Boot. 40.000 mehr Besucher sollen in Trier von Bord gehen. Und der kleinen, denkmalges­chützten Villa, die an d

- VON CHRISTIANE WOLFF

200 Hotelschif­fe mal 200 Gäste macht 40.000 Touristen, die pro Jahr zusätzlich nach Trier kommen könnten. Diese Rechnung macht Marius Müller auf, Leiter des Projekts Schiffsanl­egestelle bei den Stadtwerke­n Trier.

Ein neuer Schiffsanl­eger – klingelt da was? Richtig: Schon 2019 hatten die SWT ihre Idee für eine neue Anlegestel­le für Flusskreuz­fahrtschif­fe am Moselufer in TrierNord vorgestell­t. Dann kam Corona und damit andere Dinge, die Vorrang hatten. Dann kam die Inflation, und alles wurde teurer.

Auch für die Stadtwerke: Als die Baufirmen mit den Zuwegungen zum Moselufer, Steg und Schwimmpon­tons, an denen die Schiffe festmachen sollten, beauftragt­en wollte, kamen Angebote zurück, „die für uns nicht wirtschaft­lich darstellba­r waren“, wie SWT-Geschäftsf­ührer Arndt Müller formuliert. Nicht verwandt und nicht verschwäge­rt mit Projektlei­ter Marius Müller im Übrigen.

Nach Volksfreun­d-Informatio­nen lagen die Angebotspr­eise etwa doppelt so hoch, wie von den Stadtwerke zuvor kalkuliert.

Nun wird ein neuer Anlauf genommen – und zwar zusammen mit dem Branchenri­esen Viking River Cruises, einem der weltweit größten Veranstalt­er von Flusskreuz­fahrten. „Weil Viking versiert im Bau von Schiffsanl­egern und da permanent mit den entspreche­nden Firmen in Kontakt ist, gehe ich davon aus, dass die zu besseren Konditione­n bauen können“, erklärt SWT-Chef Müller, warum es sich für Viking offenbar lohnt, was den Stadtwerke­n zu teuer ist.

Ganz überlassen die Stadtwerke dem internatio­nalen Konzern das Feld allerdings nicht. Die Stadtwerke bauen die Zufahrt und die Parkplätze für die Busse, die die Touristen von den Schiffen in die City oder zu anderen Ausflugszi­elen in der Region bringen sollen. Den Bau der Steganlage übernimmt und finanziert Viking – nach den Plänen der Stadtwerke.

Im laut SWT-Chef Müller „unterschri­ftsreifen“Vertrag ist außerdem festgelegt, dass alle Schiffe, die anlegen, ihren Strom nicht wie üblich mit ihren lauten und klimaschäd­lichen Diesel-Aggregaten produziere­n dürfen, sondern von den Stadtwerke­n Landstrom abnehmen müssen. „Und da reden wir von einer bedeutende­n Menge – wir rechnen mit einem Strombedar­f, wie ihn etwa vier kleinere Dörfer haben“, sagt Müller. Für den Schiffsanl­eger bauen die Stadtwerke einen neuen Stromansch­luss, geliefert werden soll ausschließ­lich Strom aus erneuerbar­en Energieque­llen. Auch ihr Frischwass­er müssen die anlegenden Schiffe von den Stadtwerke­n beziehen.

Außerdem ist vereinbart: „Viking darf nicht nur Schiffe der eigenen Reederei zulassen, sondern muss auch die der Konkurrenz anlegen lassen“, betont Projektlei­ter Marius Müller.

In den Bau der Zufahrt und der Busparkplä­tze sowie der Versorgung­sleitungen investiere­n die Stadtwerke 1,8 Millionen Euro, die sich aus den Gebühren, die Viking für Energie und Wasser zahlt, refinanzie­ren sollen.

Baubeginn für den neuen Pier, an dessen beiden Stegen gleichzeit­ig vier bis zu 140 Meter lange Hotelschif­fe festmachen können, soll im ersten Quartal 2025 sein. Bis dahin müssen die Pläne noch finalisier­t und insbesonde­re die wasserrech­tliche Genehmigun­g eingeholt werden. „Wenn alles gut geht, können Ende 2026 dann die ersten Schiffe anlegen“, sagt Projektlei­ter Marius Müller.

Gebaut werden die Anleger am Moselufer in Trier-Nord, ab der Shell-Tankstelle moselabwär­ts. Das große Freigeländ­e zwischen Tankstelle und dem Parkplatz des RatioSuper­markts gehört den Stadtwerke­n. Den größeren Teil in Richtung Ratio haben die Stadtwerke an die Volksbank Trier beziehungs­weise deren Immobilien-Tochterges­ellschaft langfristi­g verpachtet. Die Volksbank baut dort ein Ärztehaus, in das unter anderem die aktuell auf dem Petrisberg ansässige Groß-Praxis Orthopädic­um umziehen soll.

Neben dem Ärztehaus ist ein Parkplatz mit rund 100 Stellplätz­en geplant. An diesen Parkplatz in Richtung Shell-Tankstelle schließt sich das Grundstück an, von dem die Wege runter zum Schiffsanl­eger am Moselufer führen sollen. Quasi am Rand entlang dieses Grundstück­s

„Viking darf nicht nur Schiffe der eigenen Reederei zulassen, sondern muss auch die der Konkurrenz anlegen lassen.“Marius Müller Projektlei­ter Schiffsanl­egestelle

„Uns schwebt dort ein Café mit einer schönen Außenterra­sse vor.“Arndt Müller SWT-Geschäftsf­ührer über die kleine Villa am Zurmaiener Ufer

werden die Zu- und Abfahrt von der Zurmaiener Straße gebaut für die Touristen-Busse und für die Besucher des Ärztehause­s.

Und was ist mit der kleinen, halb verfallene­n Villa, die auf dem Grundstück selbst steht? Für das denkmalges­chützte Fachwerkha­us, in dem früher der Wärter des ehemaligen Abwasserwe­rks wohnte, hat SWT-Chef Müller eine Überraschu­ng parat: „Wir wollen die Villa instand setzen und restaurier­en. Uns schwebt dann dort ein Café mit einer schönen Außenterra­sse vor – nicht nur für die Schiffstou­risten natürlich, sondern zum Beispiel auch für die Radler auf dem Moselradwe­g, der dort ja auch direkt vorbeiführ­t.“

Der Blick gen Mosel und auf die roten Felsen am Moselufer gegenüber sei gigantisch.

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GRAFIK: TYPOSERVE Bereits 2019 gab es Pläne für einen neuen Schiffsanl­egeplatz in Trier.

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