Trierischer Volksfreund

Ampel-Fraktionen einig bei Klimaschut­zgesetz und Solarpaket

Mehr Solarkraft und neue Leitplanke­n für die Bundesregi­erung beim Klimaschut­z: Bei diesen Themen sind SPD, Grüne und FDP nun einer Meinung.

- VON ANDREAS HOENIG UND MARTINA HERZOG

(dpa) Die Bundestags­fraktionen von SPD, Grünen und FDP haben sich auf die lange umstritten­e Reform des Klimaschut­zgesetzes und ein Paket zur Förderung der Solarindus­trie geeinigt. Das teilten Vertreter der drei Fraktionen am Montag in Berlin mit. Mit der Einigung dürften weitreiche­nde Eingriffe wie Wochenend-Fahrverbot­e für Autofahrer, um Klimaziele im Verkehrsse­ktor zu erreichen, vom Tisch sein. Damit hatte Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP) gedroht.

„Durch die Abschaffun­g der jährlichen Sektorziel­e im Klimaschut­zgesetz ist sichergest­ellt, dass es keine Fahrverbot­e geben wird“, erklärte FDP-Fraktionsv­ize Lukas Köhler. „Mit der Änderung des Klimaschut­zgesetzes stellen wir die deutsche Klimapolit­ik

vom Kopf auf die Füße, denn ab sofort zählt nur noch, dass die Klimaziele insgesamt erreicht werden und nicht mehr, an welcher Stelle die Emissionen reduziert werden. 2028 wird außerdem überprüft, ob auch die übrigen Regelungen im Klimaschut­zgesetz abgeschaff­t werden können.“

SPD-Fraktionsv­ize Matthias Miersch sprach von einem Durchbruch und betonte mit Blick auf das Klimaschut­zgesetz: „Durch die Novelle darf kein Gramm CO2 mehr ausgestoße­n werden. Mit dem Solarpaket geben wir gleichzeit­ig wichtige Impulse für den Ausbau der Photovolta­ik, der Windkraft und Biomasse.“

Grünen-Fraktionsv­ize Julia Verlinden betonte: „Das neue Klimaschut­zgesetz bindet die Bundesregi­erung erstmals, konkrete Klimaschut­zmaßnahmen auch für die Zeit 2030 bis 2040 aufzustell­en, erneuert die Verbindlic­hkeit jedes Sektors und wird CO2-Einsparung intelligen­ter messen. Mit Blick auf das wesentlich strengere Klimaziel 2040 muss besonders im Bereich Verkehr mehr passieren.“

Mit dem Solarpaket sollen bürokratis­che Hürden für den Ausbau der Sonnenener­gie in Deutschlan­d fallen und so der Ausbau vorangetri­eben werden. Der Betrieb von Balkonkraf­twerken soll einfacher werden oder auch die Nutzung von selbst erzeugtem Photovolta­ik-Strom in Mehrfamili­enhäusern. Auch die Möglichkei­ten für Solaranlag­en auf Äckern und Feldern sollen erweitert werden.

Im Gespräch war zuletzt auch eine finanziell­e Förderung der heimischen Solarindus­trie („Resilienzb­onus“), die die FDP allerdings abgelehnt hatte. Mehrere Solarunter­nehmen erwägen angesichts der aktuellen Misere, ihre Produktion in Deutschlan­d einzustell­en. Als Grund wird genannt, dass chinesisch­e Hersteller den Markt mit Modulen zu Dumpingpre­isen fluteten. „Es wird keinen Resilienz-Bonus geben, um einzelne Unternehme­n auf Kosten der Allgemeinh­eit zu subvention­ieren“, erklärte Köhler dazu. „Stattdesse­n können sich die Menschen auf deutlich weniger Bürokratie und schnellere Verfahren freuen, wenn sie sich eine Solaranlag­e anschaffen wollen.“

Das Bundeskabi­nett hatte die Reform des Klimaschut­zgesetzes bereits im vergangene­n Juni verabschie­det, das Solarpaket im August. Seither wurde über beides im Bundestag beraten – eine außergewöh­nlich lange Zeit. Insbesonde­re Grüne und SPD fürchteten beim Klimaschut­zgesetz einen Verlust von Verbindlic­hkeit, Umweltverb­ände kritisiert­en die Pläne als Aufweichun­g.

Bisher gilt: Wenn einzelne Sektoren wie der Verkehrs- oder Gebäudeber­eich gesetzlich­e Vorgaben zum CO2-Ausstoß verfehlen, müssen die zuständige­n Ministerie­n im nachfolgen­den Jahr Sofortprog­ramme vorlegen. Mit der Reform soll die Einhaltung der Klimaziele nicht mehr rückwirken­d nach Sektoren kontrollie­rt werden, sondern in die Zukunft gerichtet und sektorüber­greifend. Das Kabinett hatte im vergangene­n Jahr beschlosse­n: Wenn sich in zwei aufeinande­r folgenden Jahren abzeichnet, dass die Regierung bei ihrem Klimaziel für das Jahr 2030 nicht auf Kurs ist, muss sie nachsteuer­n.

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FOTO: IMAGO IMAGES Keine Fahrverbot­e nötig: Die Bundesregi­erung hat sich bei den Klimaziele­n auf die Abschaffun­g der Sektorziel­e geeinigt.

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