Ein Weinfest ohne Promille
Eine Winzerfamilie aus Franken hat einen Coup gelandet. Zahlreiche Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen stürzten sich vor wenigen Wochen auf eine Story, die tatsächlich spektakulär klingt.
Die Familie organisiert am 9. Mai (Christi Himmelfahrt) in Schweinfurt das erste alkoholfreie Weinfest. Gratulation kann man nur sagen, denn so viel öffentliche Aufmerksamkeit hatte das Weingut sicher noch nie. Ich bin sicher: Das Fest wird ein Erfolg – auch wenn die Weine ziemlich teuer sind. Im OnlineShop des Weingutes kostet ein Riesling ohne Alkohol 17,90 Euro und ein Cabernet Sauvignon 19,90 Euro.
Alles was revolutionär klingt, alles was aus der Norm fällt, hat in unserer Wohlstandsgesellschaft einen besonderen Reiz. Sechs Wochen vor dem Fest sind bereits 400 Plätze reserviert. Vielleicht würde ich auch hingehen, wäre es nicht so weit. Allein aus Interesse.
An dieser Stelle hatte ich mich bereits zum Thema alkoholfreier Wein geäußert. Ich bin kein Freund dieses Getränks. Es schmeckt mir nicht.
Da alkoholfreier Wein inzwischen in fast jedem großen Supermarkt zu haben ist, muss es wohl Menschen geben, denen dieses Getränk mundet. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Und das ist auch gut so. In alkoholfreien Weinen sind die Weinaromen wie Zitrone, Apfel, Ananas, Pfirsich, Aprikose, Kirsche, Grapefruit und andere nur marginal zu erkennen.
Alkohol ist ein Geruchs- und Geschmacksträger und macht den Wein vollmundig und verleiht ihm Körper. Wein – mit Alkohol – ist schließlich das Kulturgetränk schlechthin.
Er spielt eine große Rolle in der antiken Mythologie und im Christentum. Kein Grieche, kein Römer, kein Abt oder Bischof wäre auf die Idee gekommen, Wein ohne Alkohol herzustellen.
Und für die Denker von Homer über Luther bis Goethe und anderen war Wein – mit Alkohol – Inspiration und Genuss. Wein ohne Alkohol ist unserer gesundheitsbewussten Zeit eine Marktlücke. Das hat das Weingut erkannt.
Ich wünsche ihm viel Erfolg.