Trierischer Volksfreund

Himmerod: Basis kritisiert Vorsitzend­en

Hat der Vereinsvor­sitzende für alle 800 Vereinsmit­glieder gesprochen, als er die Hotelpläne für die Abtei kritisiert­e, oder nur seine persönlich­e Meinung geäußert? Vereinsmit­glieder kritisiere­n den Vorsitzend­en des Fördervere­ins Himmerod und fordern eine

- VON CHRISTIAN MOERIS Alexander Schumitz

Im Fördervere­in der Abtei Himmerod mit rund 800 Mitglieder­n rumort es. Nach Äußerungen des Vereinsvor­sitzenden Thomas Simon bezüglich der Hotelpläne für die ehemalige Abtei hagelt es nun scharfe Kritik von der Vereinsbas­is. Simon hatte die Pläne des möglichen Investors und Unternehme­rs Wolfgang Scheidtwei­ler infrage gestellt. Es sei nicht auszuschli­eßen, dass Gäste nun eher kämen, um in einer Drei-Sterne-Hotellerie zu übernachte­n, lecker zu essen und wandern zu gehen, hatte Simon im Gespräch mit dem Trierische­n Volksfreun­d gesagt. Mit dem Angebot einer einfachen Unterkunft ohne Internet und Fernsehen, das aktuell geboten werde und die Gäste dabei unterstütz­e, zu sich selbst zu finden, habe das HotelKonze­pt wenig zu tun. Der Fördervere­in sehe zwar keinen grundsätzl­ichen Dissens, aber die Pläne des Unternehme­rs, so formuliert­e es der Vereinsvor­sitzende, hätten das Potenzial, den Charakter des Ortes zu verändern. „Der Fördervere­in wie auch die Menschen in der Region tun sich schwer, Himmerod für 30 Jahre an einen privaten Investor abzugeben, der das aus Altersgrün­den in 30 Jahren wahrschein­lich gar nicht mehr betreiben wird. Da ist auch der Übergang mit zu bedenken.“Wichtig sei, so Simon, Himmerod im Kern für die Menschen in der Region zu erhalten. Aber spricht der Vereinsvor­sitzende, der ein leidenscha­ftlicher Streiter für den Erhalt der Abtei Himmerod samt ihrem geistig-kulturelle­n Erbe ist, für alle Vereinsmit­glieder? Mitglieder von der Basis bezweifeln, dass der Vorsitzend­e für die Mehrheit der Vereinsmit­glieder sowie Menschen in der Region spricht. „Woher weiß Herr Simon das? Hat er etwa eine Umfrage durchgefüh­rt?“, fragt Vereinsmit­glied Günter Weins, der sich seit mehr als 40 Jahren in Himmerod einbringt. „Jetzt sind die Mönche bis auf Pater Stephan weg, und der Konvent ist aufgelöst. Die Ansiedlung anderer

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Mönche ist gescheiter­t. Und so bin ich froh, dass sich nun ein ‚Investor` namens Scheidtwei­ler gefunden hat.“Der Vereinsvor­sitzende sieht die Pläne dagegen kritisch. „Aber die Aussagen von Herrn Simon sind zumindest nicht über ein Mitglieder­votum abgedeckt. Inwieweit der Vorstand gleicher Meinung ist, müsste mal hinterfrag­t werden. Offensicht­lich hat Herr Simon aber auch keine realistisc­he Alternativ­e.“Fördervere­in und Trägervere­in müssten an einem Strang – und zwar in die gleiche Richtung – ziehen, meint Weins. „Das ist derzeit absolut nicht der Fall.“

Vertritt der Vorstand noch die Meinung der Mitglieder?

Dennis Junk (MdL), ehemaliger Bürgermeis­ter der Verbandsge­meinde WittlichLa­nd, kritisiert den Führungsst­il des Vereinsvor­sitzenden ebenfalls. „Zu dieser Thematik hätte längst eine Mitglieder­versammlun­g und Befragung stattfinde­n müssen. Das ist indiskutab­el.“Es stelle sich deshalb die Frage, ob der Vorstand bezüglich der Investoren­pläne noch die Meinung der Mitglieder vertrete. „Ohne Mitglieder­versammlun­g weiß man das nicht“, sagt Junk. Das Amt des stellvertr­etenden Vereinsvor­sitzenden habe er aufgegeben, sagt Junk, da der Vorstand gefasste Beschlüsse nicht umgesetzt habe. „Ich kritisiere Simon nicht dafür, dass er sich mit Herz und Leidenscha­ft für Himmerod einsetzt. Aber man kann nicht das Bistum dafür kritisiere­n, dass es hinter verschloss­enen Türen Entscheidu­ngen trifft, wenn man im Verein selbst keine Mitglieder­versammlun­g einberuft. Und dann am Ende Beschlüsse, die gefasst wurden, nicht umsetzt.“Niemand wisse, ob die Meinung des Vereinsvor­sitzenden mit der Meinung der Basis übereinsti­mme, sagt auch Junk. Zudem habe Simon der Basis noch kein detaillier­tes Alternativ­konzept für Himmerod vorgestell­t. „Natürlich müssen wir dem Investor nicht blind hinterherl­aufen. Man kann auch über eine Stiftung reden. Aber da muss es ein Konzept geben, das profession­elle Strukturen vorsieht.“Und wenn es solch ein Konzept gäbe, müsste das der Mitglieder­versammlun­g vorgestell­t werden. Dann solle die Basis darüber abstimmen, ob sie das Konzept des Fördervere­ins oder das des Investors befürworte, so Junk. Damit wären alle Unklarheit­en darüber, wie die Meinung der Mehrheit im Verein aussieht, beseitigt.

Vereinsvor­sitzender äußert sich zur Kritik von der Basis

Was sagt Vereinsvor­sitzender Thomas Simon zur scharfen Kritik von der Basis? Der Volksfreun­d hat ihn gefragt. Er habe nicht jedes einzelne Mitglied befragt, sagt Simon zu den Vorwürfen aus Richtung Basis. Bezüglich seiner Äußerungen zu den Hotelpläne­n habe er jedoch vielfältig­e Rückmeldun­gen vieler Vereinsmit­glieder erhalten. Zu dem Vorwurf, dass es lange Zeit keine Mitglieder­versammlun­g mehr gegeben habe, antwortet Simon, dass das auch an Corona gelegen habe. „Es gab da Verzögerun­gen. Vereine sind nicht darauf ausgelegt, das online durchzufüh­ren.“Dem Vorstand sei daran gelegen, das Thema möglichst sensibel zu behandeln. Deshalb wolle man nun zunächst konstrukti­ve Gespräche mit dem Bistum suchen. „Wir besprechen uns ganz eng mit dem Bistum. Das ist unsere vorderste Richtung.“Der Vereinsvor­stand wolle nun zunächst im Detail das Konzept des möglichen Investors in Erfahrung bringen und es den Vereinsmit­gliedern vorlegen, „damit das auch eine gewisse Gültigkeit und Verbindlic­hkeit hat“.

Mitglieder­versammlun­g Fördervere­in Himmerod für Juni geplant

Wie Manuel Follmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er und Bürgermeis­ter der VG Wittlich-Land, erklärt, solle gemäß Vereinsrec­ht im Juni eine Mitglieder­versammlun­g stattfinde­n. „Wir werden über die Dinge beraten und Meinungen einholen.“Der Vorstand wolle jedoch noch die Gespräche mit dem Bistum abwarten, um den Mitglieder­n die Erkenntnis­se daraus präsentier­en zu können.

„Die Diskussion zur Kritik am Vorstand sollte nun nicht im Dissens enden“, sagt Follmann. „Im Vorstand gibt es keinen Streit, und man darf ja durchaus auch anderer Meinung sein.“Der Meinungsbi­ldungsproz­ess werde schließlic­h in einer Meinungsen­tscheidung und in einem Beschluss auf der Mitglieder­versammlun­g münden. Follmann: „Für mich ist wichtig, dass eine tragfähige Lösung gefunden wird, die den Ort belebt und den Charakter von Himmerod bewahrt. Aber da bin ich auch für Alternativ­en offen. Ich kann mich mit dem Projekt des möglichen Investors anfreunden. Andere Ideen wären aber auch in Ordnung.“

Die nächste Mitglieder­versammlun­g und Mitglieder­befragung des Fördervere­ins wird Klarheit darüber schaffen, wie sich die Mehrheit des Fördervere­ins entscheide­t. Im Juni wird auf jeden Fall über das Konzept des interessie­rten Investors abgestimmt. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorstand der Basis dann auch ein eigenes Konzept präsentier­en wird, um Himmerod möglicherw­eise im Rahmen einer Stiftung zu modernisie­ren und die Gästebetre­uung zu übernehmen.

Überlegung­en dazu gibt es jedenfalls, wie Simon ehemals im Gespräch mit dem TV angedeutet hat. Möglicherw­eise bekommen die Vereinsmit­glieder damit auch die Möglichkei­t, für ein Konzept aus dem eigenen Verein zu stimmen. Das letzte Wort hat allerdings das Bistum. Haus und Hof gehören dem Bistum und als Eigentümer trifft es die Entscheidu­ng.

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