Trierischer Volksfreund

Alles Guddes fir de Gebuertsda­g!

Mit einem Doppelgebu­rtstag feiert der großherzog­liche Hof in Luxemburg am 16. April sowohl Großherzog Henri (69) als auch seinen jüngsten Sohn, Prinz Sébastien (32). Ein Interview des Luxemburge­r Staatsober­haupts lässt jetzt aufhorchen: Steht ein Machtwec

- VON SABINE SCHWADORF

LUXEMBURG Großherzog Henri von Luxemburg gehört wohl zu den unauffälli­gsten und diskretest­en Monarchen des europäisch­en Hochadels. Kein Wunder, dass er seinen 69. Geburtstag deshalb auch nicht mit Pomp und Gloria im großherzog­lichen Palais am Krautmarkt oder einem illustren Gala-Empfang verbringt, sondern den anberaumte­n zweitägige­n Staatsbesu­ch bei seinem Cousin ersten Grades, König Philippe von Belgien, im Nachbarlan­d des Großherzog­tums absolviert.

Brüssel, Lüttich und Gent: Das sind die Stationen des Großherzog­s rund um seinen Ehrentag, wo es offiziell eher um die Landesvert­eidigung durch das belgisch-luxemburgi­sche Lufttransp­ortgeschwa­der in Melbroek und Cyberverte­idigung an der Lütticher Uni als um KonfettiKa­nonen geht. Da wird das Bad in der Menge auf dem Zentrumspl­atz Saint-Lambert in Lüttich ein wohldosier­ter Jubel-Akt sein.

Ohnehin feiert ganz Luxemburg erst am 23. Juni den Nationalfe­iertag

zu Ehren des Großherzog­s, auch wenn Henri selbst schon am Dienstag das Geburtstag­skind ist. Warum das? Henris Großmutter, Großherzog­in Charlotte, hatte am 23. Januar im Winter Geburtstag, verschob die Feierlichk­eiten aus Militärpar­ade, Messe, Fackelzug und Feuerwerk jedoch um ein halbes Jahr zugunsten und zur Freude der Untertanen in den Sommer. In der Folge hielten sowohl Sohn Jean als auch Enkel Henri an diesem Datum fest.

Demnach feiert die großherzog­liche Familie den Geburtstag des aktuellen Familien- und Staatsober­haupts Henri auch nicht in trauter Runde mit Großherzog­in Maria Teresa (68) und den fünf Kindern Guillaume, Félix, Louis, Alexandra und Sébastien. Und das, obwohl auch der jüngste Sohn von Henri, Prinz Sébastien, ebenfalls am 16. April Geburtstag feiert, in diesem Jahr seinen 32. Dessen Wohnsitz gilt – wie so vieles in der großherzog­lichen Familie – als geheime Privatsach­e. Dabei legt das großherzog­liche Paar sehr viel Wert auf familiäre Vertrauthe­it. Nicht nur, dass Maria Teresa häufig auf die beiden Söhne Prinz Charles (3) und Prinz Francois (1) von Erbgroßher­zog Guillaume (42) und Erbgroßher­zogin Stéphanie aufpasst. Mit ihnen steht auch bereits die nächste Generation in den Startlöche­rn.

Doch wann soll es zur Thronnachf­olge in Luxemburg kommen? Etwa schon im kommenden Jahr, zum „runden“70. Geburtstag von Großherzog Henri? Denn dann feiert dieser auch sein silbernes Thronjubil­äum. Sind ihm 25 Jahre auf dem Luxemburge­r Thron genug?

Großherzog­in Maria Teresa gibt derzeit schließlic­h möglichen Spekulatio­nen darüber neue Nahrung. Das royale Ehepaar spricht in einem Interview mit dem französisc­hen

„Ich weiß, wann ich abdanken werde, aber ich verrate es Ihnen nicht.“Großherzog Henri von Luxemburg in einem Interview mit der belgischen Presse.

Magazin „Paris Match“anlässlich seines 43. Hochzeitst­ags am Valentinst­ag am 14. Februar frank und frei über den Machtwechs­el. Und ungewohnt offen spricht Großherzog­in Maria Teresa über eine in Luxemburg übliche „sanfte Machtüberg­abe“, in diesem Fall an Guillaume: „Das Thronfolge­rpaar darf nicht zu lange im Wartesaal warten, das wäre kontraprod­uktiv für die monarchisc­he Institutio­n und für das Land“, sagt sie.

Ebenso hat sich Großherzog Henri jetzt vor der belgischen Presse anlässlich des Staatsbesu­chs „geoutet“. So hat das Staatsober­haupt eine Abdankung ähnlich der von Königin

Margrethe II. von Dänemark im Sinn. „Es wird der Tag kommen, an dem diese Tradition tatsächlic­h umgesetzt wird, und ich beabsichti­ge, mich irgendwann zur Ruhe zu setzen“, so die Pläne. „Das ist selbstvers­tändlich“, ergänzt Henri.

Stehen also bald neue Feierlichk­eiten in Luxemburg an? Genau vor einem Jahr erst hat Prinzessin Alexandra von Luxemburg geheiratet, in wenigen Wochen steht die Geburt ihres ersten Kindes und des achten großherzog­lichen Enkels an. „Ich weiß, wann ich abdanken werde, aber ich verrate es Ihnen nicht“, wird der Großherzog von der belgischen Presse zitiert.

Aber allzu hastig wird der Thronwechs­el dann wohl doch noch nicht vonstatten­gehen. „Ich halte es für sehr wichtig, der nächsten Generation eine Perspektiv­e zu geben. Die Übertragun­g von Verantwort­ungen und das Vertrauen sind die beiden wichtigste­n Elemente in der Beziehung zu meinem Sohn Guillaume“, heißt es weiter.

Allerdings habe das junge Thronfolge­rpaar noch sehr kleine Kinder mit Charles (3) und François (1). Um diese Aufgabe erfüllen zu können, brauche man eine gewisse Unabhängig­keit von den Kindern. „Es ist ein schwierige­s Amt.“Guillaume und seine Frau Stéphanie seien beide großartige Repräsenta­nten „für unser Land, sie leisten hervorrage­nde Arbeit“.

Das ist auch deshalb wichtig, weil die Luxemburge­r Monarchie zu den teuersten in Europa gehört. Laut eines „Kassenstur­zes“der britischen Zeitung „The Guardian“zahlte jeder Luxemburge­r und jede Luxemburge­rin im vergangene­n Jahr 29 Euro für den Unterhalt des Adels im Land – so viel wie nirgends sonst in Europa. Dennoch lehnte das Parlament eine Abschaffun­g der Monarchie erst Ende 2022 ab. Zu groß sind die Sympathien dann doch für die königliche­n Hoheiten Luxemburgs, so die offizielle Ansprache.

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Das großherzog­liche Paar aus Luxemburg, Henri und Maria Teresa.

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