Kommt ein neuer Anleger für Flusskreuzer?
Neuer Anlauf für einen Schiffsanleger am Moselufer in Trier-Nord: Weil den Stadtwerken die Sache zu teuer ist, kommt ein starker Partner mit ins Boot. 40.000 mehr Besucher sollen in Trier von Bord gehen. Und der kleinen, denkmalgeschützten Villa, die an d
200 Hotelschiffe mal 200 Gäste macht 40.000 Touristen, die pro Jahr zusätzlich nach Trier kommen könnten. Diese Rechnung macht Marius Müller auf, Leiter des Projekts Schiffsanlegestelle bei den Stadtwerken Trier.
Ein neuer Schiffsanleger – klingelt da was? Richtig: Schon 2019 hatten die SWT ihre Idee für eine neue Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe am Moselufer in TrierNord vorgestellt. Dann kam Corona und damit andere Dinge, die Vorrang hatten. Dann kam die Inflation, und alles wurde teurer.
Auch für die Stadtwerke: Als die Baufirmen mit den Zuwegungen zum Moselufer, Steg und Schwimmpontons, an denen die Schiffe festmachen sollten, beauftragten wollte, kamen Angebote zurück, „die für uns nicht wirtschaftlich darstellbar waren“, wie SWT-Geschäftsführer Arndt Müller formuliert. Nicht verwandt und nicht verschwägert mit Projektleiter Marius Müller im Übrigen.
Nach Volksfreund-Informationen lagen die Angebotspreise etwa doppelt so hoch, wie von den Stadtwerke zuvor kalkuliert.
Nun wird ein neuer Anlauf genommen – und zwar zusammen mit dem Branchenriesen Viking River Cruises, einem der weltweit größten Veranstalter von Flusskreuzfahrten. „Weil Viking versiert im Bau von Schiffsanlegern und da permanent mit den entsprechenden Firmen in Kontakt ist, gehe ich davon aus, dass die zu besseren Konditionen bauen können“, erklärt SWT-Chef Müller, warum es sich für Viking offenbar lohnt, was den Stadtwerken zu teuer ist.
Ganz überlassen die Stadtwerke dem internationalen Konzern das Feld allerdings nicht. Die Stadtwerke bauen die Zufahrt und die Parkplätze für die Busse, die die Touristen von den Schiffen in die City oder zu anderen Ausflugszielen in der Region bringen sollen. Den Bau der Steganlage übernimmt und finanziert Viking – nach den Plänen der Stadtwerke.
Im laut SWT-Chef Müller „unterschriftsreifen“Vertrag ist außerdem festgelegt, dass alle Schiffe, die anlegen, ihren Strom nicht wie üblich mit ihren lauten und klimaschädlichen Diesel-Aggregaten produzieren dürfen, sondern von den Stadtwerken Landstrom abnehmen müssen. „Und da reden wir von einer bedeutenden Menge – wir rechnen mit einem Strombedarf, wie ihn etwa vier kleinere Dörfer haben“, sagt Müller. Für den Schiffsanleger bauen die Stadtwerke einen neuen Stromanschluss, geliefert werden soll ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Auch ihr Frischwasser müssen die anlegenden Schiffe von den Stadtwerken beziehen.
Außerdem ist vereinbart: „Viking darf nicht nur Schiffe der eigenen Reederei zulassen, sondern muss auch die der Konkurrenz anlegen lassen“, betont Projektleiter Marius Müller.
In den Bau der Zufahrt und der Busparkplätze sowie der Versorgungsleitungen investieren die Stadtwerke 1,8 Millionen Euro, die sich aus den Gebühren, die Viking für Energie und Wasser zahlt, refinanzieren sollen.
Baubeginn für den neuen Pier, an dessen beiden Stegen gleichzeitig vier bis zu 140 Meter lange Hotelschiffe festmachen können, soll im ersten Quartal 2025 sein. Bis dahin müssen die Pläne noch finalisiert und insbesondere die wasserrechtliche Genehmigung eingeholt werden. „Wenn alles gut geht, können Ende 2026 dann die ersten Schiffe anlegen“, sagt Projektleiter Marius Müller.
Gebaut werden die Anleger am Moselufer in Trier-Nord, ab der Shell-Tankstelle moselabwärts. Das große Freigelände zwischen Tankstelle und dem Parkplatz des RatioSupermarkts gehört den Stadtwerken. Den größeren Teil in Richtung Ratio haben die Stadtwerke an die Volksbank Trier beziehungsweise deren Immobilien-Tochtergesellschaft langfristig verpachtet. Die Volksbank baut dort ein Ärztehaus, in das unter anderem die aktuell auf dem Petrisberg ansässige Groß-Praxis Orthopädicum umziehen soll.
Neben dem Ärztehaus ist ein Parkplatz mit rund 100 Stellplätzen geplant. An diesen Parkplatz in Richtung Shell-Tankstelle schließt sich das Grundstück an, von dem die Wege runter zum Schiffsanleger am Moselufer führen sollen. Quasi am Rand entlang dieses Grundstücks
„Viking darf nicht nur Schiffe der eigenen Reederei zulassen, sondern muss auch die der Konkurrenz anlegen lassen.“Marius Müller Projektleiter Schiffsanlegestelle
„Uns schwebt dort ein Café mit einer schönen Außenterrasse vor.“Arndt Müller SWT-Geschäftsführer über die kleine Villa am Zurmaiener Ufer
werden die Zu- und Abfahrt von der Zurmaiener Straße gebaut für die Touristen-Busse und für die Besucher des Ärztehauses.
Und was ist mit der kleinen, halb verfallenen Villa, die auf dem Grundstück selbst steht? Für das denkmalgeschützte Fachwerkhaus, in dem früher der Wärter des ehemaligen Abwasserwerks wohnte, hat SWT-Chef Müller eine Überraschung parat: „Wir wollen die Villa instand setzen und restaurieren. Uns schwebt dann dort ein Café mit einer schönen Außenterrasse vor – nicht nur für die Schiffstouristen natürlich, sondern zum Beispiel auch für die Radler auf dem Moselradweg, der dort ja auch direkt vorbeiführt.“
Der Blick gen Mosel und auf die roten Felsen am Moselufer gegenüber sei gigantisch.