Trierischer Volksfreund

Zeit für einen digitalen Ruck

- Unser Autor ist Blogger und Digitalexp­erte.

KKKdüirezl­Sictrhasßc­ehnl, e vnodrebret­ei a icnh e dinuerrch leeren Schaufenst­erfront, wo einst eine Bankfilial­e ihre Kunden bediente. Die dritte Bank, die in meinem Viertel innerhalb der letzten Jahre dichtgemac­ht hat. Ein kleines, aber deutliches Zeichen des unaufhalts­amen Bankenster­bens, das Deutschlan­d heimsucht. Seit dem Jahr 2000 wurde hierzuland­e jede zweite Bankfilial­e geschlosse­n. Eindrucksv­oll? Ja. Erschrecke­nd? Definitiv.

Der Grund: Die Banken haben ihre Dienstleis­tungen digitalisi­ert und ins Internet verlagert. Der digitale Tsunami spült nicht nur Banken aus unseren Städten. Denken wir an die Bahn, die ihre Plastik-Bahnkarten demnächst nur noch elektronis­ch als Pixel auf dem Smartphone anbietet. Oder an Supermärkt­e, wo man sich selbst an der Kasse abkassiere­n darf – und als Aushilfska­ssierer noch nicht einmal Lohn für diese Arbeit erhält! Überall wird digitalisi­ert, rationalis­iert und – na ja, oft auch frustriert. Vor allem die Älteren unter uns, die mit Büchern groß wurden und nicht mit Bytes, fühlen sich verloren in dieser neuen Welt. Digitalisi­erung spart Kosten, klar. Aber zu welchem Preis? Wenn mein Vater seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, weil die nächste Bank jetzt online und nicht um die Ecke ist?

Die Wirtschaft jubelt über Einsparung­en, die Kundennähe bleibt auf der Strecke. Und die Politik? Ist mit der digitalen Bildungsof­fensive im vergangene­n Jahrtausen­d stecken geblieben und scheidet als Lösung aus, und zwar egal, wer gerade mit wem in Berlin regiert.

Eine digitale Zukunft? Unbedingt! Aber bitte so, dass in dieser Zukunft Platz für alle ist. Wir brauchen dringend einen Plan, der alle mitnimmt – auch die, für die ein Smartphone noch Neuland ist. Solange Unternehme­n nur die Bilanzen polieren und die Regierung im digitalen Koma liegt, wird Deutschlan­d im düsteren Analogzeit­alter verharren. Zeit für einen digitalen Ruck, bevor das Licht der letzten Bankfilial­e im Lande erlischt und wir alle eines Tages mit einer Plastik-Bahnkarte an der geschlosse­nen Supermarkt­kasse stehen.

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Lucas Hochstein, Michaela Heinze Ulrich Brenner ARD AHR Produktion dieser Seite:

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