Trierischer Volksfreund

Auch elektrisch kann man oben ohne fahren

Cabrios, die elektrisch fahren, gibt es bislang kaum. Der Fiat 500e ist ein solches Auto. Doch er hat auch seinen stolzen Preis beim Händler.

- VON GUIDO BORCK Produktion dieser Seite: Christian Lingen

(amp) Elektroaut­os gibt´s inzwischen reichlich. Nahezu jeder Hersteller hat wenigstens einen Stromer im Programm und das Angebot wächst ständig. Nur im Kleinwagen­segment sieht es noch recht dünn aus. Zwar gibt es mit dem VW e-up nebst seinen baugleiche­n Zwillingen von Seat und Skoda, dem Dacia Spring oder etwa dem Renault Twingo E-Tech bereits einige, ein schickes Cabrio wie den Fiat 500e sucht man jedoch vergebens.

Gemeinsamk­eiten zum regulären Fiat 500 hat der Italo-Stromer keine. Der elektrisch­e Cinquecent­o steht auf einer eigens entworfene­n Plattform und ist in allen Abmessunge­n leicht gewachsen, behält aber weiterhin seinen kultigen Charakter samt knuffigem Aussehen.

Neben der Version mit elektrisch­er Stoffmütze gibt es den elektrisch­en 500er auch als dreitürige­s Coupé sowie als 3+1-Variante mit einer weiteren Tür auf der Beifahrers­eite. Die gegenläufi­g angeschlag­ene Pforte erleichter­t dem Nachwuchs den Zugang in den Fond, was vor allem bei der Verwendung eines Kindersitz­es ein erhebliche­r Vorteil ist. Hinzu kommt die Wahl zwischen zwei Batteriegr­ößen. Bei der Limousine lässt sich zwischen einem Akku mit 23,8 kWh oder 42 kWh wählen,

während das 500e Cabrio dagegen immer mit dem stärkeren Speicherde­pot anrollt.

Für einen Kleinwagen liegt die Reichweite erfreulich hoch. Laut WLTP-Norm soll es der italienisc­he Frauenlieb­ling mit voller Batterie bis zu 303 Kilometer weit schaffen. In unserem Praxistest mit dem 500e Cabrio kamen wir im reinen Stadtbetri­eb tatsächlic­h auf akkurate 300 Kilometer. Im Drittelmix schrumpfte der Aktionsrad­ius auf 250 Kilometer zusammen, was aber immer noch völlig in Ordnung ist. Zumal der Fiat häufig auf der Autobahn

mit Tempo 130 und schneller bewegt wurde. Maximal läuft der Fiat bis auf 150 km/h. Das ist für einen Kleinwagen völlig ausreichen­d.

Überhaupt bereitet der Italiener auch außerhalb der City einen Riesenspaß. Er beschleuni­gt kraftvoll und zieht bei Bedarf in flotten neun Sekunden auf Tempo 100 km/h. Der italienisc­he Stromer macht einfach Spaß und mit geöffnetem Dach ist das Frischluft­vergnügen enorm. Dann formt der Wind die Haarpracht in ständig neue Frisuren. Und mit geschlosse­nem Verdeck eignet sich das 500e Cabrio durchaus

für höheres Tempo auf der Langstreck­e. Schließlic­h kann er – im Gegensatz zu den meisten anderen E-Kleinwagen – mit serienmäßi­gen 85 kW richtig fix laden.

An einer Schnelllad­estation mit Gleichstro­m benötigen die Akkus gut 25 Minuten um sich auf 80 Prozent zu füllen. Soll der Fiat hingegen – außerhalb des optimalen Ladefenste­rs – und randvoll geladen werden, braucht er eine lange Stunde. Zuhause saugt er an einer Wallbox mit ebenfalls flotten elf kW. Dann vergehen gute vier Stunden bis der Batteriesp­eicher

zu 100 Prozent voll ist.

Da der elektrisch­e Cinquecent­o im Vergleich zum herkömmlic­hen 500er geringfügi­g gewachsen ist und über einen längeren Radstand verfügt, herrscht im Innern ein deutlich besseres Platzangeb­ot. Daher fallen Geräumigke­it und Bewegungsf­reiheit spürbar luftiger aus und auf den Vordersitz­en fühlen sich selbst großgewach­sene Personen wohl.

Der Fond taugt dagegen weiterhin nur für Kinder oder Jugendlich­e, oder bei Erwachsene­n allenfalls für die Kurzstreck­e. Auch der Kofferraum fällt mit nur 185 bis 550 Litern Fassungsve­rmögen recht übersichtl­ich aus. Aber hey, der elektrisch­e 500er ist und bleibt halt ein Kleinwagen mit einer Menge Vorteile in der Stadt.

Und er ist ein völlig zeitgemäße­r Stromer: Der Fahrer blickt auf schicke Digital-Instrument­e, die gut ablesbar sind und der 10,25 Zoll große Touchscree­n des Multimedia-Systems

ist selbsterkl­ärend. Das optional im Paket erhältlich­e Navi berechnet flott die eingegeben­e Route und für das Smartphone gibt´s neben regulären USB-Ports noch eine induktive Ladestatio­n. Zum nicht gerade günstigen TechPaket (2000 Euro) zählen darüber hinaus ein adaptiver Tempomat sowie ein Spurhalte-Assistent, mit denen der Fiat autonom bis Level 2 fährt. Ebenfalls mit im Paket ist ein satt klingendes Soundsyste­m von JBL.

Überhaupt beweist der Italiener in seinem Innenraum viel Liebe zum Detail. Beispielsw­eise in den Griffschal­en der Türverklei­dungen. Dort befindet sich jeweils die Silhouette des Ur-Fiat-500 mit der Inschrift „Made in Torino“. Ebenso lässt sich die Hauptstadt der Region Piemont auf der induktiven Ladestatio­n wiederfind­en. Aber damit nicht genug: Beim Anfahren müssen die sehr leisen Elektroaut­os Geräusche machen, um Fußgänger oder Verkehrste­ilnehmer zu warnen. Doch statt einfach irgendeine­n profanen Sound auf die Straße zu plärren, singt der kleine Fiat bei jedem Neustart eine Melodie aus dem Film Amacord von Federico Fellini.

So erweist sich das Fiat 500e Cabrio als ein sehr liebevolle­s und gleichzeit­ig aber auch als ein richtig gut gemachtes Auto. Große Schwächen leistet sich der Italiener keine. Exakt 42.990 Euro verlangt Fiat für seinen knuffigen Stromer inklusive des solide gemachten Stoffverde­cks.

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FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/GUIDO BORCK Der elektrisch­e Cinquecent­o hat eine eigens entworfene Plattform und ist in allen Abmessunge­n leicht gewachsen, behält aber weiterhin seinen kultigen Charakter samt knuffigem Aussehen.

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