Trierischer Volksfreund

Angemessen kondoliere­n: So geht es

Wenn man Trauernden sein Mitgefühl ausdrücken möchte, sollte man das auch tun. Doch wie genau macht man das am besten? Und welche Fallstrick­e lauern?

- VON BETTINA LÜKE

(dpa) Kondoliere­n bedeutet, Beileid auszudrück­en und Anteilnahm­e gegenüber Menschen zu zeigen, die einen Verlust erlitten haben. Es ist eine sensible Geste, die Fingerspit­zengefühl erfordert. Zwei Experten erklären, was man beachten sollte.

1. Aufrichtig sein Je nachdem, in welchem Verhältnis man zur verstorben­en Person und den Hinterblie­benen steht, sollte man kondoliere­n und weitere Hilfsangeb­ote dosieren.

„Entbieten Sie Ihr aufrichtig­es Beileid oder Mitgefühl, Ihre tief empfundene Anteilnahm­e, Erinnerung­en an die und Würdigung der verstorben­en Person, Zitate, allgemeine Gedanken an Abschied, Tod, Trauer, bieten Sie Hilfsangeb­ote an“, rät Thomas Schäfer-Elmayer, Etikette-Experte in Wien.

2. Schreiben: Brief oder Karte – unter Umständen auch digital „Der klassische Weg ist, einen persönlich­en

Brief auf Briefpapie­r zu schreiben“, sagt Fabian Lenzen. Er unterricht­et an der Theo-Remmertz-Akademie, dem Bundesausb­ildungszen­trum der Bestatter, und ist Vorsitzend­er der Bestatter-Innung von Berlin und Brandenbur­g.

Wenn man im Schreibwar­enhandel eine Trauerkart­e, vielleicht schon mit einem aufgedruck­ten Spruch kauft, sollte man sie nicht ganz unpersönli­ch belassen, sondern in ein paar Zeilen persönlich kondoliere­n. „Je weniger man von der verstorben­en Person und den Hinterblie­benen kennt, umso vorsichtig­er, kürzer, neutraler und einfühlsam­er“, sagt Thomas Schäfer-Elmayer.

Fabian Lenzen rät, sich daran zu orientiere­n, wie auch sonst die Kommunikat­ion stattgefun­den hat - oder daran, wie die Todesnachr­icht übermittel­t wurde. Hat man sie etwa über WhatsApp bekommen, ist es angemessen, dann auf diesem Weg zu kondoliere­n. Hat man aber von Menschen, mit denen man sonst nicht digital kommunizie­rt, eine Karte per Post bekommen, ist eine Antwort per WhatsApp eher unpassend.

Grundsätzl­ich gilt aber: „E-Mail, WhatsApp oder SMS sind besser als nichts“, sagt Thomas SchäferElm­ayer. Und: „Auch bei geschäftli­chen Beziehunge­n ist Kondoliere­n angebracht.“

3. Anrufen und besuchen - wenn es denn passt

Bei entfernten Verwandten, Bekannten, Nachbarn oder Kollegen sollte man zur Maßgabe machen, wie nah man der verstorben­en Person und den Hinterblie­benen gestanden hat.

Dann könne ein zusätzlich­er Anruf passend sein, sagt Etikette-Experte Schäfer-Elmayer. Wer überlegt, was richtig ist, sollte versuchen, die Perspektiv­e der Trauernden einzunehme­n. „Wenn von meinem

besten Freund der Partner verstirbt und ich weiß, der sitzt jetzt alleine zu Hause und niemand kümmert sich, frage ich natürlich: Du, soll ich mal einfach vorbeikomm­en?“, sagt Fabian Lenzen.

4. Kränze & Co.: Wertschätz­ung zeigen, aber nicht übertreibe­n

„Je näher man einer Familie oder auch Firma – wenn etwa ein Kunde oder dessen Ehefrau gestorben ist – steht, umso mehr sind neben dem Kondolenzb­rief

weitere Zeichen Wertschätz­ung angebracht“, Thomas Schäfer-Elmayer.

Unpassend ist aber, wenn man entgegen den Wünsche der Familie größere Blumengest­ecke oder ähnliche Dinge zur Trauerfeie­r schickt oder mitbringt. „Oder wenn man insbesonde­re als Einzelpers­on einen besonders großen Kranz mitbringt, mit dem man seine besondere Wertschätz­ung zum Ausdruck bringen will, der dann aber größer der sagt ist als der Kranz der Familie“, sagt Fabian Lenzen.

Wenn statt um Blumen um Spenden für einen bestimmten Zweck gebeten wird, sollte man sich auch daran halten.

5. Fehler vermeiden Auch wenn man es gut meint, man kann beim Kondoliere­n übers Ziel hinausschi­eßen. Seitenlang­e Trauerbrie­fe können Wunden aufreißen, ebenso wie lange Telefonate, so Thomas Schäfer-Elmayer.

„Dann muss man immer wieder erzählen, was passiert ist, und das will man vielleicht gar nicht, weil es einen auch selber immer wieder aufwühlt“, erklärt Fabian Lenzen. „Da ist dann sicherlich auch etwas Zurückhalt­ung angemessen.“

Einfach nur herzliches Beileid wünschen, ist allerdings auch niemals passend, findet Schäfer-Elmayer. Der größte Fehler ist aber: gar nichts machen. Oft neigen wir dazu, etwas distanzier­t zu sein, so Lenzen. Nach dem Motto: „Bevor ich etwas Falsches sage, sage ich lieber gar nichts.“

Das ist allerdings falsch, denn vielleicht haben die Hinterblie­benen das Bedürfnis nach Trost oder einfach die Erwartung, dass sich jemand meldet. Auch und gerade bei Menschen, die einen anderen kulturelle­n Hintergrun­d haben als man selbst, sollte man sich an diesem orientiere­n.

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DPA Beileid zu bekunden ist eine sensible Geste, die Fingerspit­zengefühl erfordert.

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