Mord an Dauner Arzt: Ankläger schildert schreckliche Details
Sieben Monate nach der Festnahme von drei Tatverdächtigen hat am Montag der Prozess um den Tod des Mediziners Steffen Braun begonnen.
Lag's an der Zusage des Vorsitzenden Richters Günther Köhler? Oder hatten die Verteidiger ihre Mandanten im Vorfeld der Verhandlung entsprechend gebrieft? Zum Auftakt des Prozesses um die Ermordung des Dauner Mediziners Steffen Braun haben am Montag zwei der drei Angeklagte angekündigt, sich am zweiten Verhandlungstag zu äußern. „Wenn sie ein Geständnis ablegen, können Sie sich Jahre Strafmilderung verdienen“, hatte der Vorsitzende Richter den drei Tatverdächtigen zuvor ins Stammbuch geschrieben.
Die ehemalige Lebensgefährtin des Opfers und zwei zur Tatzeit 16-jährige Jugendliche sollen den Mediziner Ende 2022 in seiner Gerolsteiner Wohnung getötet, die Leiche anschließend in einem Waldgebiet vergraben und das Auto Brauns später in einem Waldstück angezündet haben. Der als Orthopäde im Dauner Krankenhaus
arbeitende 53-Jährige galt monatelang als spurlos verschwunden, bis sein Leichnam im Juni vergangenen Jahres von einem Wanderer in einem Wald bei Rockeskyll ( Verbandsgemeinde Gerolstein) entdeckt wurde.
Die drei Tatverdächtigen, neben der Lebensgefährtin ihr inzwischen 18-jähriger Sohn und dessen ein Jahr jüngerer Stiefbruder, wurden Anfang September festgenommen und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Einer von ihnen soll ein Geständnis abgelegt haben, hieß es im Vorfeld. Inzwischen ist klar, dass es sich dabei um den heute 17-jährigen Stiefbruder gehandelt haben dürfte. Seine Verteidigerin Martha Schwiering hat für den zweiten Prozesstag eine „Erklärung zur Sache“ihres Mandanten angekündigt. Ähnlich hatte sich zuvor auch der zweite Pflichtverteidiger Thomas Zimmlinghaus geäußert. Sein Mandant habe „an der Aufklärung der Hintergründe mitgewirkt“, so der Trierer Anwalt.
Auch die ehemalige Lebensgefährtin des Opfers will sich äußern, kündigten ihre beiden Verteidiger an. Ob das auf ein Geständnis hinausläuft, wird sich am nächsten Dienstag zeigen. Nur ihr heute 18-jähriger Sohn will nach den Aussagen seiner Anwälte zunächst schweigen. Laut Anklage des Trierer
Oberstaatsanwalts Eric Samel soll der damals 16-jährige Sohn der Lebensgefährtin den Arzt mit den Worten „Jetzt geht's los“hinterrücks mit einem Baseballschläger attackiert haben. Sein Stiefbruder soll später mit einem Maulschlüssel zugeschlagen haben. Danach sei der 53-Jährige mit einem Kabelbinder erdrosselt worden. Laut Obduktion starb das Opfer an den Folgen der schweren Kopfverletzungen und durch Ersticken.
Vor dem Gewaltverbrechen soll der laut Anklage häufig betrunkene Arzt Familienmitglieder aggressiv angebrüllt und seine Lebensgefährtin am Arm gepackt haben. Weil dies öfter vorgekommen sei, hätten die angeklagten Jugendlichen den Entschluss gefasst, Steffen Braun „beim nächsten Mal“zu erschlagen, so der Oberstaatsanwalt.
Während der Tat im Gerolsteiner Wohnhaus der Familie soll die Lebensgefährtin nach oben gegangen sein, damit die drei anderen Kinder nichts von dem Gewaltverbrechen mitbekommen sollten. Der Leichnam des Arztes sei dann in seinen Wagen verfrachtet und einen Tag später in einem Waldstück bei Rockeskyll vergaben worden – in einer 70 Zentimeter tiefen Grube und mit einer Betonmischung obendrauf. Das Auto wurde einen Tag später an anderer Stelle angezündet – wohl auch, um Spuren zu verwischen.
Die 35-jährige Lebensgefährtin soll an der Planung des Gewaltverbrechens beteiligt gewesen sein, nicht jedoch an der Tat selbst. Die Frau ist wegen Totschlags angeklagt, die beiden jungen Männer wegen gemeinschaftlichen Mordes aus Heimtücke. Der Lebensgefährtin und deren 18-jährigen Sohn werden zudem noch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt.
Der Prozess ist vor der Ersten Großen Jugendkammer des Landgerichts. Der Vorsitzende Richter Günther Köhler verhandelte zuletzt den sogenannten Disco-Prozess. Dabei ging es um die mehr als ein
Jahr zurückliegenden Attacken auf Polizisten vor einer Trierer Diskothek.
Anklagevertreter ist Oberstaatsanwalt Eric Samel. Der wegen seiner Ermittlungen im Bereich der Organisierten Kriminalität seit mehr als drei Jahren unter Polizeischutz stehende Jurist vertritt beispielsweise auch im parallel laufenden Amokprozess die Anklage.
Der erste Verhandlungstag war – zur Enttäuschung mancher Zuschauer – nach Verlesung der Anklage auch schon wieder beendet. Zeugen waren keine geladen, die Einlassungen der Angeklagten sind erst für den zweiten Prozesstag angekündigt.
Für den Mordprozess sind zunächst 16 Verhandlungstage angesetzt. Bleibt es dabei, ist Ende August mit einem Urteil zu rechnen. Der Prozess wird am Dienstag nächster Woche fortgesetzt.