Himmerod: Basis kritisiert Vorsitzenden
Hat der Vereinsvorsitzende für alle 800 Vereinsmitglieder gesprochen, als er die Hotelpläne für die Abtei kritisierte, oder nur seine persönliche Meinung geäußert? Vereinsmitglieder kritisieren den Vorsitzenden des Fördervereins Himmerod und fordern eine
Im Förderverein der Abtei Himmerod mit rund 800 Mitgliedern rumort es. Nach Äußerungen des Vereinsvorsitzenden Thomas Simon bezüglich der Hotelpläne für die ehemalige Abtei hagelt es nun scharfe Kritik von der Vereinsbasis. Simon hatte die Pläne des möglichen Investors und Unternehmers Wolfgang Scheidtweiler infrage gestellt. Es sei nicht auszuschließen, dass Gäste nun eher kämen, um in einer Drei-Sterne-Hotellerie zu übernachten, lecker zu essen und wandern zu gehen, hatte Simon im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund gesagt. Mit dem Angebot einer einfachen Unterkunft ohne Internet und Fernsehen, das aktuell geboten werde und die Gäste dabei unterstütze, zu sich selbst zu finden, habe das HotelKonzept wenig zu tun. Der Förderverein sehe zwar keinen grundsätzlichen Dissens, aber die Pläne des Unternehmers, so formulierte es der Vereinsvorsitzende, hätten das Potenzial, den Charakter des Ortes zu verändern. „Der Förderverein wie auch die Menschen in der Region tun sich schwer, Himmerod für 30 Jahre an einen privaten Investor abzugeben, der das aus Altersgründen in 30 Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr betreiben wird. Da ist auch der Übergang mit zu bedenken.“Wichtig sei, so Simon, Himmerod im Kern für die Menschen in der Region zu erhalten. Aber spricht der Vereinsvorsitzende, der ein leidenschaftlicher Streiter für den Erhalt der Abtei Himmerod samt ihrem geistig-kulturellen Erbe ist, für alle Vereinsmitglieder? Mitglieder von der Basis bezweifeln, dass der Vorsitzende für die Mehrheit der Vereinsmitglieder sowie Menschen in der Region spricht. „Woher weiß Herr Simon das? Hat er etwa eine Umfrage durchgeführt?“, fragt Vereinsmitglied Günter Weins, der sich seit mehr als 40 Jahren in Himmerod einbringt. „Jetzt sind die Mönche bis auf Pater Stephan weg, und der Konvent ist aufgelöst. Die Ansiedlung anderer
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Mönche ist gescheitert. Und so bin ich froh, dass sich nun ein ‚Investor` namens Scheidtweiler gefunden hat.“Der Vereinsvorsitzende sieht die Pläne dagegen kritisch. „Aber die Aussagen von Herrn Simon sind zumindest nicht über ein Mitgliedervotum abgedeckt. Inwieweit der Vorstand gleicher Meinung ist, müsste mal hinterfragt werden. Offensichtlich hat Herr Simon aber auch keine realistische Alternative.“Förderverein und Trägerverein müssten an einem Strang – und zwar in die gleiche Richtung – ziehen, meint Weins. „Das ist derzeit absolut nicht der Fall.“
Vertritt der Vorstand noch die Meinung der Mitglieder?
Dennis Junk (MdL), ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde WittlichLand, kritisiert den Führungsstil des Vereinsvorsitzenden ebenfalls. „Zu dieser Thematik hätte längst eine Mitgliederversammlung und Befragung stattfinden müssen. Das ist indiskutabel.“Es stelle sich deshalb die Frage, ob der Vorstand bezüglich der Investorenpläne noch die Meinung der Mitglieder vertrete. „Ohne Mitgliederversammlung weiß man das nicht“, sagt Junk. Das Amt des stellvertretenden Vereinsvorsitzenden habe er aufgegeben, sagt Junk, da der Vorstand gefasste Beschlüsse nicht umgesetzt habe. „Ich kritisiere Simon nicht dafür, dass er sich mit Herz und Leidenschaft für Himmerod einsetzt. Aber man kann nicht das Bistum dafür kritisieren, dass es hinter verschlossenen Türen Entscheidungen trifft, wenn man im Verein selbst keine Mitgliederversammlung einberuft. Und dann am Ende Beschlüsse, die gefasst wurden, nicht umsetzt.“Niemand wisse, ob die Meinung des Vereinsvorsitzenden mit der Meinung der Basis übereinstimme, sagt auch Junk. Zudem habe Simon der Basis noch kein detailliertes Alternativkonzept für Himmerod vorgestellt. „Natürlich müssen wir dem Investor nicht blind hinterherlaufen. Man kann auch über eine Stiftung reden. Aber da muss es ein Konzept geben, das professionelle Strukturen vorsieht.“Und wenn es solch ein Konzept gäbe, müsste das der Mitgliederversammlung vorgestellt werden. Dann solle die Basis darüber abstimmen, ob sie das Konzept des Fördervereins oder das des Investors befürworte, so Junk. Damit wären alle Unklarheiten darüber, wie die Meinung der Mehrheit im Verein aussieht, beseitigt.
Vereinsvorsitzender äußert sich zur Kritik von der Basis
Was sagt Vereinsvorsitzender Thomas Simon zur scharfen Kritik von der Basis? Der Volksfreund hat ihn gefragt. Er habe nicht jedes einzelne Mitglied befragt, sagt Simon zu den Vorwürfen aus Richtung Basis. Bezüglich seiner Äußerungen zu den Hotelplänen habe er jedoch vielfältige Rückmeldungen vieler Vereinsmitglieder erhalten. Zu dem Vorwurf, dass es lange Zeit keine Mitgliederversammlung mehr gegeben habe, antwortet Simon, dass das auch an Corona gelegen habe. „Es gab da Verzögerungen. Vereine sind nicht darauf ausgelegt, das online durchzuführen.“Dem Vorstand sei daran gelegen, das Thema möglichst sensibel zu behandeln. Deshalb wolle man nun zunächst konstruktive Gespräche mit dem Bistum suchen. „Wir besprechen uns ganz eng mit dem Bistum. Das ist unsere vorderste Richtung.“Der Vereinsvorstand wolle nun zunächst im Detail das Konzept des möglichen Investors in Erfahrung bringen und es den Vereinsmitgliedern vorlegen, „damit das auch eine gewisse Gültigkeit und Verbindlichkeit hat“.
Mitgliederversammlung Förderverein Himmerod für Juni geplant
Wie Manuel Follmann, stellvertretender Vorsitzender und Bürgermeister der VG Wittlich-Land, erklärt, solle gemäß Vereinsrecht im Juni eine Mitgliederversammlung stattfinden. „Wir werden über die Dinge beraten und Meinungen einholen.“Der Vorstand wolle jedoch noch die Gespräche mit dem Bistum abwarten, um den Mitgliedern die Erkenntnisse daraus präsentieren zu können.
„Die Diskussion zur Kritik am Vorstand sollte nun nicht im Dissens enden“, sagt Follmann. „Im Vorstand gibt es keinen Streit, und man darf ja durchaus auch anderer Meinung sein.“Der Meinungsbildungsprozess werde schließlich in einer Meinungsentscheidung und in einem Beschluss auf der Mitgliederversammlung münden. Follmann: „Für mich ist wichtig, dass eine tragfähige Lösung gefunden wird, die den Ort belebt und den Charakter von Himmerod bewahrt. Aber da bin ich auch für Alternativen offen. Ich kann mich mit dem Projekt des möglichen Investors anfreunden. Andere Ideen wären aber auch in Ordnung.“
Die nächste Mitgliederversammlung und Mitgliederbefragung des Fördervereins wird Klarheit darüber schaffen, wie sich die Mehrheit des Fördervereins entscheidet. Im Juni wird auf jeden Fall über das Konzept des interessierten Investors abgestimmt. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorstand der Basis dann auch ein eigenes Konzept präsentieren wird, um Himmerod möglicherweise im Rahmen einer Stiftung zu modernisieren und die Gästebetreuung zu übernehmen.
Überlegungen dazu gibt es jedenfalls, wie Simon ehemals im Gespräch mit dem TV angedeutet hat. Möglicherweise bekommen die Vereinsmitglieder damit auch die Möglichkeit, für ein Konzept aus dem eigenen Verein zu stimmen. Das letzte Wort hat allerdings das Bistum. Haus und Hof gehören dem Bistum und als Eigentümer trifft es die Entscheidung.