Trierischer Volksfreund

„Brauchen Helden in Schwarz und Gelb“: BVB träumt vom Halbfinale

Zum Ende einer dürftigen Saison besteht die Chance, doch noch einen Coup zu landen. Im Rückspiel gegen Atlético Madrid könnte der BVB in den europäisch­en Fußball-Adel zurückkehr­en.

- VON HEINZ BÜSE UND THOMAS ESSER

(dpa) Die Sehnsucht nach einer magischen Nacht mobilisier­t letzte Kräfte. Im Viertelfin­al-Rückspiel der Champions League gegen Atlético Madrid will Borussia Dortmund an alte, glorreiche Festspielz­eiten auf großer Bühne anknüpfen. Der mögliche erste Halbfinal-Einzug seit elf Jahren lässt die Strapazen der jüngsten Terminhatz und neue Personalso­rgen vergessen. Nach dem eher schmeichel­haften 1:2 im ersten Duell nur sechs Tage zuvor hofft Trainer Edin Terzic auf eine unvergessl­iche Sternstund­e: „Wir brauchen unsere eigenen Helden in Schwarz und Gelb.“

Ähnlich wie der Fußball-Lehrer setzt auch Sebastian Kehl auf die brodelnde Atmosphäre in der ausverkauf­ten heimischen Fußball-Kathedrale. „Wir werden die Energie benötigen, die von außen kommt. Dann glaube ich fest daran, dass wir das packen“, sagte der Sportdirek­tor vor dem Showdown am Dienstag (21 Uhr/Amazon Prime Video) gegen die für ihre Defensivku­nst bekannten Spanier.

„Wir müssen geduldig, ruhig und vor allem fokussiert bleiben. So müssen wir Atlético besiegen und nicht in Infights neben dem Platz.“Julian Brandt

Anders als in der Bundesliga, in der die Borussia als Fünfter den eigenen Ansprüchen derzeit nicht gerecht wird, bietet sich in Europa die Chance auf einen prestigetr­ächtigen Coup und satte Zusatzeinn­ahmen von mindestens 12,5 Millionen Euro. Viel wird davon abhängen, ob sich das Team von Trainer Terzic besser verkauft als im Hinspiel, in dem nach desolatem Start zwischenze­itlich ein Fiasko drohte. Nur dank des späten Anschlusst­reffers durch Sébastien Haller darf die Borussia weiter auf den Einzug in den erlauchten Kreis der vier besten kontinenta­len Teams hoffen.

Doch so forsch und offensiv wie am vergangene­n Mittwoch im Estadio Metropolit­ano dürften die „Rojiblanco­s“um den einstigen BVB-Profi Axel Witsel in Dortmund kaum auftreten. Schließlic­h gilt ihr als Heißsporn bekannter Trainer Diego Simeone als großer Freund gnadenlose­r Defensivta­ktik mit effektiven Kontern. „Es wird ein sehr intensives Spiel werden. Wir werden auf unsere Chancen warten und sie uns hart erarbeiten müssen“, mutmaßte Kehl.

Mit ähnlicher Philosophi­e erreichte Atlético unter der Regie von Simeone bereits zwei Mal das Finale (2014 und 2016). Doch so stabil wie damals steht die Abwehr zum Leidwesen ihres Fußball-Lehrers in dieser Saison nicht. Beim 3:1 über den FC Girona am vergangene­n Wochenende musste sein Team das bereits 58. Gegentor im 46. Pflichtspi­el hinnehmen. Ein Schnitt von

1,25 Gegentoren pro Partie gab es in der seit 2011 anhaltende­n Amtszeit von Simeone noch nie.

Schon im Hinspiel ging es phasenweis­e giftig zu. So lieferte sich Sportdirek­tor Kehl an der Seitenlini­e ein heftiges Wortgefech­t mit Simeone und bekam dafür später im Netz viel Zustimmung. Auf die Frage, ob am Dienstag eine ähnliche Wehrhaftig­keit gefordert ist, antwortete Julian Brandt: „Wir müssen geduldig, ruhig und vor allem fokussiert bleiben. So müssen wir Atlético besiegen und nicht in Infights neben dem Platz.“

Wirklich frisch gehen die Dortmunder nicht in das Spiel. Das 1:2 am vergangene­n Samstag in Mönchengla­dbach bereitete mehr Mühe als geplant, weil der knappe Vorsprung nach dem Platzverwe­is von Karim Adeyemi (55. Minute) mit viel Leidenscha­ft verteidigt werden musste. Zudem zogen sich Torjäger Haller und Dribbelkün­stler Jamie

Bynoe-Gittens Verletzung­en zu.

Afrika-Meister Haller, der sich nach langer Zwangspaus­e wieder in die Startelf gekämpft hatte, wird deshalb mindestens zwei weitere Wochen ausfallen. Dagegen scheint Bynoe-Gittens wieder fit zu sein. Dazu kehrt der noch am Samstag wegen eines Magen-Darm-Infekts fehlende Jadon Sancho in den Kader zurück.

Möglicherw­eise ist auch Niclas Füllkrug wieder erste Wahl. Dass der Nationalst­ürmer in Mönchengla­dbach gar nicht zum Einsatz kam, hatte weniger mit Belastungs­steuerung als vielmehr mit seiner seit Wochen schlechten Form und anhaltende­n Ladehemmun­g zu tun. Terzic ließ offen, ob Füllkrug oder der in Mönchengla­dbach erst ein- und später ausgewechs­elte Youssoufa Moukoko für Haller in die Startelf rückt: „Wir haben schon mit Niclas, aber auch mit Youssoufa gute Spiele gezeigt.“

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Eine Szene aus dem Hinspiel: Madrids Nahuel Molina (rechts) und Dortmunds Jadon Sancho kämpfen um den Ball.

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