Rechte einfordern, aber keine Pflichten haben zu wollen – das geht nicht
Zu „Tanzen vor Ostern verboten – gut so oder aus der Zeit gefallen?“und zum Kommentar: „Das Tanzverbot vor Ostern gehört abgeschafft!“(beide TV vom 28. März):
Immer wieder lese ich von der Ablehnung der Kirchensteuer. Keine Ahnung, ob diese Menschen eigentlich wissen, wofür die Kirchensteuer verwendet wird? Da sind Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten und Schulen, Beratungsdienste und andere Institutionen, die von der Kirchensteuer leben beziehungsweise bezuschusst werden.
Ich möchte nicht wissen, um wie viel Steuern steigen würden, wenn man die Kirchensteuer abschaffen und der Staat diese Kosten übernehmen müsste. Da beim Staat das Wort sparen ein Fremdwort ist, müssen wir uns dann nicht wundern, wenn zum Beispiel der Mehrwertsteuersatz etwa auf 25 Prozent hoch geht. Dann habe ich noch ein anderes Thema. Da können Leute nicht verstehen, dass der Karfreitag ein stiller Feiertag ist, also keine Tanzveranstaltung, keine Konzerte – außer zum Feiertag passende. Da hätte ich die Idee, da die meisten Feiertage einen kirchlichen Ursprung haben, dass die Menschen, die keiner Kirche angehören, den Feiertag nicht brauchen. Entweder sollen sie, wenn der Feiertag auf einen Werktag fällt, arbeiten gehen oder sie bekommen den Feiertag, wenn sie freimachen, nicht bezahlt. Das Geld, das man dann nicht bekommt, muss die Firma einem sozialen Zweck zuführen.
Rita Ames, Zeltingen-Rachtig
Wie jedes Jahr vor Karfreitag dasselbe Gejammer: Man hat endlich mal frei, aber die böse Kirche verbietet Tanz und Spaß. Es sei ein Unding, das sich Kirche und Staat in das Leben der Menschen einmische und die meisten Leute hätten mit der Kirche eh nichts „am Hut“. Wenn dem so ist, dann wäre es nur konsequent, nicht das Tanzverbot aufzuheben, sondern gleich den gesetzlichen Schutz von Feiertagen! Warum soll man das Recht auf kirchliche Feiertage (das heißt bis zu acht freie Tage im Jahr) haben, ist aber beleidigt, wenn man nicht an allen diesen Tagen tanzen darf? Ich finde es beschämend, Rechte einzufordern (freie Tage), aber keine Pflichten (nicht tanzen dürfen) haben zu wollen. In der heutigen Zeit der drohenden Rezession und des Fachkräftemangels würden es Wirtschaft und Arbeitgeber sicherlich begrüßen, wenn die kirchlichen Feiertage nicht mehr gesetzlich geschützt wären. Dann gäbe es bald keine Vatertagsausflüge mehr, da wir an Christi Himmelfahrt auf der Arbeit wären. Ebenso kein Brückentag nach Fronleichnam und kein langes Pfingstwochenende. Dann heißt es: Wenn nicht „ora“, dann wenigstens „labora“.
Dirk Koster, Zemmer-Rodt
Anmerkung der Redaktion: Der letzte Leserbriefschreiber nimmt Bezug auf das lateinische Motto „Ora et labora“der Benediktinermönche. Auf deutsch heißt es „Bete und arbeite“.