Trierischer Volksfreund

TBC, Masern, Keuchhuste­n: Warum alte Krankheite­n zurückkomm­en

In den vergangene­n Wochen wurden auch in der Region mehr Erkrankung­en mit hoch ansteckend­en Viren registrier­t. Ein Grund: Einige Infektione­n wurden eingeschle­ppt.

- VON BERND WIENTJES

Schwindsuc­ht – das klingt nach einer Krankheit aus dem Mittelalte­r. Doch noch immer sterben Menschen daran. Und aktuell steigt die Zahl der Fälle wieder. Schwindsuc­ht ist auch bekannt als Tuberkulos­e ( TBC). Im vergangene­n Jahr gab es in Rheinland-Pfalz 201 Infektione­n mit der meldepflic­htigen Krankheit, 40 davon in der Region. Allein in Trier waren es laut Zahlen des Landesunte­rsuchungsa­mtes (Lua) 25. Bis Ende März wurden landesweit 46 Fälle registrier­t, elf in der Region. Im gleichen Zeitraum des vergangene­n Jahres hat es sieben Fälle in der Region gegeben.

TBC ist eine Infektions­erkrankung, die in der Regel mit Antibiotik­a gut behandelba­r ist. Trotzdem erkranken weltweit jedes Jahr durchschni­ttlich zehn Millionen Menschen und über eine Millionen davon sterben daran, schätzt die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO. Vor allem in weniger reichen Ländern stellt TBC noch immer ein Problem dar.

Und das scheint auch die Erklärung

zu sein, warum es immer wieder in Deutschlan­d zu Erkrankung­en kommt. Der Hauptteil der Tuberkulos­efälle gehe nicht auf Infektione­n in Deutschlan­d zurück, sagt ein LuaSpreche­r auf Anfrage unserer Redaktion. Die Diagnose stehe häufig im Zusammenha­ng mit einer Erstaufnah­me von Asylbewerb­ern. Das bestätigt auch das Robert Koch-Institut: „Hintergrun­d für diese jüngsten Entwicklun­gen ist aktuell insbesonde­re auch die Zuwanderun­g Schutz suchender Menschen aus der Ukraine“, teilte die Behörde jüngst mit. Dort komme Tuberkulos­e deutlich häufiger vor als in Deutschlan­d. Auch der Anstieg von Masern hänge mit der Unterbring­ung von Geflüchtet­en zusammen, erklärt der Lua-Sprecher. Sechs Fälle, davon einer in Trier, hat es in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz bereits gegeben. In den vergangene­n drei Jahren wurden – vermutlich auch wegen der Corona-Maßnahmen – keine Infektione­n mit dem Virus registrier­t. 2020 gab es im gesamten Jahr sechs und 2019 insgesamt 38 Fälle (davon keiner in der Region).

Jörn Simon, Leiter der Techniker Krankenkas­se in Rheinland-Pfalz, betrachtet die Entwicklun­g mit Sorge. Damit kehre eine Erkrankung zurück, die fast schon als ausgerotte­t galt. Die Viren seien hoch ansteckend und infizierte­n Kinder ebenso wie Erwachsene. Zudem träten bei jedem zehnten Erkrankten zum Teil schwere Komplikati­onen auf. „Bester Schutz gegen eine Ansteckung ist die Schutzimpf­ung. Impfen schützt nicht nur einen selbst vor einer Infektion. Gleichzeit­ig schützt man die Menschen um sich herum, da man dank des Impfschutz­es nicht mehr zum Überträger der Masern-Viren wird“, so Simon. Empfohlen werde eine Impfquote von 95 Prozent, um größere Masernausb­rüche zu vermeiden.

Doch der Impfschutz vor allem bei Kleinkinde­rn ist unzureiche­nd. Laut einer Auswertung der Techniker Krankenkas­se erhielten in RheinlandP­falz lediglich 85,2 Prozent der 2020 geborenen Kinder eine vollständi­ge Impfung gegen Masern. Vollständi­g bedeutet, dass die Kinder zwei Mal gegen Masern in den ersten zwei Lebensjahr­en

geimpft werden sollten. Seit vier Jahren besteht eine MasernImpf­pflicht. Kinder ab zwei Jahren müssen, wenn sie in die Kita gehen (und später auch in der Schule) nachweisen, dass sie vollständi­g gegen Masern geimpft sind. Das gilt auch für Erzieher, Lehrer, Tagespfleg­epersonen und medizinisc­hes Personal (wenn diese Personen nach 1970 geboren sind). Asylbewerb­er und Flüchtling­e müssen den Impfschutz vier Wochen nach Aufnahme in eine Gemeinscha­ftsunterku­nft nachweisen.

Auch Keuchhuste­n zählt zu den Krankheite­n, die in den vergangene­n Jahren keine große Rolle spielten. Doch auch bei dieser hoch ansteckend­en und sich vor allem innerhalb von Familien, Kindertage­sstätten und Schulen ausbreiten­den Virus-Erkrankung ist eine Zunahme zu erkennen. 2023 wurden in Rheinland-Pfalz 138 Fälle (sieben in der Region) registrier­t, bis Ende März dieses Jahres waren es bereits 103 – in der Region ein Fall. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden 32 Fälle registrier­t.

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