„Xabi I.“hebt Bayer in neue Sphären
Von der ersten Meisterschaft erhofft sich Leverkusen einen Push für die Ziele in Europa League und DFB-Pokal.
(dpa) Für Bayer Leverkusens famose Titeljäger und Trainer Xabi Alonso war die spontane ausgelassene Meisterfeier nur eine kurze Alltagsflucht. Der Fokus bleibt auch nach dem erlösenden ersten Bundesligatitel des Werksclubs bestehen. Nun soll die erste Meistersaison Bayers noch größeres historisches Ausmaß bekommen. Mit dem Triple und einer Leistung vollendet werden, die selbst Rekordmeister Bayern München noch nie vollbracht hat: eine Spielzeit ohne eine einzige Niederlage zu absolvieren.
Schon inmitten der bierseligen Stadionparty am Sonntagabend nach dem 5:0 gegen Werder Bremen, der aus Vizekusen endgültig Meisterkusen machte, gab Alonso die klare Marschroute an das Feiervolk aus. „Es ist toll, deutscher Meister zu sein. Aber wir wollen mehr“, brüllte der 42 Jahre alte ehemalige Weltklassespieler auf der Tribüne, als sich das Meisterteam noch einmal den auf dem Spielfeld verharrenden Fans präsentierte: „Wir wollen auch den Pokal und die Europa League!“
Wegen der großen Ziele der in diesem Jahr alles überragenden und in bereits 43 Pflichtspielen ungeschlagenen Bayer-Elf wird es die offizielle Feier mit Meisterschale und möglichen weiteren Trophäen nach dpa-Informationen erst am 26. Mai geben – dem Tag nach dem Pokalfinale gegen den abstiegsbedrohten Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. „Gestern war es eher spontan, aber das sind ja oft die schönsten Feiern“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes am
Montagmorgen im ZDF. Die Kabinenparty mit Pizza und Bier hatte sich am Abend in eine Feier mit den Familien gewandelt. Wo sie endete, wusste auch Rolfes nicht, „weil die Spieler noch weitergezogen sind“.
Mit Rücksicht auf das ViertelfinalRückspiel in der Europa League am Donnerstag bei West Ham United liegt die Aufmerksamkeit schon wieder voll auf dem Auftritt in London. „Wir werden alles daran setzen, am Donnerstag ins Halbfinale einzuziehen und weiterzumachen“, sagte Rolfes, dessen Team das Hinspiel 2:0 gewonnen hatte. Das Endspiel der Europa League in Dublin findet drei Tage vor dem DFB-Pokalfinale statt. „Das ist etwas ganz Besonderes, da werden wir alles für tun.“
Von der Erleichterung, die Meisterschaft bereits perfekt gemacht zu haben, verspricht sich der 42 Jahre alte Architekt des Bayer-Kaders nun „einen zusätzlichen Push“für die restliche Saison, der den Sommer überdauern soll. Bayer-Protagonisten wie Experten sind sich einig, dass die erste Meisterschaft des Clubs keine Eintagsfliege sein wird – wie sie es so oft war, wenn in den vergangenen Jahrzehnten ein anderes Team als Rekordchampion Bayern München oder Borussia Dortmund Meister wurde.
In den vergangenen 40 Jahren ist es bislang keinem Meister außer München oder dem BVB geglückt, den Titel zu verteidigen. Manchmal folgte gar ein schmerzhafter Absturz, oft aber vor allem längere Perioden einer FC-Bayern-Dominanz wie in den vergangenen elf Jahren. „Die Serie des FC Bayern ist gerissen, aber wir werden nun alles daran setzen, um wieder anzugreifen“, erklärte FCB-Sportvorstand
Max Eberl. Ob dies diesmal tatsächlich so schnell gelingt, ist zumindest fraglich. Zu chancenlos waren die Bayern in dieser Spielzeit, so stark und ausgeglichen besetzt wirkt der Kader der Leverkusener im Gegensatz zur Unwucht im Aufgebot der Bayern. Der Meisterkader soll weiter verstärkt werden. „Wir haben auf jeden Fall eine Mannschaft, die auch im nächsten Jahr konkurrenzfähig ist“, kündigte Rolfes an. Dass auch der FC Bayern bei seinem Werben um seinen früheren Profi Alonso leer ausging, und es den Basken spätestens 2026 zum Nonplusultra-Club Real Madrid ziehen könnte, sagt einiges über die Stärke von Leverkusen aus.