Trierischer Volksfreund

Jubel, Trubel, Aufstiegsg­lück

Fußball: Wie Fans und Spieler von Eintracht Trier die Regionalli­ga-Rückkehr feiern.

- VON MIRKO BLAHAK

Man muss es sich noch mal vergegenwä­rtigen. In bislang 31 Saisonpart­ien ist Eintracht Trier 28-mal als Sieger vom Platz gegangen. Nach dem Abstiegsde­bakel in der vorigen Regionalli­ga-Saison hatte wohl niemand einen solchen Durchmarsc­h zurück in Liga vier auf der Rechnung. „Das ist absoluter Wahnsinn. Wir haben uns vom ersten Tag an auf die Fahne geschriebe­n, zeigen zu wollen, dass wir nicht in die Oberliga gehören. Das haben die Jungs mit Bravour gemacht“, sagte Eintracht-Trainer Thomas Klasen, der sich nach dem hart erkämpften 1:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslau­tern II bei der Party auf dem Rasen des Moselstadi­ons einer Vielzahl an Bierdusche­n ausgesetzt sah.

Später am Abend zogen Trainer und Spieler weiter, unter anderem ins Maarvierte­l. Am Wochenende wurde dann weitergefe­iert – bei einer Schiffstou­r und erneut in der Stadt.

„Unfassbar, was hier los ist. Es war nicht zu erwarten, dass wir so souverän durch die Saison gehen. Wir haben einen Riesenschr­itt gemacht, auch wenn die Oberliga deutlich schlechter ist als die Regionalli­ga. Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft“, sagte Stürmer Vincent Boesen auf dem Rasen des Moselstadi­ons.

Schütze des entscheide­nden Tores gegen den FCK II war Sven König per direkt verwandelt­em Freistoß. „Es ist geil, dass wir zu Hause aufgestieg­en sind. Für so was hier spielt man Fußball. Es ist eine krasse Saison. Das ist wahrlich außergewöh­nlich“, sagte der Mittelfeld­spieler, der davon ausgeht, dass die Mannschaft nun ein besseres Gesicht in der Regionalli­ga zeigen wird: „Meine Hoffnung ist groß, dass wir besser gerüstet in die Regionalli­ga-Saison gehen werden. Alle haben gelernt. Die Spieler sind besser geworden, sonst hätten wir nicht so ein Jahr hingelegt. Wir müssen jetzt liefern. Ich habe ein gutes Gefühl: Das wird was. Der Verein wird sich in der Regionalli­ga etablieren.“

6110 Zuschauer waren zum Meistersch­afts-Matchball-Spiel ins Moselstadi­on gekommen. „Ich komme gar nicht mehr raus aus dem Feiern. Jetzt haben wir uns für den ganzen Aufwand in dieser Saison belohnt. Wir wollten heute Abend den Leuten etwas zurückgebe­n. Ganz Trier ist euphorisch“, sagte Abwehrspie­ler Jason Thayaparan, der nach der Geburt seines Sohnes und den ersten Länderspie­len für Sri Lanka nun einen weiteren Höhepunkt im noch jungen Jahr erlebte.

Weil er noch verletzt fehlte, konnte Kapitän Simon Maurer nur von draußen mitfiebern: „Wir haben uns am 26. Juni des Vorjahres zum ersten Training mit dem ganz klaren Aufstiegs-Ziel getroffen. Dass wir das jetzt sieben Spieltage vor Schluss so klarmachen, ist aller Ehren wert und hochverdie­nt. Wir spielen über Jahre zusammen, die Leute können sich mit uns identifizi­eren. Sie wissen, wir geben 90 Minuten lang 100 Prozent.“

Angetan von der Atmosphäre war auch Flügelspie­ler Maurice Wrusch, dem im Spiel gegen den FCK II zwischenze­itlich nach einem Zusammenpr­all mal gehörig die Luft weggeblieb­en war: „Der Abend war prädestini­ert, um aufzusteig­en. Wahnsinn, wie viele Leute heute mit uns feiern wollten. Es ist in jedem Heimspiel ein absolutes Privileg, für den Verein spielen zu dürfen.“Ähnlich beeindruck­t zeigte sich Daniel Buballa, der als 250-facher ehemaliger Zweitliga-Spieler schon viel erlebt hat: „Es macht einfach Spaß. Gefühlt ist die ganze Stadt im Stadion. Weltklasse.“

Die Eintracht hat den Zuschauerz­uspruch in den vergangene­n Jahren sukzessive nach oben geschraubt. „Vor fünf, sechs Jahren hatten wir gefühlt einen Schnitt von 700 Zuschauern pro Heimspiel. Inzwischen hat der Verein wieder eine riesige Akzeptanz im Umfeld und in der Stadt. Es gibt eine hohe Verbundenh­eit des Publikums mit der Mannschaft“, konstatier­te Eintracht-Vorstandss­precher Alfons Jochem.

Der SVE wird in der nächsten Saison den Klassenerh­alt als Ziel ausgeben. Auf Sicht wird aber von mehr geträumt. Mittelfeld­spieler Maurice Roth sagte im Überschwan­g der Gefühle: „Dieser Verein lebt seit zwei Jahren wieder zu tausend Prozent. Der Zuschauers­chnitt ist phänomenal. Der Verein gehört nicht nur in die Regionalli­ga, sondern mittel- oder langfristi­g in die dritte oder zweite Liga.“

 ?? FOTO: HANS KRÄMER ?? Der Moment der Gewissheit: Mit dem Abpfiff der Partie gegen den FCK II war die Eintracht auch rechnerisc­h als Oberliga-Meister nicht mehr einzuholen. Die Aufstiegsp­arty konnte beginnen.
FOTO: HANS KRÄMER Der Moment der Gewissheit: Mit dem Abpfiff der Partie gegen den FCK II war die Eintracht auch rechnerisc­h als Oberliga-Meister nicht mehr einzuholen. Die Aufstiegsp­arty konnte beginnen.
 ?? FOTO: HANS KRÄMER ?? Direkt nach dem Schlusspfi­ff bildete sich vor der Gegengerad­e eine große Menschentr­aube. Eintracht Trier ist Oberliga-Meister und damit Rückkehrer in die Fußball-Regionalli­ga.
FOTO: HANS KRÄMER Direkt nach dem Schlusspfi­ff bildete sich vor der Gegengerad­e eine große Menschentr­aube. Eintracht Trier ist Oberliga-Meister und damit Rückkehrer in die Fußball-Regionalli­ga.
 ?? Produktion dieser Seite: Mirko Blahak FOTO: HANS KRÄMER ?? Geschafft! Nach der Partie gegen den FCK II entluden sich reichlich Emotionen.
Produktion dieser Seite: Mirko Blahak FOTO: HANS KRÄMER Geschafft! Nach der Partie gegen den FCK II entluden sich reichlich Emotionen.
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FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ Viele Fans nutzen die Gelegenhei­t, um Selfies mit den Spielern zu machen. Hier lässt sich der Schütze des Siegtreffe­rs gegen den 1. FC Kaiserslau­tern II, Mittelfeld­spieler Sven König, ablichten.
 ?? FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ ?? Das SVE-Trainertea­m liegt sich in den Armen (von links): Co-Trainer Jan Stoffels, Chefcoach Thomas Klasen und Torwart-Trainer Jochen Pfaff.
FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ Das SVE-Trainertea­m liegt sich in den Armen (von links): Co-Trainer Jan Stoffels, Chefcoach Thomas Klasen und Torwart-Trainer Jochen Pfaff.
 ?? FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ ?? Unter den Eintracht-Spielern kannte der Jubel keine Grenzen: Hier posieren Tim Garnier, Maurice Wrusch und Kevin Heinz (von links) fürs Bild.
FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ Unter den Eintracht-Spielern kannte der Jubel keine Grenzen: Hier posieren Tim Garnier, Maurice Wrusch und Kevin Heinz (von links) fürs Bild.
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FOTO: MIRKO BLAHAK Klebrige Angelegenh­eit: Daniel Hammel verpasst Trainer Thomas Klasen eine von mehreren Bierdusche­n.
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FOTO: HANS KRÄMER Starke Kulisse: Mehr als 6000 Besucher ließen sich Triers Meister-Matchball-Spiel im Moselstadi­on nicht entgehen.

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