Joe Biden rät Benjamin Netanyahu von weiterer Eskalation ab
Die USA versuchen nach dem iranischen Angriff auf Israel einen Flächenbrand zu verhindern. Private Warnungen begleiten die öffentliche Solidarität mit Israel.
In einem Telefonat nach der erfolgreichen Abwehr des iranischen Luftangriffs auf Israel sprach der US-Präsident einmal mehr Klartext mit Benjamin Netanyahu. Nicht anders kann interpretiert werden, was die New York Times als „sehr emotionalen“Austausch beschrieb. Joe Biden machte dem israelischen Regierungschef deutlich, dass die USA von einer Vergeltung abraten. Dass fast alle 300 abgefeuerten Raketen und Drohnen abgefangen werden konnten, sei ein Zeichen der Stärke Israels.
Während der Präsident öffentlich den Angriff verurteilte und das Versprechen der „eisernen Unterstützung“für Israel wiederholte, geht zwischen den Zeilen der offiziellen Erklärung des Weißen Hauses hervor, das Biden von dem Verbündeten Zurückhaltung erwartet. „Ich habe ihm gesagt, dass Israel eine bemerkenswerte Fähigkeit bewiesen hat, sich selbst gegen beispiellose Attacken zu verteidigen“, sagte der USPräsident über sein Telefonat mit Netanyahu. Damit habe Israel „an seine Feinde eine klare Botschaft gesandt, dass sie die Sicherheit Israels nicht wirksam bedrohen können.“
Der Direktor des „Washington Institute for Near East Policy“, Robert Satloff, meint, die Erklärung ziele darauf ab, „Israel sanft davon zu überzeugen, auf eine weitere Eskalation zu verzichten.“Dazu passt die von einem „hohen Regierungsvertreter“
an die Medien durchgestochene Information, dass Biden im Gespräch mit Netanjahu eine Beteiligung der USA an Vergeltungsschlägen auf Iran ausgeschlossen habe.
Stattdessen bemühte sich Biden am Sonntag, mit den Regierungschefs der G-7-Staaten ein gemeinsames diplomatisches Vorgehen abzustimmen. Die USA wollten die Lage bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats thematisieren.
Während unklar blieb, ob sich Netanyahu an den Rat aus Washington hält, zeichnet sich im Kongress Bewegung
für das Paket mit Militärhilfe für Israel, die Ukraine und Taiwan ab. Der Führer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, drängte Speaker Mike Johnson, „unverzüglich“das 95-Milliarden-Dollar-Paket zur Abstimmung zu stellen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump, der den Angriff des Irans als Zeichen der „großen Schwäche“der USA wertet, signalisierte nach einem Treffen mit Johnson am Samstag, dass er unter bestimmten Umständen seinen Widerstand gegen das Gesetz aufgeben könnte.