Warum es an der Mosel tierischen Ärger gibt
Die Mosel zwischen Staustufe und weiter in Richtung Schloss Monaise: Der Bereich ist beliebt bei Radlern und Joggern – und Wildschweinen. Die Tiere sorgen dort seit geraumer Zeit für jede Menge Aufsehen. Wovon Anwohner berichten und was dagegen unternomme
Schweine! Monika Greif muss kurz lachen. Geht nicht anders. Allein schon die Vorstellung. Dabei ist das Ganze doch alles andere als witzig, jedenfalls für sie: „Die stemmen sich mit ihren Vorderfüßen am
Baumstamm hoch“, erzählt Greif, „recken ihre Hälse in Richtung der Äste und fressen die Kirschen weg – es ist nicht zu fassen“.
Monika Greif betreibt mit ihrem Mann Hans-Josef den Obst- und Gemüsehof Greif in Trier-Zewen, Ortsteil Oberkirch, die Mosel nur einen Steinwurf entfernt. Obstund Gemüsehof Greif, sagt in Trier niemand. Wer dort seine Kirschen, seine Erdbeeren, seine Kartoffeln kauft, der geht zum „Bauer Greif“. Punkt. Und zum Bauer Greif, da gehen nicht nur Menschen.
Zunehmend haben die Greifs auch borstige Kunden, Kunden, die nicht bezahlen: Immer häufiger treiben sich Wildschweine auf den Anbauflächen des Hofs herum – und benehmen sich ziemlich saumäßig. Die Liste der Schäden ist lang: Angeknabberte Bewässerungsschläuche, gefressene Kirschen und Äpfel, aufgewühlte Flächen und so weiter und so weiter. Außerdem: „Wenn wir morgens auf die Felder gehen, dann kommt einem manchmal eine ganze Rotte entgegen“, berichtet Monika Greif, „da hat man schon ein mulmiges Gefühl.“
Die Zahl der Wildschweine rund um die Mosel, die habe in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. „Tagsüber verkriechen die sich teilweise auf verwilderten Grundstücken hier im Ort“, beobachtet Monika Greif. In der Dämmerung werden sie dann aktiv. Ursprünglich seien sie mal aus den Wäldern oberhalb von Euren und Zewen gekommen, um an der Mosel ihren Durst zu stillen. Und seien dann scheinbar auf den Geschmack gekommen und geblieben.
Auch beim nahegelegenen Gestüt haben sie schon Bekanntschaft gemacht mit den ungebetenen Gästen auf vier Beinen. „Sie durchpflügen unsere Koppeln“, erzählt Inge Meyer, gemeinsam mit ihrem Mann Georg Pächterin der Anlage. Es sei aufwendig und teuer, diese danach wieder herzurichten. Auch sie beobachtet, dass die Zahl der Schweine im Bereich der Mosel in den vergangenen Jahren zugenommen habe.
Das vermutet auch Arno Lamberti. Er wohnt zwar weder in Euren noch in Zewen, ist dennoch besonders im Frühling und Sommer mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad an der Mosel unterwegs. Der Heiligkreuzer berichtet: „Bereits im vergangenen Frühjahr waren die Rasenflächen entlang des Rad- und Fußweges zwischen Staustufe und Schloss Monaise von den Wildschweinen aufgewühlt.“Doch in diesem Jahr habe sich die Situation „dramatisch verschärft“. Die Wiesen seien komplett verwüstet, „sodass von ihrer ursprünglichen Schönheit nichts mehr zu erkennen ist“. Der Radweg sei mit Erdhaufen teils übersät. Lamberti gibt zu bedenken: „Das kann zu einer ernsthaften Gefahr für die Radfahrer werden.“
Nachfrage bei der Stadt, was sagt
die zu den Wildschweinen an der Mosel, ist die Situation bekannt? Ja, antwortet Ralph Kießling vom Presseamt, das zuständige Amt für Bodenmanagement und Geoinformation hat Kenntnis über die Schäden. Und, gibt's eine Lösung, was kann die Stadt dagegen tun? „Eine punktuelle Bejagung durch den Jagdpächter des hier genannten Standortes ist nur schwer möglich, da der angrenzende Fahrradweg als ,befriedeter Bezirk` zu sehen ist, in dem sich viele Menschen aufhalten.“Und, so der Pressesprecher weiter: „Entsprechend der Regelungen
des Jagdrechts ruht die Jagd in befriedeten Bezirken.“Wird also scheinbar erst mal nichts mit weniger Wildschweinen an der Mosel.
Und übrigens, da ist noch was, das den Anwohnern schlechte Laune bereiten dürfte – Ralph Kießling schreibt auf Anfrage: „In Fällen, in denen Schäden durch Schwarzwild an Privatgrundstücken beispielsweise in naturnahen Wohngebieten entstehen, haben die Eigentümer keinen Anspruch auf Wildschadensersatz.“Um derartige Schäden künftig zu vermeiden, könne die Stadt nur empfehlen, geeignete
Schutzzäune um die Grundstücke zu errichten, die mindestens 30 Zentimeter tief im Boden eingegraben sein sollten.
Solche Zäune, auch mit Strom versetzt, haben sich die Greifs längst angeschafft. Nicht für alle Flächen, das wäre zu teuer. Aber selbst an den Feldern, die nun durch Zäune geschützt seien, gäbe es Probleme. Zwar seien dort nun keine Schweine mehr unterwegs, dafür unter anderem Nilgänse. „Und die richten auch immensen Schaden an“, klagt Monika Greif. „Ob Erdbeeren oder Salate – die fressen alles.“