Trierischer Volksfreund

Das harte Geschäft mit den süßen Erdbeeren

Unter Folie sind die ersten Früchte der Saison gereift. Die Erzeuger kämpfen mit hohen Kosten und müssen hart kalkuliere­n.

- VON MARCO KREFTING UND CHRISTINE SCHULTZE

(dpa) Süß, aromatisch, saftig – frische Erdbeeren aus heimischem Anbau sind beliebt bei den Verbrauche­rn. Die Ernte der in Folientunn­eln angebauten Früchte läuft derzeit in mehreren deutschen Anbaugebie­ten an, sodass im Direktverk­auf und in Supermärkt­en wieder Erdbeeren aus deutschen Regionen zu haben sind. „Wenn es ein paar Tage Sonne gibt, kann es schnell gehen“, sagte Simon Schumacher vom Verband Süddeutsch­er Spargel- und

Erdbeeranb­auer ( VSSE) in Bruchsal bei Karlsruhe der Deutschen PresseAgen­tur. Maßgeblich für die frühe Ernte seien die Tunnel.

Auch auf dem Hof von Maximilian Reuhl in der hessischen Wetterau sorgen jetzt und in den kommenden Monaten viele helfende Hände dafür, die Ernte einzubring­en und die Erdbeerpfl­anzen zu pflegen. Nach dem nassen und recht milden Jahresstar­t hofft auch Reuhl auf Sonne satt in den kommenden Tagen, damit die Pflanzen kräftig wachsen, die Beeren sich gut ausbilden, leuchtend rot und zuckersüß werden.

Die Fläche des sogenannte­n geschützte­n Anbaus in den Folientunn­eln wuchs im vergangene­n Jahr im Vergleich zu 2022 in Deutschlan­d nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamts um fast sechs Prozent auf rund 2043 Hektar. Verglichen mit 2015 betrug das Plus sogar fast 180 Prozent. Im Gegensatz dazu schrumpfte die ertragbrin­gende Anbaufläch­e im Freiland den Daten zufolge binnen eines Jahres um knapp 6,5 Prozent und auf längere Sicht sogar um ein Drittel (33,3 Prozent) auf etwa 9325 Hektar. Ein Grund: Der Ertrag je Hektar ist im geschützte­n Anbau

der Statistik zufolge fast doppelt so hoch wie im Freiland – doch der Anbau in den Tunneln ist laut Schumacher auch sehr teuer.

Etwa eine Woche nach dem Erntebegin­n in Baden und der Pfalz gehe es in der Regel in Nordrhein-Westfalen entlang des Rheins und in Bayern los, sagt Schumacher. Niedersach­sen und Ostdeutsch­land seien meist zwei Wochen später, der Norden noch eine mehr. Je nach Wetter reiche die Saison bis Juli. Ab Mai sei mit Freilandwa­re zu rechnen, weshalb die Erzeuger am 24. Mai zum ersten Mal den Tag der deutschen Erdbeere feiern wollen.

Der Geschmack ist Schumacher zufolge extrem vom Wetter abhängig. Wenn es lange trüb sei, fehle die Süße, erklärte der VSSE-Vorstandss­precher. Entspreche­nd variierten die Preise. Gerade wenn es sonnig sei, hätten die Menschen oft mehr Lust auf Erdbeertor­te oder Eis mit Erdbeeren.

Die Lohnkosten machten 50 bis 60 Prozent des Preises aus. Sie stiegen tendenziel­l, könnten aber nicht eins zu eins an die Kundschaft weitergege­ben werden. Auch deshalb gehe die Anbaufläch­e zurück, erläutert Schumacher.

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