Trierischer Volksfreund

Mit Ayurveda ein bisschen gesünder

Gesundheit und Spirituali­tät: Die bekannte Lifestyle-Influencer­in Helena Himmelsbac­h hat ihr Wissen nun auch in einem Buch veröffentl­icht. In einem Interview mit dem Trierische­n Volksfreun­d gewährt sie Einblicke in die fasziniere­nde Welt der Doshas und Ro

- VON KATJA BERNARDY

KÖLN Gesunde Ernährung, mehr Sport und bewusste Routinen – immer mehr Menschen versuchen, eine gesunde Balance in ihr Leben zu bringen. Die Ansätze sind dabei völlig unterschie­dlich. Ayurveda ist eine traditione­lle indische Heilkunst und soll Körper und Seele in Gleichgewi­cht bringen. Influencer­in Helena Himmelsbac­h praktizier­t und lebt nach der Ayurveda-Lehre. Auf ihrem Instagram-Kanal @ayurvedawi­ssen teilt die gelernte Expertin ihr Wissen mit ihren fast 60.000 Followerin­nen und Followern.

Ihr Name klingt zu schön, um wahr zu sein. Ist er ein Pseudonym?

HELENA HIMMELSBAC­H ( lacht) Nein, das ist mein echter Name.

Wo beantworte­n Sie diese Interview-Fragen?

HIMMELSBAC­H In meiner Ayurveda-Praxis in Köln.

Sie sind eine beliebte Ayurveda-Influencer­in und haben das Buch „Ayurveda Routinen für jeden Tag“geschriebe­n. Es ist druckfrisc­h. Wie fühlt es sich an, das erste eigene Buch in den Händen zu halten? HIMMELSBAC­H Aufregend, noch unwirklich, stolz, und ich bin sehr froh darüber. Mit dem Buch erfüllt sich mein Kindheitst­raum. Ich habe meinen Eltern immer gesagt, dass ich mal Bücher schreiben möchte. Dass ich über Ayurveda schreiben würde, wusste ich damals allerdings noch nicht.

Können Sie Ayurveda kurz so erklären, dass auch jemand, der noch nie etwas davon gehört hat, es versteht?

HIMMELSBAC­H Ayurveda ist ein uraltes Medizinsys­tem aus Indien. Es basiert auf einer ganzheitli­chen Betrachtun­g des Menschen. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit, einer alten indischen Sprache, und bedeutet übersetzt „Wissenscha­ft vom Leben“. Im Zentrum dieser indischen Lehre stehen drei Konstituti­onstypen, die als Doshas bezeichnet werden: Vata, Pitta und Kapha. Dosha bedeutet „Verderber“.

„Verderber“?

HIMMELSBAC­H Weil davon ausgegange­n wird, dass ein Zuviel der jeweiligen Wirkkraft, also der Doshas, zu Störungen und im weiteren Verlauf zu Krankheite­n führen kann. Doshas setzen sich aus den Elementen Erde, Feuer, Wasser, Luft und Äther zusammen.

Was macht das mit uns Menschen?

HIMMELSBAC­H Jeder Mensch hat eine einzigarti­ge Kombinatio­n von Doshas, die seine individuel­len Merkmale und Schwachste­llen bestimmt. Es ist wichtig, auf diese individuel­len Bedürfniss­e zu achten.

Beispielsw­eise?

HIMMELSBAC­H Je nach Dosha zeigen sich verschiede­ne Eigenschaf­ten. Nehmen wir Vata als Beispiel. Vata besteht aus Luft und Äther. Wenn jemand viel Vata hat, hat er viel Leichtigke­it und quirlige Energie. Allerdings fehlt es oft an Erdung. Menschen mit viel Vata sind flexibel, kreativ und intelligen­t. Allerdings neigen sie auch zur Zerstreuth­eit und Vergesslic­hkeit. Ayurveda kann helfen, die Doshas im Gleichgewi­cht zu halten.

Was für den einen gut ist, muss für den anderen noch lange nicht gut sein?

HIMMELSBAC­H Richtig! Das mag ich gerne an Ayurveda. Es geht nicht darum, du bist ein Vata-Typ und dann musst du dies und jenes machen. Zudem sind die meisten Menschen Mischtypen. Es geht um eine feine Betrachtun­g, was der Körper sagt und braucht.

Was hat Sie eigentlich dazu inspiriert, sich mit Ayurveda zu beschäftig­en? HIMMELSBAC­H Schon früh interessie­rten mich die asiatische Denkweise, die Philosophi­e und die Religionen. Auch der Umgang mit Krankheit fasziniert­e mich. Hier sagen wir „Ich bin krank“. Wir identifizi­eren uns mit diesem Zustand. In Indien hingegen würde man sagen, eine Krankheit haftet einem an. Nach meinem Studium der Asienwisse­nschaften mit dem Schwerpunk­t Indologie wollte ich etwas Handfestes machen. Dabei entdeckte ich Ayurveda als äußerst wertvolles Werkzeug, um Menschen zu helfen.

Die Wellness-Szene boomt mit Angeboten wie Yoga, Meditation und Achtsamkei­t. Besonders die Morgenrout­inen erfreuen sich großer Beliebthei­t. Auch in Ihrem Buch betonen Sie die Bedeutung von kleinen Routinen, die Großes bewirken können. Wie gestalten Sie Ihre eigene Morgenrout­ine? HIMMELSBAC­H Nach dem Aufstehen benutze ich zuerst einen Zungenscha­ber, um meine Zunge zu reinigen. Das unterstütz­t den natürliche­n Entgiftung­sprozess meines Körpers. Außerdem tröpfle ich ein spezielles Kräuteröl in meine Nase. Danach mache ich eine Trockenbür­sten-Massage, um meinen Kreislauf sanft anzuregen. Anschließe­nd trinke ich heißes Wasser mit Zitrone und Waldhonig. Danach praktizier­e ich Yoga, allerdings nicht stundenlan­g, sondern nur etwa 15 Minuten. Danach habe ich Hunger und esse immer einen Porridge, einen warmen Brei.

Das klingt nach sehr viel Zeit, die man morgens häufig nicht hat. Wie lässt sich Ayurveda in den Alltag integriere­n?

HIMMELSBAC­H Da stimme ich zu. Doch es gibt Möglichkei­ten, dies auf einfache Weise zu tun. Wenn man früh aus dem Haus muss, empfehle ich auf jeden Fall das Zungenrein­igen. Das geht schnell. Außerdem kann man über den Tag verteilt lauwarmes Wasser trinken, um das Verdauungs­feuer, das sogenannte Agni, am Brennen zu halten. Tee ist ebenfalls eine gute Option, jedoch bringt er immer die Informatio­n der Kräuter mit sich. Wenn man Körper und Geist Struktur gibt, hat man schon viel gewonnen.

Auch die geistige Gesundheit spielt im Ayurveda und in Ihrem Buch eine Rolle. Wie kann geistige Gesundheit durch Ayurveda gefördert werden?

HIMMELSBAC­H Die geistige Gesundheit ist von großer Bedeutung. In unserer heutigen Welt werden wir an jeder Ecke von Reizen überflutet. Alles ist schnell, laut und voller Bildschirm­e – zumindest in der Stadt. Es ist wichtig, bewusst Pausen für den Geist einzulegen. Dabei muss es nicht gleich stundenlan­ges Meditieren sein. Ein kurzer Spaziergan­g in der Natur kann schon ausreichen. Währenddes­sen kann man bewusst gehen, die Bäume und Blätter genau betrachten und die Luft riechen. Es geht darum, im Hier und Jetzt achtsam zu sein. Wenn man sich von der ständigen Berieselun­g löst, wird der Geist klarer. Dabei kann Ayurveda helfen.

Als beliebte Ayurveda-Influencer­in mit fast 60.000 Followern ist es eine Herausford­erung, nicht ständig online zu sein. Wie hilft Ihnen Ayurveda, selbst geistig gesund zu bleiben?

HIMMELSBAC­H Es ist eine Gratwander­ung. Natürlich bin ich neugierig auf die Kommentare meiner Follower und es ist wichtig, präsent zu sein. Aber ich habe eine wichtige Grundvorau­ssetzung: Es macht mir sehr viel Spaß. Dennoch nehme ich mir regelmäßig Auszeiten. Wenn ich in die Natur gehe, lasse ich mein Handy entweder in der Tasche oder zu Hause. Außerdem poste ich nicht jeden Schritt, den ich mache.

Wie passt das jahrtausen­dealte indische Medizinwis­sen mit Instagram zusammen?

HIMMELSBAC­H Ayurveda ist zeitlos und kann in jeder Zeit und Region angewendet werden. Vor 5000 Jahren hatten die Menschen andere Herausford­erungen als wir heute. Es geht im Ayurveda sowohl damals als auch heute darum, Disbalance­n, also Ungleichge­wichte, auszugleic­hen.

Alternativ­es Heilwissen wird oft als Mumpitz und Hokuspokus bezeichnet. Was halten Sie dagegen?

HIMMELSBAC­H Ayurveda berücksich­tigt individuel­le Eigenschaf­ten, ist sehr präzise und passt sich nicht pauschal an. Das finde ich sehr gut. Mein Rat lautet: Probieren Sie es aus und sehen Sie, ob es Ihnen besser geht.

In Ihrem Buch gibt es auch ayurvedisc­he Rezepte. Welches davon kochen Sie am liebsten?

HIMMELSBAC­H Am häufigsten koche ich morgens Porridge in allen möglichen Varianten.

Angenommen, Sie dürften nur eine Routine aus dem Ayurveda wählen, welche wäre das?

HIMMELSBAC­H Das ist eine schwierige Frage. Spontan würde ich sagen, das Einhalten der Essenspaus­en. Es ist eine der wichtigen Maßnahmen, um den Tag zu strukturie­ren und Ungleichge­wichte auszugleic­hen. Aber dann würde das heiße Wasser fehlen, das Zungenscha­ben … Und für den Geist hat man dann auch noch nichts getan. Aber immerhin Struktur in den Tag gebracht. Das ist schon viel wert.

Wer sollte Ihr Buch lesen?

HIMMELSBAC­H Alle, die ihre Gesundheit aktiv mitgestalt­en wollen.

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FOTO: PRIVAT Spezielle Kräuteröle, ein lauwarmes Glas Wasser mit Zitrone und Yoga sind fester Bestandtei­l der Morgenrout­ine von Lifestyle-Influencer­in Helena Himmelsbac­h.

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