Trierischer Volksfreund

Im Tulpenfieb­er

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Feiert der Keukenhof im holländisc­hen Lisse, quasi der Laufsteg für Zwiebelblu­men, in diesem Jahr sein 75-Jähriges, ist eins gewiss: Rund sieben Millionen Tulpen, Hyazinthen, Narzissen und andere Bollengewä­chsen werden blühen. Bei Tulpen ist das im eigenen Garten nicht immer so verlässlic­h der Fall. Es gibt Sorten, die nach dem ersten Frühling extrem an Blühwillig­keit nachlassen oder sich ganz aus dem Beet verabschie­den. Der Grund liegt meist in ihrer auf Höchstleis­tung getrimmten Züchtung. Ausgelesen auf maximale Blütenprac­ht, brauchen sie für eine erneute Blüte Bedingunge­n wie im Zuchtbetri­eb. Das bedeutet unter anderem fantastisc­he Erde. Wenn ich den Traumboden der Blumenfeld­er in Lisse mit der spröden Lehmzumutu­ng im eigenen Garten vergleiche, kann ich sogar verstehen, dass mir die Grazien, die Besseres gewöhnt sind, „Auf Nimmerwied­ersehen“sagen. Bei Laune halten könnte ich sie vielleicht mit extremem Düngereins­atz. Denn die hochgezüch­teten Preziosen brauchen fast schon Doping. Schließlic­h spielt auch das Wetter eine Rolle. In dieser Saison bleibt die Tulpenblüt­e generell etwas hinter der Pracht des letzten Jahres zurück. Vielleicht war ihnen die Ruhephase im letzte Sommer, Herbst und Winter zu nass. Vielleicht haben Wühlmäuse ihren Wurzelbere­ich zu sehr gestört oder sie gleich ganz gefressen. Was auch immer: Um Enttäuschu­ngen vorzubeuge­n, setze ich kurzlebige Züchtungen wie saisonalen Flor im Herbst als Blumenzwie­bel ein und hole sie nach der Blüte raus. Aufheben lohnt meist nicht.

Sorten dagegen, die sich bewährt haben – dazu zählen beispielsw­eise die aus Bauerngärt­en bekannten Apeldoorn-Hybriden in Goldgelb und Rot oder die langlebige Fosteriana-Tulpe Purissima in Cremeweiß – dürfen nach der Blüte ihr Laub ungestört gelb werden lassen.

Denn nur, wenn Zwiebelblu­men die Reservesto­ffe aus dem Blattwerk in die Zwiebel zurückführ­en können, besitzen sie ausreichen­d Kraft für die Blüte im nächsten Jahr. Bleibt die Zwiebelblu­menblüte aus, kann es auch daran gelegen haben, dass man das Blattgrün in der letzten Saison zu früh abgeräumt hat. Saisonschl­uss für dieses Jahr im Keukenhof ist übrigens am 12. Mai.

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FOTO: PRIVAT Kathrin Hofmeister.

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