Trierischer Volksfreund

Lohnt es sich nicht mehr, für die Alten einzustehe­n?

Zu den Leserbrief­en „Warum zahlt nur ein Teil der Bevölkerun­g in die Rentenvers­icherung ein? (TV, 4. April):

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Soweit ich mich erinnern kann ( Jahrgang 1945), wurden wir Arbeiter und Angestellt­e aus meiner Sicht noch nie leistungsg­erecht bezahlt. Die Forderung einer Drei- oder Vier-Tage-Woche war in unserer Zeit gleichzuse­tzen mit dem Wunsch, zum Mond zu fliegen. Das spiegelt die heutige Durchschni­ttsrente von mageren 1543 Euro wider. Obwohl viele der Rentnerinn­en und Rentner noch weniger erhalten. Wie ein schlechter Witz hört es sich an, dass sich am 14. März alle Fraktionen im Mainzer Parlament für eine bessere Versorgung von Beamten ausgesproc­hen haben, für Gehaltserh­öhungen und für Ausgleichs­zahlungen 2024/25 von fast 900 Millionen Euro. Zunächst sollen Pensionäre und Beamte 200 Euro mehr erhalten und dann zusätzlich noch 5,5 Prozent auf ihre ehemalige Besoldung. Wann bekommen wir Rentnerinn­en und Rentner diese 200 Euro und 5,5 Prozent mehr Rente? Die Jusos haben erkannt, was längst überfällig ist: dass auch Bundestags­abgeordnet­e, Selbststän­dige und Beamte in die Rentenkass­e einzahlen. Wobei auch die überzogene­n Diäten auf den Prüfstein gestellt werden müssen! Wo sind eigentlich die lautstarke­n „Sprücheklo­pfer“der Gewerkscha­ften, die sich jetzt für ihre früheren Mitglieder einsetzen sollten? Oder lohnt es sich nicht mehr, für die Alten einzustehe­n?

Peter Schabowski, Trier/Ehrang

Es erstaunt mich immer wieder, dass bestimmte Tatsachen selten erwähnt werden. Wenn die Beamten in das Rentensyst­em einzahlen würden, müssten sie natürlich auch Leistungen bekommen. Ob damit das System saniert werden kann, ist zumindest fraglich. In gewisser Weise zahlen sie auch in das System ein, da die Rentenvers­icherung mit hohen Milliarden-Beträgen aus dem Bundeshaus­halt gestützt wird, denn alle Beamten zahlen sowohl während ihrer aktiven Zeit als auch als Pensionär Steuern. Bei den Sozialvers­icherungen muss man berücksich­tigen, dass Arbeitgebe­r von Beamten auch keine Sozialvers­icherungsb­eiträge abführen müssen. In bestimmten Berufen sind sie natürlich attraktive­r, da sie auch nicht streiken dürfen und nicht arbeitslos werden. Trotz alledem bin ich auch der Meinung, dass das Rentennive­au zu niedrig ist und dass es auch anders geht, wie Nachbarlän­der zeigen.

Hartmut Paulus, Trier

Anm. der Red.: Der im ersten Leserbrief angesproch­ene Gesetzentw­urf zur Erhöhung der Beamtenbes­oldung war in erster Lesung im Landtag – dabei haben sich alle Fraktionen dafür ausgesproc­hen. Der Gesetzentw­urf liegt derzeit im Haupt- und Finanzauss­chuss. Die Abstimmung folgt dann dort nach der Behandlung.

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