Mord an Dauner Arzt: Von heute an stehen drei Angeklagte vor Gericht
Seit sieben Monaten sind die Tatverdächtigen im Fall des ermordeten Dauner Mediziners Steffen Braun in Haft. Was über das Verbrechen und den anstehenden Prozess bekannt ist.
Fast anderthalb Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Dauner Mediziners Steffen Braun beginnt an diesem Montag am Trierer Landgericht der Mordprozess gegen die ehemalige Lebensgefährtin des Opfers und zwei Jugendliche. Das Trio soll den Mediziner Ende 2022 in seiner Gerolsteiner Wohnung getötet, die Leiche anschließend in einem Waldgebiet vergraben und das Auto Brauns später in einem Waldstück angezündet haben.
Eine Besonderheit des Falls: Der als Orthopäde im Dauner Krankenhaus arbeitende 53-Jährige galt monatelang als spurlos verschwunden, bis sein Leichnam im Juni vergangenen Jahres von einem Wanderer in einem Wald bei Rockeskyll ( Verbandsgemeinde Gerolstein) entdeckt wurde. Auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... Ungelöst“wurde ein Beitrag über den Fall ausgestrahlt.
Ein Tatverdächtiger soll den Mord gestanden haben Die drei Tatverdächtigen
wurden Anfang September festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Leitenden Trierer Oberstaatsanwalts Peter Fritzen hat einer der drei Angeklagten ein Geständnis abgelegt. Um wen es sich dabei handelt, wollte Fritzen nicht sagen.
Nach den Ermittlungen der Trierer Mordkommission sollen die beiden 16-Jährigen dem arglosen Mediziner im Haus aufgelauert, ihn mit zahlreichen Schlägen attackiert und schließlich mit einer Schlinge um den Hals gewürgt haben. Einer der Jugendlichen ist ein Sohn der Lebensgefährtin des Opfers, der andere ein Freund der Familie.
Das mutmaßliche Motiv des Gewaltverbrechens: zerrüttete Familienverhältnisse. In der Vergangenheit soll es häufiger zu verbalen, aber auch körperlichen Übergriffen durch Steffen Braun gekommen sein.
Wann mit einem Urteil zu rechnen ist
Laut Obduktion starb das Opfer an den Folgen der schweren Kopfverletzungen
und durch Ersticken. Die 35-jährige Lebensgefährtin soll an der Planung des Gewaltverbrechens beteiligt gewesen sein, nicht jedoch an der Tat selbst. Die Frau ist wegen Totschlags angeklagt, die beiden Jugendlichen wegen gemeinschaftlichen Mordes aus Heimtücke. Der Lebensgefährtin und deren 16-jährigen Sohn werden zudem noch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt. Der Sohn ist nach einer Mitteilung des Gerichts bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten; aus welchem Grund, wurde nicht mitgeteilt. Chef-Staatsanwalt Peter Fritzen sagte unserer Redaktion, alle drei Angeklagten seien nicht vorbestraft, und es gebe auch keine früheren Verurteilungen.
Der Prozess ist vor der Ersten Großen Jugendkammer des Landgerichts. Vorsitzender Richter ist Günther Köhler, der zuletzt den sogenannten Disco-Prozess verhandelt hat. Dabei ging es um die inzwischen mehr als ein Jahr zurückliegenden Attacken auf Polizisten vor einer Trierer Diskothek.
Die Anklage wird von Oberstaatsanwalt
Eric Samel vertreten. Samel ist auch Ankläger im sogenannten Amokprozess, der derzeit vor einer anderen Kammer des Landgerichts teilweise neu aufgerollt wird. In einer Mitteilung des Landgerichts sind die Namen von fünf Rechtsanwälten aufgeführt, die die drei Angeklagten verteidigen.
Der Leichnam des Opfers ist nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts immer noch nicht freigegeben. Die Beschlagnahme bestehe weiter, falls im weiteren Verlauf des Verfahrens ergänzende rechtsmedizinische Untersuchungen erforderlich werden sollten, sagte Peter Fritzen.
Für den Prozess sind zunächst 16 Verhandlungstage angesetzt. Bleibt es dabei, ist Ende August mit einem Urteil zu rechnen.
Wie aus Justizkreisen zu hören ist, sind für den Prozessauftakt am Montag noch keine Zeugen geladen. Deshalb werde wohl am Mittag nicht mehr weiterverhandelt, heißt es. Ob sich einer der drei Tatverdächtigen zu den Vorwürfen äußern wird, ist nicht bekannt.