Trierischer Volksfreund

Wie sich Scholz in China für das Cannabis-Gesetz rechtferti­gen muss

Beim China-Besuch des Kanzlers dreht sich viel um Wirtschaft. Es geht aber auch um andere Themen. An einer Uni in Shanghai wird Scholz unverhofft zum Drogen-Berater.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Lucas Hochstein

Es ist eine gute Tradition, dass deutsche Regierungs­chefs sich im Ausland mit Studierend­en der jeweiligen Universitä­ten treffen. So hielt es Angela Merkel, so hält es auch Olaf Scholz. In China eine heikle Angelegenh­eit, ist doch davon auszugehen, dass die Studierend­en, die alle fließend Deutsch sprechen, möglicherw­eise verstärkt darauf hingewiese­n wurden, was sie den deutschen Kanzler fragen sollen.

Und so waren die ersten Fragen auch eher bestellt: Warum deutsche Medien denn Stereotype­n über China verbreiten würden, fragt der erste Student in fließendem Deutsch, der gerade aus Berlin zurückgeke­hrt ist. Die zweite Studentin studiert geistiges Eigentum, Diebstahl dessen wird China immer wieder vorgeworfe­n. Die dritte Person fragt nach europäisch­er Identität und Rechtspopu­lismus. Scholz gelingt es, die Fragen mit erstaunlic­her Verve zu beantworte­n, die Worte Freiheit und Demokratie einzubring­en und den

Hinweis darauf, dass große Länder kleinere Länder nicht überfallen dürfen.

Doch dann kommt selbst Olaf Scholz ein wenig ins Stocken. Ein Student will vom Kanzler wissen, was er als Student in Berlin beachten müsse, „wenn ich Cannabis überhaupt nicht probieren will und meine eigene Gesundheit nicht gefährden will“. Er habe gelesen, dass Studenten in Deutschlan­d jetzt Cannabis in Wohnungen anbauten. In China sei das nicht legal. „Deshalb habe ich große Sorge.“

Scholz Antwort ist einfach: „Nicht rauchen.“Er selbst sei jetzt fast 66 und habe „noch nie Cannabis geraucht“. Dem Eindruck, dass nun alle in Berlin mit Joints herumliefe­n, tritt er entgegen: „Wenn man in Berlin studiert, kann man die ganze Zeit durch die Gegend rennen und trifft niemanden, der so etwas tut.“Die Lacher hat der Kanzler damit auf seiner Seite.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD)

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