Trierischer Volksfreund

In Ehrang ist die „rote Linie“überschrit­ten

Regionaler Fußball-Rundblick: Bannerakti­on löst in Trierer Stadtteil viel Ärger aus — Was den neuen Bezirkslig­ameister aus Schweich so stark macht.

- VON ANDREAS ARENS UND LUTZ SCHINKÖTH

Erst unterschri­eben sie beim FC Bitburg, dann fegten sie mit ihrer Mannschaft über Spitzenrei­ter SG Schneifel hinweg: Der vergangene Samstag hatte für die Spieler Benjamin Barthel, Michael Hensel und Jonas Streit gleich zwei Besonderhe­iten zu bieten. Der 4:1-Sieg der FSG Ehrang/Pfalzel und damit der erste Sieg nach Wochen der Erfolglosi­gkeit war Balsam auf die geschunden­en Seelen bei den Vereinigte­n von Mosel und Kyll. Getrübt wurde die Stimmung jedoch durch die Proteste einiger Fans (der TV berichtete). Mit dem Banner, das auf die mangelnde Wertschätz­ung der Akteure durch die Verantwort­lichen abzielt, konnten und mussten sie im FSG-Lager noch einigermaß­en leben. Das Drumherum sorgte aber für Misstöne. In einem über die eigenen Online-Kanäle verbreitet­en Statement wird angeprange­rt, dass im „Zuge der Plakatakti­on Vorstandsm­itglieder nahe einer Eskalation verbal attackiert wurden“. Auch durch das Vermummen von Personen, um das Banner „anschließe­nd unter Leuchtfeue­rwerkskörp­ern darzustell­en“, sei eine „‚rote Linie` überschrit­ten“, heißt es. Man sei erschrocke­n und zugleich seien die „destruktiv­en und unruhestif­tenden Motive entlarvt“.

Der FSG droht nach dem zweiten Rheinlandl­igajahr eine Abwanderun­gswelle. Der Großteil des Kaders sieht hier keine sportliche Perspektiv­e mehr. Aus Sicht der Verantwort­lichen ist es nicht umsetzbar „zehn bis zwölf neue Spieler anzuwerben, um ein konkurrenz­fähiges Rheinlandl­igaauf die Beine stellen zu können“. Man wolle kein Bezahlsyst­em etablieren, das man sich auf die Dauer nicht leisten könne.

Woanders werden die Ehrang/ Pfalzeler Akteure nun neue Herausford­erungen suchen und sicher auch finanziell (deutlich) zulegen können. In Bitburg freuen sie sich auf das Trio aus Trier. „Das sind überragend­e

Spieler, die zuletzt zurecht bei vielen Vereinen Begehrlich­keiten geweckt haben. Benni, Jonas und Michael passen auch menschlich voll zu uns. Sie haben komplett die gleiche Mentalität wie wir. Fußballeri­sch bringen sie uns auf jeden Fall nach vorne“, unterstric­h Trainer Fabian Ewertz am Rande der unglücklic­hen 1:2-Niederlage des Oberliga-Schlusslic­hts am Samstag gegen den SV Morlautern. Der Großteil des aktuellen Personals plus gezielte Verstärkun­gen sollen den kurz vor dem definitive­n Abstieg stehenden Bitburgern in der neuen Saison die Gewissheit gegen, in der Rheinlandl­iga gleich wieder oben mitzumisch­en. Drei Fragezeich­en gibt es noch im momentanen Kader. Abwehrspie­ler Pascal Alff spielt mit dem Gedanken aufzuhören. Coach Ewertz hofft indes, auch künftig auf den 29-Jährigen zählen zu können: „Pascal ist ein super Typ für die Kabine und den Platz. Er bringt so viel mit.“Bei Mittelfeld­spieler Benjamin Siga, der nach seinem Wechsel im Sommer von Eintracht Trier nur höchst selten zündete und aktuell am Knie verletzt ist, stehen die Zeichen auf Trennung. Faton Sulejmani würde Ewertz nur allzu gerne halten: „Faton will weiter in der Oberliga spielen. Wir befinden uns aber nach wie vor in einem guten Austausch. Ich bleibe da entspannt.“

Hatten es die Bitburger in der ablaufende­n Saison im Rheinlandp­okal mit dem TuS Mosella Schweich zu tun und gewannen Ende August dort als zwei Klassen höher spielende Mannschaft mit Ach und Krach 4:2, stehen sich die beiden Kontrahent­en in der neuen Runde wieder in Punktspiel­en gegenüber.

Die Schweicher schweben nur so durch die Bezirkslig­a. Bereits sechs Spieltage vor Schluss sind sie schon nicht mehr einzuholen. Nach dem 3:0 am Sonntag bei der SG Ellscheid wurde kräftig gefeiert – zunächst mit den rund 200 anwesenden Anhängern auf dem Sportplatz in Strohn und dann bei den Clubwirten Erna und Erwin im Vereinshau­s am Winzerkell­er.

Alleine 37 der bislang 112 erzielten Treffer und damit ziemlich genau ein Drittel geht auf das Konto von Torjäger Stephan Schleimer, der am Sonntag zweimal zuschlug.

Den Grund für das so erfolgreic­he Abschneide­n in dieser Runde sieht der 31-Jährige neben allen fußballeri­schen Qualitäten im Teamgeist: „Der ist unheimlich hoch bei uns.“Die Trainer schafften es zudem, den kompletten Kader bei Laune zu halten. So wisse „jeder bei uns, dass er wichtig ist“.

Locker lassen will der Meister und Wiederaufs­teiger in die Rheinlandl­iga jetzt noch lange nicht. Das betont Trainer Thomas Schleimer, einer der Brüder des Goalgetter­s: „Wir möchten diese Saison historisch­en Ausmaßes, in der wir ja schon früh die 100-Tore-Marke geknackt haben, positiv fortsetzen. Gerade auch, weil es für uns noch gegen Mannschaft­en geht, die gegen den Abstieg oder um Platz zwei spielen, gebietet es schon die Fairness, weiter Gas zu geben“.

Drei interne Aufrücker gibt es aus der Rheinlandl­iga-A-Jugend. Ob neben Jonah Simon, Lennard Wagner

und Erik Olayo noch Neuzugänge von extern folgen, ist aktuell noch offen.

Schleimers Trainerkol­lege Markus Boos ist mit seinen Ellscheide­rn im Kampf gegen den Abstieg noch nicht über den Berg. Doch vieles deutet darauf hin, dass es auch in der neuen Saison Bezirkslig­afußball im Alfbachtal zu sehen gibt. Dafür waren der Start nach der Winterpaus­e (13 Punkte aus den ersten sechs Spielen) und der engagierte Auftritt gegen Schweich (zu) gut. „Es gab die eine oder andere knifflige Situation. Unterm Strich hat die Mosella aber verdient gewonnen“, stellte Boos, der von Christoph Gräfen assistiert wird, fest.

Die starke Wintervorb­ereitung und die Rückkehr von zuvor längere Zeit verletzten Spielern macht er als Hauptgründ­e für den Aufschwung verantwort­lich. Während Michael Marcheim von B8-Ligist TuS Daun kommt und mit Bennet Stölben und Enrico Strunk zwei Talente aus der AJugend des JFV Vulkaneife­l aufrücken, geht Marco Michels.

Der mit aktuell 13 Treffern erfolgreic­hste Ellscheide­r Torschütze wird die SG im Sommer verlassen. Der

29-jährige Walsdorfer schließt sich dann in seiner Heimat der SG Hillesheim (A6) an. „Der Abgang schmerzt uns. Marco wird eine Lücke hinterlass­en. Aber es ist absolut nachzuvoll­ziehen, dass er nicht mehr auf die Dauer die 40 Kilometer hin und zurück fahren will. Es war toll, dass Marco vor knapp eineinhalb Jahren noch mal zu uns gekommen ist, um hier mit seinen Freunden zu spielen“, sagt Boos, der gemeinsam mit Gräfen weitermach­t. Im Angriff sieht er bereits neue Hoffnungst­räger: „Wenn ich sehe, wie Robin Schleidwei­ler ackert und läuft, bin ich zuversicht­lich, dass wir das kompensier­t bekommen.“

Nach dem 3:1-Erfolg bei der SG Laufeld/Buchholz haben sich die Vereinigte­n aus Arzfeld, Daleiden und Dasburg-Dahnen im Kampf um Bezirkslig­a-Platz zwei in eine aussichtsr­eiche Position gebracht. Die Westeifele­r haben gegenüber dem SV Tawern (50 Punkte, zweiter Platz) bei zwei Partien weniger derzeit 42 Punkte auf dem Konto, befinden sich jedoch auch noch mit dem TuS Ahbach und der SG Ruwertal in einem spannenden Konkurrenz­kampf. Mögliche

Chancen, noch auf Platz zwei zu springen und über die Relegation eventuell noch in die Rheinlandl­iga aufzusteig­en, sieht Spielertra­iner Andreas Theis eher unrealisti­sch. „Wir spielen eine sehr gute Rückrunde und liegen voll im Soll. Mit Ahbach am Mittwoch auswärts und Tawern am Samstag zu Hause haben wir in der zweiten Englischen Woche in Folge zwei dicke Brocken vor der Brust. Ob es noch auf Platz zwei gehen kann, können wir danach thematisie­ren“, meint der scheidende Coach, der zuletzt wegen muskulären Problemen nur eingeschrä­nkt einsetzbar war.

 ?? FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ ?? Ehrang/Pfalzel obenauf: Julian Bidon (am Ball) und seine FSG haben gegen Spitzenrei­ter SG Schneifel sportlich ein Zeichen gesetzt. Hinter den Kulissen rumort es aber gewaltig.
FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ Ehrang/Pfalzel obenauf: Julian Bidon (am Ball) und seine FSG haben gegen Spitzenrei­ter SG Schneifel sportlich ein Zeichen gesetzt. Hinter den Kulissen rumort es aber gewaltig.
 ?? FOTO: PASCAL DUPPICH ?? Ein Ehranger Trio hat für die neue Saison in Bitburg unterschri­eben (von links): Benjamin Barthel, Jonas Streit und Michael Hensel.
FOTO: PASCAL DUPPICH Ein Ehranger Trio hat für die neue Saison in Bitburg unterschri­eben (von links): Benjamin Barthel, Jonas Streit und Michael Hensel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany