Hundertprozentiges Vertrauen zum Guide!
(teu) „Blinde Kuh“kennt wohl jeder! Bei dem Kindergeburtstagsspiel werden einem Kind die Augen verbunden, und auf allen vieren muss es mit Hilfe eines Kochlöffels auf dem Boden herumtastend einen umgedrehten Kochtopf finden. Das Spiel gibt einen Eindruck, auf welche Sinne man angewiesen ist, wenn man nichts sehen kann: das Klopfgeräusch des Löffels und die Hinweise der anderen, sehenden Mitspieler. Mit verbundenen Augen konnten auch Läufer und Lauftreff-Übungsleiter 2019 in Cochem erfahren, wie sich blinde Sportler zurechtfinden müssen. Peter Raueiser vom TV Eintracht Cochem hatte die Fortbildung organisiert.
Über das Guidenetzwerk Deutschland können Läufer und Guides zusammenfinden
Juliana Löffler begleitet schon lange ihren blinden Ehemann Hans-Reinhard Hupe als Guide. Das Paar aus Thüringen kam extra an die Mosel, führt aber nicht nur Fortbildungen durch, sondern hat im Internet auch das Guidenetzwerk Deutschland (www.guidenetzwerkdeutschland. de) initiiert. So sollen blinde Sportler und solche mit Sehbeeinträchtigung mit möglichen Guides zusammengebracht werden.
Peter Raueiser ist auch fünf Jahre nach der Fortbildung immer noch begeistert von der Erfahrung, die Löffler und Hupe vermittelt haben. Mit verbundenen Augen den blinden Läufer zu spielen, sei alles andere als einfach gewesen, erzählt er: „Manche sind eher rückwärts gegangen. Das ist aber eher ein Problem von uns Sehenden. Blinde nehmen viel mehr mit anderen Sinnen wahr.“Auch für diejenigen, die die Aufgabe des Guides übernahmen, war es eine Herausforderung, erzählt Raueiser: „Wenn man jemanden an der Hand beziehungsweise dem kurzen Seil hat, ist man dessen Auge. Alles, was man sieht, muss man verbal übersetzen.“Auch der Guide muss auf mehr achten. „Jede Bodenwelle, über die man sich sonst keine Gedanken macht, kann für den NichtSehenden ein Problem darstellen“, erklärt Raueiser. Es ging vor allem darum, zu sensibilisieren, wie man nicht oder nur wenig sehende Mitläufer unterstützen kann. „Es ist eine hundertprozentige Vertrauenssache“, sagt Raueiser. Die Läufer mit Augenbinde begaben sich komplett in die Hand ihrer Guides. Es sei eine faszinierende Erfahrung gewesen, die auch gut für das Gemeinschaftsgefühl der beteiligten Läufer gewesen sei.