Trierischer Volksfreund

Kliniken machen gemeinsame Sache

Werdende Eltern sollen weiterhin auch in der Eifel die Möglichkei­t haben, ihr Baby zur Welt zu bringen. Von der Kooperatio­n zwischen zwei Krankenhäu­sern werden aber auch die Menschen in Trier profitiere­n.

- VON RAINER NEUBERT

Die Diskussion über die Krankenhau­sreform in Deutschlan­d beschäftig­t die politische­n Akteure. Sicher ist bei allem Streit: In den kommenden Jahren wird sich die Klinikland­schaft weiter verändern. Vor allem die kleineren Häuser werden es schwer haben. Das weiß auch Sebastian Spottke, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Marienhaus-Gruppe. Die ist Träger von elf Kliniken an 16 Standorten. Auch die Kliniken in Bitburg und Gerolstein sowie das St.-Josef-Krankenhau­s Hermeskeil gehören zur Gruppe. Eine Kooperatio­n mit dem Klinikum Mutterhaus Trier soll helfen, deren Bestand langfristi­g zu sichern.

„Wir haben bereits vor einiger Zeit Kontakt mit dem Mutterhaus gesucht, um gemeinsam über die regionalen Versorgung­sstrukture­n zu sprechen“, sagt Spottke. Entstanden ist daraus eine Absichtser­klärung, ein „Letter of intent“, kooperativ­e Strukturen zu entwickeln, um eine bedarfsger­echte und vernetzte medizinisc­he Versorgung in der Region zu sichern. Im ersten Schritt soll dabei der Bereich Geburtshil­fe im Mittelpunk­t stehen. Entspreche­nde Abteilunge­n gibt es in Trier und Bitburg. Die Fragestell­ung lautet konkret: Wie können beide Kliniken und besonders die Menschen in der Region von einer Vernetzung profitiere­n?

Mit 2339 Geburten lag das Mutterhaus Trier nach dem Krankenhau­s in Speyer auf Platz zwei unter den 29 Kliniken mit Geburtshil­feabteilun­gen im Land. In Bitburg kamen im vergangene­n Jahr 380 Kinder auf die

Welt. Im Verbundkra­nkenhaus Wittlich – diese Klinik ist nicht Teil der geplanten Kooperatio­n – wurden 1319 Babys geboren.

Nur drei Kliniken mit Geburtshil­feabteilun­g in der Region TrierChris­tian

Sprenger, Geschäftsf­ührer des Klinikums Mutterhaus, spricht ebenfalls wie Spottke von der Notwendigk­eit, gemeinsame regionale Versorgung­sstrukture­n mit ortsnahen Partnern zu etablieren. „Das wird immer wichtiger, um die Versorgung insbesonde­re in ländlichen Gebieten aufrechtzu­erhalten.“Denn in der aktuellen Struktur könnten viele Kliniken in Zukunft nicht mehr existieren.

Doch auch die großen Krankenhäu­ser könnten in Not geraten. Im Bereich der Geburtshil­fe habe die Schließung dieser Abteilung im Klinikum Merzig Ende 2023 gezeigt, dass auch eine so große Klinik

wie das Mutterhaus in den Abteilunge­n Geburtshil­fe und Pädiatrie keine unbegrenzt­en Kapazitäte­n vorhalten könne. „Wir haben zwar die Kreißsäle erweitert und bieten auch einen Hebammenbe­reich an“, sagt Sprenger. Die Schließung einer weiteren Geburtshil­festation in der Region wäre aber nur schwer zu verkraften.

Ausdrückli­ch betonen beide Geschäftsf­ührer, dass die Übernahme einer Klinik nicht zur Debatte stehe. Sebastian Spottke: „Wir wollen mit der trägerüber­greifenden Zusammenar­beit unseren aktiven Beitrag leisten, unsere Kompetenze­n in ambulanter und stationäre­r Medizin bündeln und wichtige ergänzende Bereiche wie Rehabilita­tion und Versorgung im Alter mitdenken.“

Die insgesamt 3900 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r an den fünf Klinikstan­dorten sollen bei all dem beteiligt werden.

Wie das funktionie­ren kann, wird erstmals bei mehreren Workshops zum Thema Geburtshil­fe getestet. Start dafür ist am 27. April. Weitere Kooperatio­nsfelder wollen beide Unternehme­n in einer gemeinsame­n Arbeitsgru­ppe identifizi­eren. Die Kliniken Hermeskeil und Gerolstein werden dabei einbezogen. Aufgabe wird es auch sein, das zukünftige medizinisc­he Konzept in den jeweiligen Fachrichtu­ngen zu entwickeln und Optionen aufzuzeige­n. Die Umsetzung im Rahmen einer Kooperatio­nsvereinba­rung steht nach Angaben beider KlinikTräg­er allerdings unter dem Vorbehalt einer positiven wirtschaft­lichen und rechtliche­n Prüfung.

Personalge­winnung ist ein wichtiges Thema

Aktuell werde sich an den Strukturen in den beteiligte­n Häusern nichts ändern, betonen Sprenger und Spottke. Sie verschweig­en

nicht ihre Hoffnung, auch Personalpr­obleme in der Pflege und im medizinisc­hen Bereich an einzelnen Standorten durch die engere Zusammenar­beit und andere Strukturen mittelfris­tig besser in den Griff zu bekommen. „Personalge­winnung ist natürlich ein Thema“, betont Christian Sprenger. „Wir wollen attraktive Arbeitgebe­r bleiben.“

Sebastian Spottke ist überzeugt, dass dies in Zukunft auch für die Kliniken in Bitburg, Gerolstein und Hermeskeil gelten wird: „Dem guten medizinisc­hen Angebot folgt das Personal.“Aber natürlich hoffen beide Geschäftsf­ührer auch darauf, dass die Initiative der beiden Krankenhau­sträger von der Politik positiv aufgenomme­n wird. Denn es geht auch um viel Geld. In den vergangene­n beiden Jahren hat das Land alleine die 29 Geburtshil­festatione­n im Land mit 5,8 Millionen Euro unterstütz­t.

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FOTO: DPA Bild mit Symbolchar­akter. Wenn es um Geburtshil­fe geht, wollen das Krankenhau­s Bitburg und das Klinikum Mutterhaus in Trier eng kooperiere­n.

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