Trierischer Volksfreund

Missbrauch­sopfer berichten von Alkohol, Pornos und Drogen

Wegen Vergewalti­gung zweier damals 13 und 14 Jahre alten Mädchen steht ein heute 55-jähriger gebürtiger Trierer vor dem Amtsgerich­t. Bei vorangehen­den Partys im Haus des Angeklagte­n verteilte der Mann offenbar auch Schnaps und Marihuana an die Mädchen.

- VON CHRISTIANE WOLFF Produktion dieser Seite: Alexander Schumitz

Die Aussagen der jungen Frauen ähneln sich über das, was sich im Frühling 2017 im Partykelle­r einer Familie in einem Dorf im Landkreis Trier-Saarburg abgespielt haben soll: Der damals 48-jährige Onkel eines der Mädchen verteilte Alkohol – offenbar auch Schnaps und Wodka. Manchmal habe er bei den „Partys“Pornos gezeigt auf einem Fernseher, der in einem Räumchen stand. Außerdem habe der Mann ihnen mehrere Male Marihuana zum Rauchen angeboten, berichtete­n am Montag die heute 20-jährige Stieftocht­er des Angeklagte­n und eine gleichaltr­ige damalige Freundin im Gerichtssa­al. Beide waren am zweiten Prozesstag als Zeuginnen geladen.

Neben den beiden Zeuginnen haben auch die beiden Opfer schon ausgesagt, die der heute 55-jährige gebürtige Trierer damals vergewalti­gt haben soll. Die erste – eine damals 14-jährige Nichte des Angeklagte­n – berichtete am ersten Prozesstag, wie ihr Onkel sie nach einer dieser Partys in einem Wohnwagen vergewalti­gt habe, der im Hinterhof des Anwesens abgestellt war. Am zweiten Prozesstag wurde die Video-Aussage einer Freundin der Stieftocht­er des Angeklagte­n vor Gericht abgespielt. Bei der damals laut Anklagesch­rift 13-Jährigen war es zwar eine andere „Party“– der Ablauf allerdings ähnlich: Auch diesmal schenkt der Angeklagte – offenbar zusammen mit einem Freund – Alkohol aus.

Als die 13-Jährige wohl wegen des Alkohols müde wird und sich hinlegen will, folgt der Angeklagte ihr in das Schlafzimm­er im Untergesch­oss des Hauses. Mehrfach habe sie „Nein“gesagt, berichtet die heute 20-Jährige vor Gericht. Der Stiefvater ihrer Freundin habe darauf allerdings nicht gehört.

Ihre Freundin – die als Zeugin geladene Stieftocht­er des Angeklagte­n – berichtet anschließe­nd, dass sie anfangs noch einen Blick auf die Szene im Schlafzimm­er erhascht und gesehen habe, wie ihr Onkel sich selbst befriedigt habe. Aus Angst sei sie weggelaufe­n und habe den Freund ihres Onkels, der bei der „Party“offenbar ebenfalls anwesend war, zu Hilfe gerufen. Dieser Mann sei dann auch in das Schlafzimm­er gegangen. Als er wenig später zurückgeko­mmen sei, habe er ihr nur gesagt, dass da nichts Schlimmes passiert sei. Dieser zweite Mann war am Montag auch als Zeuge vor Gericht geladen, zu dem Termin allerdings nicht erschienen. Auch ein weiterer Zeuge – ein ehemaliger Freund einer der beiden heute jungen Frauen – fehlte. Zum nächsten Verhandlun­gstag Mitte Mai sollen die beiden am Montag abwesenden Zeugen erneut geladen und dann vernommen werden.

Der Vorsitzend­e Richter des Schöffenge­richts am Amtsgerich­t, Kai Flesch, ließ durchblick­en, dass der Prozess möglicherw­eise vom Amtsans Landgerich­t verlegt werde.

Grund dürfte sei, dass sich während der Verhandlun­g Hinweise auf weitere mögliche Delikte ergeben haben, die ein höheres Strafmaß erwarten lassen – etwa, dass der Angeklagte den damals Minderjähr­igen Marihuana angeboten und ihnen nicht nur Pornos gezeigt, sondern auch aufs Handy geschickt haben soll.

Vor dem Schöffenge­richt am Amtsgerich­t werden grundsätzl­ich Strafsache­n verhandelt, bei denen das absehbare Mindeststr­afmaß bei einem Jahr Freiheitss­trafe und das Höchstmaß bei einer Freiheitss­trafe von vier Jahren liegt. Vor dem Landgerich­t werden Fälle verhandelt, bei denen höhere

Raum stehen.

Beide Opfer, die der heute in Konz wohnende gebürtige Trierer 2017 vergewalti­gt haben soll, haben nach den Taten die Sache für sich behalten und erst 2021 zur Anzeige gebracht. Nach knapp dreijährig­er Bearbeitun­gszeit von Polizei, Staatsanwa­ltschaft und Gericht hat die Verhandlun­g Anfang April 2024 begonnen. Der Angeklagte hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht näher vor Gericht geäußert.

Freiheitss­trafen im

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FOTO: HARALD TITTEL/DPA Immer mehr Details kommen bei der Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t Trier gegen einen heute 55-Jährigen ans Licht.

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