In Ehrang ist die „rote Linie“überschritten
Regionaler Fußball-Rundblick: Banneraktion löst in Trierer Stadtteil viel Ärger aus — Was den neuen Bezirksligameister aus Schweich so stark macht.
Erst unterschrieben sie beim FC Bitburg, dann fegten sie mit ihrer Mannschaft über Spitzenreiter SG Schneifel hinweg: Der vergangene Samstag hatte für die Spieler Benjamin Barthel, Michael Hensel und Jonas Streit gleich zwei Besonderheiten zu bieten. Der 4:1-Sieg der FSG Ehrang/Pfalzel und damit der erste Sieg nach Wochen der Erfolglosigkeit war Balsam auf die geschundenen Seelen bei den Vereinigten von Mosel und Kyll. Getrübt wurde die Stimmung jedoch durch die Proteste einiger Fans (der TV berichtete). Mit dem Banner, das auf die mangelnde Wertschätzung der Akteure durch die Verantwortlichen abzielt, konnten und mussten sie im FSG-Lager noch einigermaßen leben. Das Drumherum sorgte aber für Misstöne. In einem über die eigenen Online-Kanäle verbreiteten Statement wird angeprangert, dass im „Zuge der Plakataktion Vorstandsmitglieder nahe einer Eskalation verbal attackiert wurden“. Auch durch das Vermummen von Personen, um das Banner „anschließend unter Leuchtfeuerwerkskörpern darzustellen“, sei eine „‚rote Linie` überschritten“, heißt es. Man sei erschrocken und zugleich seien die „destruktiven und unruhestiftenden Motive entlarvt“.
Der FSG droht nach dem zweiten Rheinlandligajahr eine Abwanderungswelle. Der Großteil des Kaders sieht hier keine sportliche Perspektive mehr. Aus Sicht der Verantwortlichen ist es nicht umsetzbar „zehn bis zwölf neue Spieler anzuwerben, um ein konkurrenzfähiges Rheinlandligaauf die Beine stellen zu können“. Man wolle kein Bezahlsystem etablieren, das man sich auf die Dauer nicht leisten könne.
Woanders werden die Ehrang/ Pfalzeler Akteure nun neue Herausforderungen suchen und sicher auch finanziell (deutlich) zulegen können. In Bitburg freuen sie sich auf das Trio aus Trier. „Das sind überragende
Spieler, die zuletzt zurecht bei vielen Vereinen Begehrlichkeiten geweckt haben. Benni, Jonas und Michael passen auch menschlich voll zu uns. Sie haben komplett die gleiche Mentalität wie wir. Fußballerisch bringen sie uns auf jeden Fall nach vorne“, unterstrich Trainer Fabian Ewertz am Rande der unglücklichen 1:2-Niederlage des Oberliga-Schlusslichts am Samstag gegen den SV Morlautern. Der Großteil des aktuellen Personals plus gezielte Verstärkungen sollen den kurz vor dem definitiven Abstieg stehenden Bitburgern in der neuen Saison die Gewissheit gegen, in der Rheinlandliga gleich wieder oben mitzumischen. Drei Fragezeichen gibt es noch im momentanen Kader. Abwehrspieler Pascal Alff spielt mit dem Gedanken aufzuhören. Coach Ewertz hofft indes, auch künftig auf den 29-Jährigen zählen zu können: „Pascal ist ein super Typ für die Kabine und den Platz. Er bringt so viel mit.“Bei Mittelfeldspieler Benjamin Siga, der nach seinem Wechsel im Sommer von Eintracht Trier nur höchst selten zündete und aktuell am Knie verletzt ist, stehen die Zeichen auf Trennung. Faton Sulejmani würde Ewertz nur allzu gerne halten: „Faton will weiter in der Oberliga spielen. Wir befinden uns aber nach wie vor in einem guten Austausch. Ich bleibe da entspannt.“
Hatten es die Bitburger in der ablaufenden Saison im Rheinlandpokal mit dem TuS Mosella Schweich zu tun und gewannen Ende August dort als zwei Klassen höher spielende Mannschaft mit Ach und Krach 4:2, stehen sich die beiden Kontrahenten in der neuen Runde wieder in Punktspielen gegenüber.
Die Schweicher schweben nur so durch die Bezirksliga. Bereits sechs Spieltage vor Schluss sind sie schon nicht mehr einzuholen. Nach dem 3:0 am Sonntag bei der SG Ellscheid wurde kräftig gefeiert – zunächst mit den rund 200 anwesenden Anhängern auf dem Sportplatz in Strohn und dann bei den Clubwirten Erna und Erwin im Vereinshaus am Winzerkeller.
Alleine 37 der bislang 112 erzielten Treffer und damit ziemlich genau ein Drittel geht auf das Konto von Torjäger Stephan Schleimer, der am Sonntag zweimal zuschlug.
Den Grund für das so erfolgreiche Abschneiden in dieser Runde sieht der 31-Jährige neben allen fußballerischen Qualitäten im Teamgeist: „Der ist unheimlich hoch bei uns.“Die Trainer schafften es zudem, den kompletten Kader bei Laune zu halten. So wisse „jeder bei uns, dass er wichtig ist“.
Locker lassen will der Meister und Wiederaufsteiger in die Rheinlandliga jetzt noch lange nicht. Das betont Trainer Thomas Schleimer, einer der Brüder des Goalgetters: „Wir möchten diese Saison historischen Ausmaßes, in der wir ja schon früh die 100-Tore-Marke geknackt haben, positiv fortsetzen. Gerade auch, weil es für uns noch gegen Mannschaften geht, die gegen den Abstieg oder um Platz zwei spielen, gebietet es schon die Fairness, weiter Gas zu geben“.
Drei interne Aufrücker gibt es aus der Rheinlandliga-A-Jugend. Ob neben Jonah Simon, Lennard Wagner
und Erik Olayo noch Neuzugänge von extern folgen, ist aktuell noch offen.
Schleimers Trainerkollege Markus Boos ist mit seinen Ellscheidern im Kampf gegen den Abstieg noch nicht über den Berg. Doch vieles deutet darauf hin, dass es auch in der neuen Saison Bezirksligafußball im Alfbachtal zu sehen gibt. Dafür waren der Start nach der Winterpause (13 Punkte aus den ersten sechs Spielen) und der engagierte Auftritt gegen Schweich (zu) gut. „Es gab die eine oder andere knifflige Situation. Unterm Strich hat die Mosella aber verdient gewonnen“, stellte Boos, der von Christoph Gräfen assistiert wird, fest.
Die starke Wintervorbereitung und die Rückkehr von zuvor längere Zeit verletzten Spielern macht er als Hauptgründe für den Aufschwung verantwortlich. Während Michael Marcheim von B8-Ligist TuS Daun kommt und mit Bennet Stölben und Enrico Strunk zwei Talente aus der AJugend des JFV Vulkaneifel aufrücken, geht Marco Michels.
Der mit aktuell 13 Treffern erfolgreichste Ellscheider Torschütze wird die SG im Sommer verlassen. Der
29-jährige Walsdorfer schließt sich dann in seiner Heimat der SG Hillesheim (A6) an. „Der Abgang schmerzt uns. Marco wird eine Lücke hinterlassen. Aber es ist absolut nachzuvollziehen, dass er nicht mehr auf die Dauer die 40 Kilometer hin und zurück fahren will. Es war toll, dass Marco vor knapp eineinhalb Jahren noch mal zu uns gekommen ist, um hier mit seinen Freunden zu spielen“, sagt Boos, der gemeinsam mit Gräfen weitermacht. Im Angriff sieht er bereits neue Hoffnungsträger: „Wenn ich sehe, wie Robin Schleidweiler ackert und läuft, bin ich zuversichtlich, dass wir das kompensiert bekommen.“
Nach dem 3:1-Erfolg bei der SG Laufeld/Buchholz haben sich die Vereinigten aus Arzfeld, Daleiden und Dasburg-Dahnen im Kampf um Bezirksliga-Platz zwei in eine aussichtsreiche Position gebracht. Die Westeifeler haben gegenüber dem SV Tawern (50 Punkte, zweiter Platz) bei zwei Partien weniger derzeit 42 Punkte auf dem Konto, befinden sich jedoch auch noch mit dem TuS Ahbach und der SG Ruwertal in einem spannenden Konkurrenzkampf. Mögliche
Chancen, noch auf Platz zwei zu springen und über die Relegation eventuell noch in die Rheinlandliga aufzusteigen, sieht Spielertrainer Andreas Theis eher unrealistisch. „Wir spielen eine sehr gute Rückrunde und liegen voll im Soll. Mit Ahbach am Mittwoch auswärts und Tawern am Samstag zu Hause haben wir in der zweiten Englischen Woche in Folge zwei dicke Brocken vor der Brust. Ob es noch auf Platz zwei gehen kann, können wir danach thematisieren“, meint der scheidende Coach, der zuletzt wegen muskulären Problemen nur eingeschränkt einsetzbar war.