So werden Sie zum Strom-Produzenten
Kleine Gemeinde — großes Projekt: In Gusterath haben sich Menschen zu einer Bürgerenergie- Genossenschaft zusammengeschlossen. Wer Mitglied werden kann, wie viel ein Anteil kostet, und warum dieses Modell Vorbild für andere Städte und Gemeinden sein kann.
Alles begann an einem dunklen Herbstabend im Jahr 2021. Einige Gusterather Nachbarn trafen sich, plauderten miteinander und blieben schließlich am Thema Dachsolaranlagen hängen. Irgendwer kam irgendwann auf die Idee, ein Projekt zu schaffen zur Produktion von erneuerbarer Energie in Form einer Freiflächensolaranlage (PV-Anlage). Ein Projekt, das Bürger selbst realisierten. Ein Projekt, bei dem die Gewinne daraus ebenfalls Bürgern zugute kommen würden.
Worten folgten Taten. Nachdem auch der Ortsgemeinderat von dem Plan überzeugt war, gründete sich die Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Gusterath am 29. April 2022. Sie stellte sich professionell auf, mit Geschäftsplan, ehrenamtlichem Aufsichtsrat und ehrenamtlichem geschäftsführendem Vorstand. Die BEG fand rasch Anklang: Aus ehemals 15 Mitgliedern wurden rasch 123 – Tendenz steigend (siehe Info).
Eine Erfolgsstory, auf die Bürgermeister Roman Kaßelmann, selbst Mitglied des Aufsichtsrates, stolz ist. Er sagt: „Diese Initiative fällt im ganzen Ort auf und weit darüber hinaus.“
Doch wie diese BEG eigentlich genau funktioniert, wer Mitglied werden kann, und welche Vorteile ein Investor von seinen Anteilen hat – diese Fragen beantworten Michael Pauli und Daniel Gregetz, geschäftsführender Vorstand, sowie Ortsbürgermeister Roman Kaßelmann im Gespräch mit dem Volksfreund.
Welches Gebiet wird für die Photovoltaikanlage genutzt und warum ausgerechnet dieses?
Die Wahl fiel auf vier Parzellen einer landwirtschaftlichen Fläche mit insgesamt 4,7 Hektar auf den Höhen Gusteraths. Das Auswahlverfahren basierte auf einer Potenzialanalyse der Verbandsgemeinde Ruwer. „Auf der gesamten Gemarkung Gusterath ist die Bodenqualität nicht sehr hochwertig“, erklärt Michael Pauli. Aktuell wachse dort Raps. Mit den Besitzern, einem Landwirt und der Kirche, hat die Genossenschaft langfristige Pachtverträge abgeschlossen. Ein weiterer Vorteil des Standortes sei die Nähe zum Umspannwerk.
Eine kostspielige Leitungsverlegung falle dadurch weg. Darüber hinaus sei die geplante Anlage so weit vom Ort Gusterath entfernt, dass sich optisch niemand davon gestört fühlen müsse.
Die BEG will ebenfalls das Dachprojekt Gemeindehaus Gusterath angehen? Warum? Sollen weitere Projekte auf öffentlichen Gebäuden folgen?
„Nun ja“, sagt Bürgermeister Kaßelmann. „Viele öffentliche Gebäude haben wir ja nicht. Wir fokussieren uns auf die Freiflächenanlage. Das hat Priorität.“Erst als zweiter Schritt soll die PV-Anlage auf dem Gemeindehaus folgen. Ein großer Aufwand sei das ohnehin nicht. „Die PV-Anlage auf dem Dach wollen wir Anfang nächsten Jahres bauen. Wir planen so, dass sie ab Sommer 2025 laufen kann.“
Die BEG hat einen Anbieter für die
Errichtung der Anlage ausgewählt. Wer steckt dahinter und wann geht es los?
„Der Anbieter heißt Schoenergie aus Föhren“, informiert Daniel Gregetz, der mehrjährige Erfahrung als Projektentwickler besitzt. „Wir haben einen Wettbewerb initiiert und Schoenergie hat uns mit großem Abstand das beste Angebot gemacht. Was uns gefreut hat. Schließlich wollen wir ja regional bleiben.“Abnehmer des erzeugten Stroms werde später die Westnetz AG sein. Drei Millionen Euro soll das Projekt kosten. Doch erst muss die Baugenehmigung vorliegen. Die erwarten Pauli und Gregetz etwa im Juli, vor den Sommerferien. Losgehen könnte es dann spätestens Anfang September. „Drei Monate dauert der Bau der Anlage“, schätzt Gregetz. „Die Inbetriebnahme wäre dann Ende des Jahres möglich. Das wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagt er.
Wer kann Mitglied bei der BEG werden? Dürfen das nur Gusterather?
Nein, sagt der Vorstand. „Jeder kann Mitglied werden, der Interesse daran hat, das Projekt zu unterstützen“, macht Pauli klar. „Wir haben noch niemanden abgelehnt.“Und das ist gut so, denn die BEG Gusterath scheint auf breites Interesse zu stoßen. Mitglieder kommen aus dem gesamten Umland, etwa aus Pluwig, Korlingen, Lonzenburg (Schöndorf) und sogar aus Trier.
Was hat ein Anleger davon, wenn er Anteile an der BEG erwirbt?
Daniel Gregetz beantwortet diese Frage so: „Das Mitglied leistet einen Beitrag zum positiven Klimawandel. Es unterstützt ein regionales Projekt. Er erhält eine Rendite.“Bürgermeister Kaßelmann wirft ein: „Die Rendite macht einen nicht zum Millionär, aber sie ist solide.“Eins haben allerdings alle Mitglieder gemeinsam:
Egal, wie viele Anteile ein Käufer erwirbt, er hat nur eine Stimme.
Wie funktioniert das mit dem Strom? Erhält das Mitglied Strom gemäß seinen Anteilen?
Dieses Anliegen taucht offenbar immer wieder auf. „Das ist ein klares Ziel, das wir verfolgen“, sagt Pauli. „Wir verfolgen die Absicht, einen stabilen Strompreis an die Mitglieder weiterzugeben.“Momentan scheitere dies noch an vielen bürokratischen Hürden. Gespräche aber würden dazu laufen. „Man braucht mehrere Partner dazu. Wir stehen aber im Dialog. “
Wie teuer sind die Anteile und wie viele davon müssen auf einmal gekauft werden?
Die BEG soll eine Genossenschaft für alle sein, auch für Menschen mit weniger üppigem Einkommen. Diesen Leitsatz schicken Kaßelmann, Pauli und Gregetz voraus. Daher kostet
ein Anteil 500 Euro. Aber einer sollte es dann schon sein. Halbe oder Viertel Anteile gibt es nicht. „Wir freuen uns über jeden, der dabei ist, egal, mit wie vielen Anteilen. Theoretisch kann man so viele kaufen, wie man will.“Aber, und darauf weisen die drei ausdrücklich hin: Bei jedem Investor sollte schon eine gehörige Portion Idealismus dabei sein. „Wir wollen kein Renditeobjekt da hinstellen.“
An wen müssen sich Interessenten wenden, wenn sie Anteile kaufen möchten?
Interessenten melden sich bei Daniel Gregetz, Telefon: 0172/2077594, E-Mail: Daniel@Gusterath-beg.de oder Michael Pauli, Telefonnummer 0157/53837633, E-Mail: Michael@ Gusterath-beg.de