Mit Nervenstärke zum Olympia-Ticket
Die deutschen Handball-Frauen überzeugen zum Auftakt des Qualifikationsturniers in Neu-Ulm.
(sid) Markus Gaugisch schüttelte den Kopf und ließ gar keinen Zweifel aufkommen. Ein Spannungsabfall oder gar Leichtsinn? „Nein“, all das werde es nicht geben, versicherte der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen nach dem Traumstart in die OlympiaQualifikation: „Ich war jetzt gerade in der Kabine. Die freuen sich natürlich. Aber es ist keiner ausgeflippt.“
„Wir haben gezeigt, dass wir es können und dem Druck standgehalten.“Markus Gaugisch Handball-Bundestrainer der Frauen
Die große Paris-Party, da sind sich die DHB-Frauen und ihr Trainer einig, soll erst an diesem Samstag (14.15 Uhr/ARD) steigen. Dann besitzt die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Neu-Ulm im Duell mit Montenegro ihren (wahrscheinlich) ersten OlympiaMatchball. Die erste Teilnahme an Sommerspielen seit 16 Jahren ist greifbar nah – und das ganz nebenbei auf der großen Bühne im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
„Grundsätzlich erwarte ich einen genauso großen Kampf wie heute“, sagte Kapitänin Emily Bölk nach der reifen Leistung beim 31:25 gegen Slowenien am Donnerstagabend. „Das war bereits die halbe Miete“, fasste Torhüterin Dinah Eckerle nach dem Spiel treffend zusammen. Montenegro, meinte Bölk allerdings, werde Deutschland mit seiner „dreckigen Spielweise“vor eine Herausforderung stellen: „Da müssen wir uns auf was gefasst machen.“
Doch Gaugischs Team, das zeigte die beeindruckende Vorstellung gegen Slowenien, scheint bereit. Das deutsche Team präsentierte sich anders als in anderen wegweisenden Spielen in der Vergangenheit physisch auf der Höhe, hatte gegen die Sloweninnen stets eine Antwort parat, spielte eine erste Hälfte fast ohne Fehler – und überhaupt: Die schon oft so anfälligen Nerven
schienen diesmal nicht nur zu halten, sondern extrem stabil zu sein.
„Das macht mich sogar extra stolz, weil ich glaube, es sind viele da draußen, die manchmal ein bisschen gucken und darauf warten, dass wir stolpern oder da eben in der einen oder anderen Sekunde die Nerven zu sehr flattern“, sagte Bölk zufrieden und mit etwas Genugtuung. Auch Gaugisch spürte im Vorfeld, dass es in Deutschland „ja oft so sei, dass man ein paar negative Dinge gerne nach oben pusht“, sagte der 49-Jährige: „Heute gibt es überhaupt nichts zu sagen.“
Das lag an einer starken Teamleistung. Nicht zuletzt aber auch an der nach ihrer Verletzung stark zurückgekehrten Spielmacherin Alina Grijseels – und an der überragenden Torfrau Katharina Filter.
„Wir haben gezeigt, dass wir es können und dem Druck standgehalten“, sagte Gaugisch.
Der Erfolg war aus DHB-Sicht somit auch als Statement zu verstehen. Das, und das wissen der Trainer und seine Spielerinnen natürlich, nur in Erinnerung bleibt, wenn Deutschland auch den EM-Dritten Montenegro schlägt. Dies garantiert die erste Olympia-Teilnahme seit 2008, wenn Slowenien anschließend seine Pflichtaufgabe gegen den Handball-Zwerg Paraguay erfüllt. Daran zweifelt aber niemand ernsthaft. „Es ist doch eine Super-Möglichkeit. Zu zeigen, dass dieser Weg der FrauenNationalmannschaft ein guter ist“, sagte Gaugisch mit Blick auf das bereit liegende Olympia-Ticket: „Das zu schaffen, ist eine unfassbar gute Chance.“