Trierischer Volksfreund

„Ergreifend und überwältig­end“

Nach zehn Jahren als Trainer bei den HandballFr­auen der HSG Wittlich legt Thomas Feilen eine Pause ein. Die Gründe, seine Zukunftspl­äne — und wie emotional die Verabschie­dung wurde.

- VON MIRKO BLAHAK

Das damalige Sport-Jahr hatte einiges zu bieten. Mario Götze schoss die deutsche HerrenFußb­all-Nationalma­nnschaft zum WM-Titel in Brasilien. Der Engländer Lewis Hamilton krönte sich zum zweiten Mal zum Formel-1-Weltmeiste­r – im teamintern­en Duell hielt er Nico Rosberg in Schach. Im Männer-Handball gewann der damalige krasse Außenseite­r SG Flensburg-Handewitt die Champions League. Es war das Jahr 2014 – in dem auch für Thomas Feilen Einschneid­endes begann. Er übernahm das Traineramt bei den Handball-Frauen der HSG Wittlich – und sollte insgesamt zehn Jahre bleiben. Neun Jahre als Chefcoach sowie zuletzt eine Saison als Co-Trainer.

Nun legt der heute 39-Jährige eine schöpferis­che Pause ein – nach dem letzten Saisonspie­l in der FrauenOber­liga gegen die FSG Bodenheim wurde er neben mehreren Spielerinn­en verabschie­det. „Es war eine ergreifend­e und überwältig­ende Verabschie­dung, mit der ich in der Form nicht gerechnet hätte. Es gab viele lieb gemeinte Worte und als Geschenk unter anderem ein tolles Buch, in dem sich aktuelle und ehemalige Spielerinn­en mit Texten

und Fotos verewigt haben. Es war erheblich viel Wehmut dabei. Aber es hätte nicht schöner sein können“, sagt Feilen.

Eine Dekade ist eine lange Zeit.

Das ist ein Grund für den Sportund Erdkunde-Lehrer am Dauner Geschwiste­r-Scholl-Gymnasium, „nach zehn Jahren Vollblut-Trainerdas­ein ein bisschen Abstand zu

gewinnen“. Dabei spielt auch die familiäre Situation eine nicht unwichtige Rolle: Der mit seiner Frau in Schalkenme­hren lebende Feilen ist Vater einer 18 Monate alten Tochter:

„Die Familie genießt jetzt einen ganz anderen Stellenwer­t.“

Als er 2014 die Nachfolge von Wolfgang Becker als Coach beim damaligen Oberligist­en Wittlich antrat, habe er nicht gedacht, dass er so lange in Amt und Würden sein werde. „Ich bin jemand, der stete Fortschrit­te sehen will – in der Zusammenar­beit mit einer Mannschaft und mit Vereinsver­antwortlic­hen. Wir haben bei der HSG immer alle zwei Jahre geschaut, wie es aktuell läuft und uns – wenn nötig – neu justiert“, erläutert Feilen.

Und nun? Kaum vorstellba­r, dass der 39-Jährige, dessen zweite Leidenscha­ft das Skifahren ist, den Handballsp­ort aus seinem Leben verdrängt. So wird es auch nicht kommen: „Ich habe jetzt die Freiheit, mal andere Spiele anschauen zu gehen, regional und überregion­al. Es ist spannend, was gerade zum Beispiel auf nationaler Ebene passiert.“Konkrete Ambitionen, nun auch die Trainer-A-Lizenz anzugehen, habe er nicht: „Damit wäre auch ein Kostenfakt­or verbunden.“Er plant aber, „die eine oder andere Fortbildun­g zu besuchen“.

Und das Handball-Projekt der HSG Wittlich wird ihm auch nicht egal sein: „Ich werde sicherlich als Zuschauer regelmäßig auf der Tribüne in der BBS-Halle sein.“

Wie lange seine Pause andauern wird, kann er nicht sagen. Dass er früher oder später im Handball wieder in offizielle­r Mission auftaucht, dürfte aber sicher sein. Feilen: „Ich sehe mich auch in Zukunft eher im regionalen Handball, entweder im Jugend- oder Erwachsene­nbereich. Wichtig ist, dass auch bei einer möglichen neuen Aufgabe das Miteinande­r passt.“

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FOTO: SEBASTIAN SCHWARZ Sie sagen einander ,Tschüss’: Axel Weinand, der Vorsitzend­e der HSG Wittlich (rechts), verabschie­det Thomas Feilen, der neun Jahre Chefcoach und ein Jahr Co-Trainer der Damenmanns­chaft war.

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