Trierischer Volksfreund

„Xabi I.“hebt Bayer in neue Sphären

Von der ersten Meistersch­aft erhofft sich Leverkusen einen Push für die Ziele in Europa League und DFB-Pokal.

- VON CARSTEN LAPPE UND THOMAS ESSER

(dpa) Für Bayer Leverkusen­s famose Titeljäger und Trainer Xabi Alonso war die spontane ausgelasse­ne Meisterfei­er nur eine kurze Alltagsflu­cht. Der Fokus bleibt auch nach dem erlösenden ersten Bundesliga­titel des Werksclubs bestehen. Nun soll die erste Meistersai­son Bayers noch größeres historisch­es Ausmaß bekommen. Mit dem Triple und einer Leistung vollendet werden, die selbst Rekordmeis­ter Bayern München noch nie vollbracht hat: eine Spielzeit ohne eine einzige Niederlage zu absolviere­n.

Schon inmitten der bierselige­n Stadionpar­ty am Sonntagabe­nd nach dem 5:0 gegen Werder Bremen, der aus Vizekusen endgültig Meisterkus­en machte, gab Alonso die klare Marschrout­e an das Feiervolk aus. „Es ist toll, deutscher Meister zu sein. Aber wir wollen mehr“, brüllte der 42 Jahre alte ehemalige Weltklasse­spieler auf der Tribüne, als sich das Meistertea­m noch einmal den auf dem Spielfeld verharrend­en Fans präsentier­te: „Wir wollen auch den Pokal und die Europa League!“

Wegen der großen Ziele der in diesem Jahr alles überragend­en und in bereits 43 Pflichtspi­elen ungeschlag­enen Bayer-Elf wird es die offizielle Feier mit Meistersch­ale und möglichen weiteren Trophäen nach dpa-Informatio­nen erst am 26. Mai geben – dem Tag nach dem Pokalfinal­e gegen den abstiegsbe­drohten Zweitligis­ten 1. FC Kaiserslau­tern. „Gestern war es eher spontan, aber das sind ja oft die schönsten Feiern“, sagte Sportdirek­tor Simon Rolfes am

Montagmorg­en im ZDF. Die Kabinenpar­ty mit Pizza und Bier hatte sich am Abend in eine Feier mit den Familien gewandelt. Wo sie endete, wusste auch Rolfes nicht, „weil die Spieler noch weitergezo­gen sind“.

Mit Rücksicht auf das Viertelfin­alRückspie­l in der Europa League am Donnerstag bei West Ham United liegt die Aufmerksam­keit schon wieder voll auf dem Auftritt in London. „Wir werden alles daran setzen, am Donnerstag ins Halbfinale einzuziehe­n und weiterzuma­chen“, sagte Rolfes, dessen Team das Hinspiel 2:0 gewonnen hatte. Das Endspiel der Europa League in Dublin findet drei Tage vor dem DFB-Pokalfinal­e statt. „Das ist etwas ganz Besonderes, da werden wir alles für tun.“

Von der Erleichter­ung, die Meistersch­aft bereits perfekt gemacht zu haben, verspricht sich der 42 Jahre alte Architekt des Bayer-Kaders nun „einen zusätzlich­en Push“für die restliche Saison, der den Sommer überdauern soll. Bayer-Protagonis­ten wie Experten sind sich einig, dass die erste Meistersch­aft des Clubs keine Eintagsfli­ege sein wird – wie sie es so oft war, wenn in den vergangene­n Jahrzehnte­n ein anderes Team als Rekordcham­pion Bayern München oder Borussia Dortmund Meister wurde.

In den vergangene­n 40 Jahren ist es bislang keinem Meister außer München oder dem BVB geglückt, den Titel zu verteidige­n. Manchmal folgte gar ein schmerzhaf­ter Absturz, oft aber vor allem längere Perioden einer FC-Bayern-Dominanz wie in den vergangene­n elf Jahren. „Die Serie des FC Bayern ist gerissen, aber wir werden nun alles daran setzen, um wieder anzugreife­n“, erklärte FCB-Sportvorst­and

Max Eberl. Ob dies diesmal tatsächlic­h so schnell gelingt, ist zumindest fraglich. Zu chancenlos waren die Bayern in dieser Spielzeit, so stark und ausgeglich­en besetzt wirkt der Kader der Leverkusen­er im Gegensatz zur Unwucht im Aufgebot der Bayern. Der Meisterkad­er soll weiter verstärkt werden. „Wir haben auf jeden Fall eine Mannschaft, die auch im nächsten Jahr konkurrenz­fähig ist“, kündigte Rolfes an. Dass auch der FC Bayern bei seinem Werben um seinen früheren Profi Alonso leer ausging, und es den Basken spätestens 2026 zum Nonplusult­ra-Club Real Madrid ziehen könnte, sagt einiges über die Stärke von Leverkusen aus.

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FOTO: MEISSNER/AP Es ist nicht das Original, das Jonas Hofmann in den Himmel streckte, aber wen kümmert das schon? Bayer Leverkusen ist deutscher Meister.
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FOTO: GAMBARINI/DPA Die Leverkusen­er Fans stürmten nach dem Sieg das Spielfeld in der BayArena und feierten mit den Spielern den Meistertit­el.

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